Ein Subtyp der Omikron-Variante breitet sich in anderen Ländern derzeit rasant aus. Forscher nennen sie auch die „getarnte“ Variante. Was es damit auf sich hat, lest ihr hier.
Die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 breitet sich weltweit immer weiter aus. Inzwischen tauchen auch Berichte über die Subvariante BA.2 auf, die auch als „Stealth Omicron“ bzw. „Tarnkappen-Variante“ bekannt ist. Indische Zeitungen berichteten bereits zu Beginn des Jahres, dass 80 % aller Genomsequenzierungen positiver SARS-CoV-2-Tests auf die Subvariante zurückgehen.
Die BA.2-Fallzahlen steigen aktuell nicht nur in Indien stark an, sondern auch insbesondere in Dänemark, Singapur, Schweden und Großbritannien. In Dänemark soll BA.2 derzeit schon für knapp die Hälfte aller Corona-Infektionen verantwortlich sein.
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Sowohl BA.1 als auch BA.2 weisen über 50 Mutationen auf; besonders interessant sind die Mutationen im Spike-Protein und in der ORF1a-Region. Bisher gibt es jedoch keine Daten dazu, die bedeutende und funktionelle Unterschiede zwischen den Varianten aufzeigen. Der Name „Stealth Omicron“ kam zu Beginn der Identifizierung von BA.2 dadurch zustande, dass der Sublinie eine spezifische Deletion fehlt, die PCR-Tests die Detektion ermöglichen (wir berichteten). Doch mit der Anpassung von PCR-Tests ist auch die Detektion von BA.2 kein Problem.
Das RKI schreibt folgendes dazu: „Weiterhin ist beim Primer-Design zu beachten, dass gerade in Omikron gehäuft nah beieinander liegende Aminosäure-Austausche vorkommen (z.B. S:N501Y und Umgebung), was zu zusätzlichen Bindungs- und damit Detektionsschwierigkeiten führen kann.“ Man könne daher nicht davon ausgehen, das bereits etablierte PCR-Assays einen zuverlässigen Nachweis der Mutationen in der Omikron-Variante ermöglichen.
Daher rät das RKI dazu, Primer- und Sondensequenzen zu überprüfen und anzupassen. Damit sollte auch die Detektion von BA.2 mithilfe einer PCR-Analyse unproblematisch sein. Anhand von Fachliteratur und öffentlichen Datenbanken werden stetig Varianten-spezifische Mutationen erfasst – meist Austäusche und Deletionen im Spikeprotein –, die für relevante Viruslinien charakteristisch sind. Mithilfe dieser Daten können etwaige Sonden und Primer angepasst werden.
Die Stealth-Variante scheint sich noch schneller zu verbreiten als die bisher dominierende Omikron-Variante BA.1. Laut der UK Health Security Agency (UKHSA) weise die Stealth-Variante eine „erhöhte Wachstumsrate“ im Vergleich zur vorherigen Variante auf. Dennoch gilt die Subvariante noch nicht als Variant of Concern. Aktuell zirkulieren die beiden Varianten BA.1 und BA.2 gleichzeitig und stehen unter Beobachtung.
„Es liegt in der Natur von Viren, sich zu entwickeln und zu mutieren, daher ist zu erwarten, dass im Verlauf der Pandemie weiterhin neue Varianten auftauchen werden“, sagte Dr. Meera Chand, Leiterin für COVID-19-Fälle der UKHSA. „Bisher gibt es keine ausreichenden Beweise, um festzustellen, ob BA.2 eine schwerere Krankheit verursacht als Omikron BA.1, aber die Datenlage ist begrenzt und die UKHSA untersucht weiter.“
Insgesamt gibt es bisher drei Sublinien (BA.1, BA.2., BA.3), die unter Beobachtung stehen. Im letzten Wochenbericht des RKI wurde für KW 01/2022 BA.1 in der Stichprobe 1.568-mal nachgewiesen, BA.2 hingegen lediglich 38-mal und BA.3 nur einmal. „Damit werden fast alle bisher in Deutschland nachgewiesenen Infektionen mit Omikron der Sublinie BA.1 zugeordnet“, heißt es. Bisher sei auch keine starke Zunahme des Anteils der Stealth-Variante unter allen Omikron-Nachweisen zu beobachten. Möglicherweise wird sich das noch ändern, aktuell sieht es aber nicht danach aus.
Bildquelle: Timothy Perry, Unsplash