Derzeit infizieren sich immer mehr Menschen mit Omikron – auch Geimpfte. Doch wie steht es nach einer solchen Durchbruchsinfektion um den Immunschutz? Eine US-Studie gibt Aufschluss.
Derzeit verbreitet sich die Omikron-Variante rasant, da sich auch Geimpfte immer häufiger infizieren. Doch könnten Geimpfte von einer Durchbruchsinfektion sogar profitieren? Das Fachmagazin Cell veröffentlichte nun eine US-amerikanische Studie, die sich mit dieser Thematik befasst.
Dazu untersuchten die Forscher die Antikörperantwort im Serum. Sie teilten die Probanden dazu in Gruppen von je 15 Erwachsenen auf: Geimpfte, Geimpfte mit Durchbruchsinfektion, Genesene und Genesene, die sich anschließend impfen ließen. Jeweils 8 Personen der geimpften Gruppen hatten eine Booster-Impfung erhalten. Die Proben wurden mit Individuen verglichen, die weder mit SARS-CoV-2 infiziert, noch geimpft waren und keine Antikörper gegen das Virus aufwiesen. Den Teilnehmern wurden innerhalb von 180 Tagen in bestimmten Zeitabständen Blutproben entnommen. Die Forscher untersuchten die Proben mithilfe von ELISA auf IgG-, IgA- und Ig-M-bindende Titer.
Insgesamt konnten die Forscher zeigen, dass Probanden mit Durchbruchsinfektionen oder Genesene mit Impfung eine höhere und breitere neutralisierende Antikörperantwort aufwiesen als Personen, die nur zwei Dosen eines COVID-19-Impfstoffs erhalten haben oder genesen waren. Dabei war die neutralisierende Antikörperreaktion zu allen Messzeitpunkten gegenüber den Varianten Delta und Beta höher als bei Personen, die nur geimpft wurden. Das Besondere: Nach Erhalt einer dritten Dosis stieg auch die neutralisierende Aktivität bei den bisher zweifach geimpften Probanden auf ein vergleichbares Niveau wie das der Durchbruchsinfizierten bzw. infizierten Geimpften.
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Ähnliche Untersuchungen führten die Forscher auch zur Omikron-Variante durch. Die neutralisierende Aktivität sank bereits nach 30 Tagen in allen Gruppen deutlich. Doch das scheint nicht allzu schlimm zu sein, denn nach einer Booster-Impfung beobachteten die Forscher sowohl in der Gruppe der Infizierten mit Folgeimpfung, als auch in der Gruppe mit nur Geimpften eine verstärkte neutralisierende Aktivität gegen Omikron. Personen, die lediglich eine Infektion durchgemacht hatten, wiesen hingegen die geringste neutralisierende Aktivität auf und schon gar keine gegen Omikron; zumal die Infektion auf eine ursprünglichere Variante zurückgeht.
Die wichtigste Erkenntnis dieser Studie ist, dass ein kleiner Vorteil für die Probanden beobachtet werden konnte, die sowohl eine Infektion als auch Impfungen durchgemacht haben – unabhängig von der Reihenfolge.
Spannend ist in dem Zusammenhang auch die Frage, wie sich eine Omikron-Infektion im Vergleich zu Delta auf Kinder unter 5 Jahren auswirkt. Das ist auch deshalb wichtig, weil Kinder in dieser Altersgruppe noch nicht vom Immunschutz durch eine Impfung profitieren können. Nun gibt es dazu erste Daten aus den USA. Dabei handelt es sich um eine retrospektive Studie, die eine Kohorte von fast 80.000 Kindern unter 5 Jahren umfasst. Dabei infizierten sich etwa 7.201 Kinder in einem Zeitraum, in dem Omikron dominierte (Omikron-Kohorte), 63.203 Kinder während der Hochphase von Delta (Delta-Kohorte) und 9.188 Kinder in einer Zeit, in der Delta dominierte, doch unmittelbar bevor sich die Omikron-Variante ausbreitete (Delta2-Kohorte).
Rückblickend betrachtet scheint eine Omikron-Infektion auch bei kleinen Kindern milder zu verlaufen: So war das Risiko eines schweren klinischen Verlaufs in dieser Kohorte signifikant niedriger als in der Delta-Kohorte (18,83 % vs. 26,67 %; RR: 0,71). Ähnlich war es auch bei den Krankenhauseinweisungen (1,04 % vs. 3,14 %; RR: 0,33), Einweisungen auf die Intensivstation (0,14 % vs. 0,43 %: RR: 0,32) sowie der mechanischen Beatmung (0,33 % vs. 1,15 %; RR: 0,29). Zwischen der Delta- und Delta2-Kohorte gab es keine signifikanten Unterschiede im Hinblick auf die Schwere der Erkrankung.
„Die Tatsache, dass es keine Unterschiede zwischen den beiden Delta-Kohorten gab, doch signifikante Unterschiede zwischen den Omikron- und Delta-Kohorten, deuten ferner darauf hin, dass die Unterschiede aus nativen Eigenschaften der Variante selbst resultieren“, schreiben die Autoren zu ihren Ergebnissen. Das sei ein Hinweis darauf, dass Omikron-Infektionen in der Altersgruppe der unter 5-Jährigen mit weniger schweren Verläufen assoziiert seien.
Auch bei Erwachsenen soll Omikron mildere Verläufe verursachen (wir berichteten). Doch das relativiert nicht die Gefahr, die von dieser Variante ausgeht – insbesondere für Ungeimpfte. Durch ihre höhere Infektiösität kann sie sich besonders schnell verbreiten und dazu führen, dass viele Menschen gleichzeitig erkranken.
Bildquelle: Fusion Medical Animation, unsplash