Das Versorgungsmodell eines hebammengeführten Kreißsaals wird aktuell viel diskutiert. Aber ist das Modell auch sicher? Eine Schweizer Studie bietet nun neue Zahlen.
Seit einiger Zeit steigt die Anzahl der schwangeren Frauen, die sich für eine hebammengeleitete Geburt ohne ärztliche Anwesenheit entscheiden. Im Falle eines unerwartet auftretenden Problems kann jedoch direkt medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. Ob eine Hebammengeburt ratsam ist, wird meist nach sorgfältiger Prüfung des Gesundheitszustandes der Mutter, des Schwangerschaftsverlaufs und der Entwicklung des Fetus entschieden. Das als besonders intim geltende Modell und der weitgehende Verzicht auf medizinische Interventionen erhöht dabei nicht nur die Arbeitszufriedenheit von Hebammen (wir berichteten), sondern bietet noch mehr Vorteile – wie eine aktuelle Studie des Inselspitals Bern nun zeigt.
Ein Team um Chefarzt Prof. Daniel Surbek analysierte Daten aus über 500 geplanten Hebammengeburten aus über 14 Jahren. Dabei zeigte sich, dass über die Hälfte aller geplanten Hebammengeburten ohne ärztliche Unterstützung stattfinden konnte. Bei den restlichen Fällen (43%) war ein ärztlicher Beizug – meist wegen eines ungewöhnlichen Geburtsverlaufs oder dem Wunsch nach einer PDA – notwendig. In nur rund 5% der geplanten Hebammengeburten musste die Entbindung per Kaiserschnitt erfolgen, und lediglich 1% aller Neugeborenen mussten auf der Intensivpflegeabteilung für Neugeborene betreut werden.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Hebammengeburt bei Schwangerschaften mit niedrigem Risiko eine sichere Option ist. „Ob die Gesamtkosten geringer sind als bei der Geburt mit Betreuung durch Hebamme und Ärztin gemeinsam prüfen wir zur Zeit in einer vertieften ökonomischen Analyse", so Prof. Surbek. Es bestehe aber viel Potential diese Art der Geburtsbetreuung zu erweitern und zu fördern.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsspitals Bern. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Carlo Navarro, unsplash.