Die Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom (mBC) beschränkte sich früher hauptsächlich auf die Chemotherapie.1 Durch ein umfassendes genomisches Tumorprofiling mittels Next Generation Sequencing (NGS) haben sich in den letzten Jahren jedoch neue therapeutische Möglichkeiten ergeben. Denn mit Hilfe der molekularen Tumoranalyse lassen sich individuelle Veränderungen in den Genen von Krebszellen identifizieren. Diese Informationen können dazu beitragen, eine personalisierte Therapieentscheidung anhand des Tumorprofils zu treffen.2
In einer retrospektiven Studie untersuchten Wissenschaftler:innen die Umsetzung dieses zielgerichteten Ansatzes in der Routinepraxis.1 Sie konnten zeigen, dass Patientinnen, die eine auf den NGS-Ergebnissen basierende Therapie erhielten, bessere klinische Ergebnisse aufwiesen als Patientinnen, die die Standardtherapie erhielten und so von einer NGS-basierten Therapieentscheidung profitieren konnten.1
Für die Studie bewerteten die Wissenschaftler:innen die NGS-basierte Tumorprofilerstellung mittels des FoundationOne CDx® sowie die entsprechende Behandlungsentscheidung bei Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs. Sie ermittelten sowohl die klinischen Ergebnisse derjenigen Patientinnen, die eine auf die Sequenzierung abgestimmte Therapie erhielten, als auch die Ergebnisse nach Erhalt einer Standardtherapie.1
In die Studie einbezogen wurden 95 Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom, die in der Zeit von Februar 2018 bis Mai 2020 im interdisziplinären Brustkrebszentrum der Kliniken Essen-Mitte (KEM) in Behandlung waren und bei denen ein NGS durchgeführt wurde.1
Bei allen Patientinnen der Studienkohorte wurden im Rahmen der NGS-Analyse mittels FoundationOne CDx® mindestens drei genomische Veränderungen identifiziert.1 Bei 83 (87,4 %) der 95 Betroffenen waren im Median zwei Genmutationen als potentielles Therapieziel gefunden worden.1 Lediglich bei 12 Patientinnen konnten keine therapeutisch adressierbaren Genalterationen gefunden werden.1 Am Häufigsten ließen sich Veränderungen in den Genen TP53 (57,9 %), PIK3CA (36,8 %), ZNF703 (27,4 %) und FGFR1 (25,3 %) nachweisen.1
30 Patientinnen mit adressierbaren Genmutationen erhielten schließlich eine an das NGS-Ergebnis angepasste Therapie.1 In der Analyse zeigte sich, dass das Verhältnis des progressionsfreien Überlebens (PFS) unter NGS-basierter Behandlung im Vergleich zum PFS unter der letzten Linie der Standardtherapie vor NGS bei 13 (43,3 %) Patientinnen >1,3 lag.1 Dies deutete laut den Autoren der Studie auf einen klinischen Nutzen der NGS-gesteuerten Therapie hin.1
Die Ein-Jahres-Gesamtüberlebensrate (OS) betrug bei den 65 Patientinnen, die eine Standardtherapie erhielten 22,7 % (95 % KI, 6,5-44,4) gegenüber 62,9 % (95 % KI, 41,6-78,2) bei den Patientinnen mit NGS-basierter Therapieentscheidung.1 Zudem war das mediane Gesamtüberleben bei den Patientinnen in der NGS-angepassten Therapiekohorte signifikant länger als bei der Standardtherapie (69,1 vs. 40,3 Wochen, p = 0,039).1
Die Studie zeigte, dass das umfassende genomische Tumorprofiling (CGP) von FoundationOne CDx® in Kombination mit dem detaillierten Ergebnisbericht neue Therapieoptionen für Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs eröffnet hat. In der routinemäßigen klinischen Praxis führte die Einführung von FoundationOne CDx® und ein konsequenter, auf NGS abgestimmter Therapieansatz, zu verbesserten klinischen Ergebnissen bei einer Untergruppe von Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom. Einschränkungen der Studie sind die kleine Patientenkohorte sowie das retrospektive Studiendesign. Dennoch sind die Ergebnisse vielversprechend und sollten in weiteren Studien validiert werden.
Die gesamte Studie können Sie hier nachlesen.
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