Ärztetag: Dem Fax geht's an den Kragen

Ärztetag: Dem Fax geht's an den KragenDer Umgang mit der Corona-Pandemie, ärztliche Suizidhilfe und Klimawandel: Beim Deutschen Ärztetag wird es um große Themen gehen. Wir haben euch einen Fahrplan zusammengestellt.

Bei einer Vorab-Pressekonferenz zum Deutschen Ärztetag, der jährlichen Hauptversammlung der Bundesärztekammer (BÄK), stellten Klaus Reinhardt, BÄK-Präsident, und Ellen Lundershausen, Vize-Präsidentin, das geplante Programm vor. Unser Überblick für euch:

Als Top-Thema soll der Klimawandel unter dem Motto „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ diskutiert werden. Dies war eigentlich schon für frühere Ärztetage angesetzt, wurde auf Grund der Pandemie aber mehrfach verschoben. Welche Krankheiten werden im Zuge der Erderwärmung auf uns zukommen, wie können Krankenhäuser angepasst werden (Stichwort: Hitzepläne), wie gut sind gesundheitliche Einrichtungen vorbereitet – und inwiefern tragen sie selbst zur Klimakrise bei? Diese Fragen sollen den Themenkomplex bestimmen. „Der Ärztestand hat Vorbildfunktion und sollte diese ausfüllen“, so Reinhardt.

Wie steht es um ärztliche Suizidhilfe, interprofessionelle Zusammenarbeit und Weiterbildung? Die Vorstellung der aktuellen Sachstandsberichte wird der zweite große Punkt auf der Tagesordnung sein. Reinhardt betonte vor allem mit Blick auf die geänderte Berufsordnung bei der Suizidhilfe, dass es sich hierbei nicht um eine abschließende Diskussionen, sondern eine Analyse des Stands der Dinge handele.

Das dritte wichtige Thema wird sich wohl durch alle Gespräche ziehen: Es soll um den Austausch mit der neuen Regierung und die Herausforderungen zukünftiger Gesundheitspolitik gehen. Einen Schwerpunkt setzte Reinhardt hier auf die Industrialisierung des Gesundheitswesens, die sich an sozialen „Leitplanken und Regeln“ orientieren sollte. Es habe sich „eine Art ruinöser Wettbewerb zwischen Krankenhäusern“ entwickelt, der eine für den Nachwuchs attraktive Arbeitsatmosphäre im Keim ersticke, so der BÄK-Präsident. Bei allen wirtschaftlichen und innovativen Anreizen der Kommerzialisierung dürfe der Patient als Mensch nicht zu kurz kommen. Ein weiteres Problem seien derzeitige Strukturen, wie „aus den 70er bis 80er Jahren“, so Reinhardt. Das Fax als Standard, die händische Erfassung von Infektionszahlen und das frühe Scheitern der Kontaktverfolgungen seien nur einige Beispiele, in denen Deutschland bei der Digitalisierung vor allem im Bereich Pandemiemanagement besser werden kann. Hierfür müssten sich „einfachere, aber dafür funktionierende Lösungen finden“ und auch die Ärzte als tatsächlich Betroffene mehr eingebunden werden. Nur so ließen sich alltagstauglichere Wege finden, die einen echten Mehrwert bringen. Jens Spahn habe in diesen Bereichen zwar viel angestoßen, „aber die Auswirkungen sind zum Ende der Legislaturperiode überschaubar“, so der BÄK-Präsident.

12-Punkte-Papier: Gewaltproblem angehenNeben diesen 3 thematischen Schwerpunkten präsentierten Reinhardt und Lundershausen auch ein Forderungspapier, das sich an die neue Bundesregierung richtet. In 12 Punkten fasst die BÄK darin dringend anzugehende Baustellen in der Gesundheitspolitik zusammen. Ein zentrales Anliegen ist, die zunehmende Gewalt gegen medizinisches Personal in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Dazu soll es mediale Aufklärungskampagnen geben. „Gewalt gegen helfende Menschen ist in einer Gesellschaft wie der unseren nicht angemessen“, sagte Lundershausen.
^{Bei DocCheck haben wir uns auch bereits mit dem}^Thema^befasst:

Zum Abschluss warnte die Vize-Präsidentin der BÄK mit einer persönlichen Anmerkung: Die neue Regierung werde sicher Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen vorschlagen – das würde sich jedoch in erster Linie auf die Patienten auswirken und auf dem Rücken des medizinischen Personals ausgetragen werden. Angesichts bereits bestehender Engpässe und Knappheiten sei das, besonders im Hinblick auf die Nachwuchsgewinnung, keine Option.
Bildquelle: Milivoj Kuhar, Unsplash