Vor einer Woche wurde die WHO-Liste der VOI um eine Mutante erweitert – Mu. Viel war bisher noch nicht von ihr zu hören, doch eine aktuelle Studie gibt mehr Auskunft: Sie scheint resistenter als die meisten anderen Varianten zu sein.
Am 30. August aktualisierte die WHO ihre Liste der Variant of Interest (VOI) um eine weitere SARS-CoV-2-Linie – die Variante B.1.621, auch bekannt als Mu (wir berichteten). Erstmalig wurde sie im Januar 2021 in Kolumbien erfasst, wobei sie im Mai die damals dominierende Variant of Concern (VOC) Gamma auskonkurrierte. Mittlerweile wurde sie in 39 Ländern nachgewiesen, jedoch dominiert sie in keinem der anderen Länder.
Auffällig an der Variante sind acht Mutationen im Spike-Protein, darunter auch die allseits bekannten Übeltäter E484K und D614G. Jedoch teilt sie sich ebenfalls Mutationen mit Delta (Mutation D950N) und Alpha (Mutation P681H).
Ein aktueller Preprint aus Japan untersuchte nun Seren von COVID-19-Rekonvaleszenten und vollständig BNT162b2-Geimpften bezüglich der besagten Variante. Dafür erfolgte ein direkter Vergleich verschiedener SARS-CoV-2-Spike-Proteine, der zeigte, dass das Mu-Spike resistenter gegen die Serum vermittelte Neutralisation ist als das aller anderen getesteten VOIs und VOCs, darunter auch Delta und Alpha.
Der Neutralisationstest zeigte, dass Mu gegenüber den Seren von 8 Genesenen 12,4-fach resistenter ist, als das ursprüngliche Virus, das ebenfalls die D614G-Mutation im Spike-Protein trägt. Auch in den 10 entnommenen Seren der Geimpften zeigte sich, dass Mu um das 7,6-fache resistenter ist als das ursprüngliche Vergleichsvirus.
Auch wenn die Antikörper-Titer gegen Mu geringer waren als gegen die anderen getesteten Varianten, ist eine Stichprobengröße von 18 Probanden nicht sehr aussagekräftig. Die Ergebnisse geben daher lediglich einen Hinweis auf neue Eigenschaften, die mit den Mutationen im Spike-Protein der Mu-Variante einhergehen könnten. Zudem wurden die Ergebnisse der einzelnen Varianten nicht untereinander statistisch verglichen, sodass man lediglich den Vergleich zum parentalen Virus hat.
Bermerkenswert ist jedoch der Vergleich zwischen Genesenen und vollständig Geimpften, da der Neutralisations-Titer in den Genesenen generell höher war, die Varianten – im Vergleich zur ursprünglichen Mutante – gegen diese Gruppe jedoch resistenter erschienen. Interssant wäre daher ein direkter statistischer Vergleich zwischen diesen Gruppen.
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