Booster-Zulassungen, neue Varianten und das Zahlen-Update: Corona-technisch hat sich in dieser Woche wieder einiges getan.
Das amerikanische Unternehmen Moderna hat für seinen mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 die Zulassung für eine Booster-Dosis von 50 µg bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA eingeleitet. Dabei geht das Unternehmen davon aus, die nötigen Dokumente in den nächsten Tagen auch bei der EMA und weiteren weltweiten Zulassungsbehörden einzureichen.
Pfizer/Biontech hatte bereits in der letzten Woche bekanntgegeben, dass ein ergänzender Zulassungsantrag bei der FDA für eine Auffrischungsdosis des Impfstoff COMIRNATY® eingeleitet werde. Bei dem Impfstoff handelt es sich bisher um den einzigen mit einer vollständigen Zulassung.
Nach der Einweihung des WHO-Pandemiefrühwarnzentrums in Berlin (wir berichteten) hat sich WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus ungewöhnlich kritisch gegen China geäußert und mögliche Sanktionen in Spiel gebracht. Grund dafür ist der noch ungeklärte Ursprung von SARS-CoV-2 und das unkooperative Vorgehen der chinesischen Regierung. Ähnlich äußerte sich auch Spahn zu der Thematik.
Das eingeweihte Zentrum ist auf Informationen von wissenschaftlichen Institutionen und Regierungen angewiesen. So sollen große Mengen an Daten frühzeitig ausgewertet werden, bevor sich ein Virus global verbreiten kann. Einige WHO-Mitglieder, darunter auch Deutschland, arbeiten daher an einem Pandemie-Vertrag, der unter anderem für mehr Transparenz und Kooperation sorgen soll.
China verweigert weiterhin die Herausgabe von Rohdaten der ersten 174 erfassten Patienten, die wahrscheinlich mit SARS-CoV-2 infiziert waren. Dabei soll auch geprüft werden, ob das Virus möglicherweis einem Labor entsprungen ist (wir berichteten). China wehrt diese Vorwürfe ab; die Untersuchungen seien politischen Ursprungs und von den USA angestachelt.
Die Variante B.2.621, auch bekannt als Mu, wird nun von der WHO als Variant of Interest (VOI) eingestuft. Erstmals wurde die Variante im Januar 2021 in Kolumbien entdeckt und macht dort mittlerweile mehr als 39 Prozent der Infektionsfälle aus. Global liege die Verteilung der Mu-Variante lediglich bei unter 0,1 Prozent. Jedoch wurde sie bereits in anderen südamerikanischen sowie europäischen Ländern detektiert.
Die besagte Variante weise dabei Mutationen auf, die auf eine mögliche Resistenz gegen Impfstoffe hindeuten könnte. Bisher befinden sich erst fünf weitere Varianten auf der Liste der VOI: Eta, Iota, Kappa, Lambda und seit Dienstag nun auch Mu. In dieser Liste werden Varianten mit genetischen Veränderungen erfasst, von denen bekannt ist, dass sie Viruseigenschaften wie Übertragbarkeit, Krankheitsverlauf und Immunevasion beeinflussen und offensichtliche epidemiologische Auswirkungen vorweisen, die ein Risiko für die globale öffentliche Gesundheit darstellen.
Eine weitere Corona-Variante, C.1.2, die in den letzten Tagen für Schlagzeilen gesorgt hatte (wir berichteten), wurde nun auf die Liste für Alerts for Further Monitoring aufgenommen. In dieser Liste werden SARS-CoV-2-Varianten mit genetischen Veränderungen erfasst, von denen vermutet wird, dass sie die Viruseigenschaften beeinflussen und ein zukünftiges Risiko darstellen könnten. Jedoch ist die Beweislage dieser gelisteten Varianten für phänotypische oder epidemiologische Auswirkungen unklar und erfordert somit eine verstärkte Überwachung.
Ab September bieten Bund und Länder nun Auffrischungsimpfungen für Ältere und Immungeschwächte an. Mehrere Bundesländer haben schon damit begonnen, Pflegebedürftige, über 80-Jährige sowie Immunsupprimierte mit einer Booster-Impfung zu versorgen. Jedoch gibt es noch keine offizielle Empfehlung der STIKO. Dies wird nun von Ärztepräsident Klaus Reinhardt kritisiert.
„Es spricht theoretisch einiges dafür, dass eine Auffrischungsimpfung für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen mit einem geschwächten Immunsystem sowie für Hochbetagte sinnvoll sein kann“, so Reinhard. „Nach bisherigem Kenntnisstand und Auffassung namhafter Experten ist sie aber für die meisten Geimpften nicht sofort nötig.“ Es fehlen noch aussagekräftige Studien, ob, wann und für wen die Auffrischimpfung geeignet sei. „Ich halte es deshalb für einen Fehler, dass Bund und Länder in der Breite Auffrischungsimpfungen angekündigt haben, ohne eine entsprechende Empfehlung der STIKO abzuwarten“, sagte Reinhardt.
Die Verunsicherung durch Bund und Länder wurde ebenfalls vom Hausärzteverband kritisiert. Der Ärztepräsident betonte aber auch, dass der STIKO das Problem bewusst sei und man derzeit an einer Empfehlung für Impf-Booster arbeite.
Das Bundeskabinett hat den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Spahn abgesegnet, die 7-Tage-Inzidenz künftig nicht mehr als einzigen Maßstab in der COVID-19-Pandemie zu werten. Dabei soll insbesondere die Anzahl der regionalen COVID-19-Klinikeinweisungen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen (Hospitalisierunginzidenz) wesentlich für zu ergreifenden Schutzmaßnahmen seien. Weitere Indikatoren bei der Bewertung des Pandemiegeschehens sind unter anderem nach Altersgruppen differenzierte 7-Tage-Inzidenzwerte, die verfügbaren Intensivbetten sowie die Zahl der Geimpften.
Ein einheitlicher bundesweiter Grenzwert wird somit abgeschafft. Im Antrag wird Folgendes formuliert: „Der Schwellenwert ist jeweils unter Berücksichtigung der regionalen stationären Versorgungskapazitäten festzusetzen mit dem Ziel, eine drohende Überlastung der regionalen stationären Versorgung zu vermeiden.“ In Bezug auf weitere Indikatoren heißt es im Antrag: „Weitere Parameter zur Bewertung der epidemischen Lage, wie die Infektionsdynamik und die Anzahl der gegen Covid-19 geimpften Personen, können einbezogen werden.“ Die Änderungen sollen in der letzten Sitzung des Bundestags am 7. September, vor den Wahlen, beschlossen werden.
Die 7-Tage-Inzidenz steigt auch in Deutschland kontinuierlich an. Laut Angaben des RKI befindet sich die Inzidenz nun bei 80,2. Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter 14.251 COVID-19-Neuinfektionen und verzeichnete 45 COVID-19-Todesfälle.
Nach aktuellen Daten des RKI wurden am 1. September 264.072 Impfdosen in Deutschland verabreicht, wovon 143.774 Dosen zu einer vollständigen Impfung führten. Somit haben insgesamt 54.422.242 Personen bzw. 65,5 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten. Davon sind 50.600.451 Personen vollständig geimpft, was einem Anteil von 60,9 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht.
Laut Angaben des RKI sind aktuell 21.233 von 25.459 verfügbaren Betten belegt, was einem Anteil von 83,4 Prozent entspricht. Davon sind 1.169 bzw. 6 Prozent COVID-19-Intensivpatienten, von denen 598 bzw. 51 Prozent invasiv beatmet werden.
Bildquelle: SpaceX, unsplash