Auch bei asymptomatischen Patienten mit Vorhofflimmern ist eine rhythmuserhaltende Therapie von Vorteil, zeigt eine Studie. Aber: Die Leitlinien empfehlen dies bisher nur für symptomatische Patienten.
Ungefähr ein Drittel aller Vorhofflimmerpatienten ist asymptomatisch. Vorhofflimmern geht einher mit einem hohen Risiko für Schlaganfall, Herztod und andere kardiovaskuläre Komplikationen, unabhängig davon, ob die Patienten typische Symptome haben oder nicht. Die aktuellen Leitlinien für die Behandlung von Vorhofflimmern empfehlen Antikoagulation und Therapie von Begleiterkrankungen für alle Patienten mit Vorhofflimmern, während eine rhythmuserhaltende Therapie nur für symptomatische Patienten vorgesehen ist.
Die EAST-AFNET-4-Studie hat untersucht, ob eine rhythmuserhaltende Therapie mittels Antiarrhythmika oder Katheterablation, wenn sie im ersten Jahr nach der Diagnose Vorhofflimmern begonnen wird, die Prognose der Patienten verbessert. Das Hauptergebnis der Studie, das im vorigen Jahr publiziert wurde, zeigte einen Nutzen des frühen Rhythmuserhalts für alle Patienten. Eine frühzeitige rhythmuserhaltende Therapie mit Medikamenten und/oder Ablation führte im Vergleich zur üblichen Behandlung zu weniger Todesfällen, Schlaganfällen und Krankenhausaufenthalten wegen Verschlechterung einer Herzschwäche oder akutem Koronarsyndrom.
In der Studie wurden 2.789 Patienten mit kürzlich diagnostiziertem Vorhofflimmern (innerhalb eines Jahres nach Diagnose) und kardiovaskulären Risikofaktoren in den beiden Studiengruppen „früher Rhythmuserhalt“ und „übliche Behandlung“ über einen Zeitraum von fünf Jahren behandelt und beobachtet.
In der aktuellen Substudie wurden die Auswirkungen der frühen rhythmuserhaltenden Therapie für alle asymptomatischen Patienten der Studie analysiert und mit denen bei symptomatischen Patienten verglichen.
Bei Einschluss in die Studie waren 801/2633 (30,4 %) Patienten asymptomatisch, 1832/2633 (69,6 %) symptomatisch. Die Eigenschaften der asymptomatischen Patienten ähnelten denen der symptomatischen mit geringfügigen Unterschieden in den Begleiterkrankungen. Herzschwäche trat bei asymptomatischen Patienten (169/801 (21,1 %)) seltener auf als bei symptomatischen Patienten (569/1832 (31,1 %)). Es gab weniger asymptomatische Frauen (300/801 (37,5 %)) als symptomatische (923/1832 (50,4 %)).
Hinsichtlich der Antikoagulation und der Behandlung von Begleiterkrankungen gab es keine Unterschiede zwischen asymptomatischen und symptomatischen Patienten. Dem Studienprotokoll entsprechend erhielten asymptomatische Patienten der Studiengruppe „früher Rhythmuserhalt“ nahezu dieselbe frühe rhythmuserhaltende Therapie wie symptomatische Patienten.
Der primäre Studienendpunkt (zusammengesetzt aus kardiovaskulärem Tod, Schlaganfall oder Krankenhausaufenthalt wegen Verschlechterung einer Herzschwäche akutem Koronarsyndrom) ereignete sich bei 79/395 asymptomatischen Patienten der Gruppe „früher Rhythmuserhalt“ und bei 97/406 asymptomatischen Patienten der Gruppe „übliche Behandlung“, nahezu genauso wie in der Gesamtstudienpopulation. Der Nutzen der frühen rhythmuserhaltenden Therapie zur Verhinderung kardiovaskulärer Komplikationen bei asymptomatischen Patienten unterscheidet sich also nicht von dem bei symptomatischen Patienten.
Willems fasst zusammen: „Der Vorteil des frühen Rhythmuserhalts, den wir in der Gesamtpopulation der EAST-AFNET-4-Studie gesehen haben, ist auch bei asymptomatischen Patienten gegeben. Unsere Ergebnisse sprechen für einen gemeinsamen Entscheidungsprozess, in dem die Vorteile einer rhythmuserhaltenden Therapie bei allen Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern diskutiert werden, unabhängig von Vorhofflimmer-typischen Symptomen.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Kompetenznetzes Vorhofflimmern. Die bereits publizierte Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt. Die aktuellen Ergebnisse wurden auf dem ESC-Kongress vorgestellt – darüber findet ihr hier mehr:
Bildquelle: David Martin, Unsplash