Bei einer Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfraktion gab es bisher keine spezifische Behandlungsoption. Forscher der Charité konnten nun einen Fortschritt verzeichnen: Sie identifizierten ein passendes Medikament.
In Deutschland leiden etwa vier Millionen Personen an einer Herzschwäche – die häufigste Form bei älteren Menschen ist die Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfraktion (HFpEF). Bisher waren die Behandlungsoptionen dieser gefährlichen Erkrankung sehr eingeschränkt. „Die Leitlinien empfehlen bei HFpEF bisher nur das Management von Begleiterkrankungen – wie Hypertonie und Diabetes – und Symptomen“, erklärt Prof. Stefan Anker von der Berliner Charité. „Zwar gab es mehrere große klinische Studien in den vergangenen Jahren, die verschiedene Therapieansätze für HFpEF untersucht haben, aber keiner der Wirkstoffe hat eine klinisch eindeutige und statistisch signifikante Verbesserung der Prognose gezeigt“ – bis jetzt.
Anker und seine Kollegen konnten in der bisher größten HFpEF-Studie ein Medikament identifizieren, das einen eindeutigen statistischen Effekt zeigt und auch klinisch relevant ist: Empagliflozin – ein Arzneimittel, das seit einigen Jahren für die Behandlung von Diabetes eingesetzt wird. Seine Wirkung bei Herzschwäche zeigte es nun in der Studie, an der knapp 6.000 Betroffene mit leichter bis mittelschwerer HFpEF teilnahmen.
In der Studie wurde unter anderem untersucht, ob es das Risiko für die Betroffenen senkt, aufgrund ihrer Erkrankung in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden oder an einer kardiovaskulären Ursache zu versterben. Die Studienteilnehmer waren im Schnitt 72 Jahre alt. Rund die Hälfte von ihnen nahm über einen Zeitraum von im Mittel über zwei Jahren täglich eine Tablette mit dem Wirkstoff ein, die andere Hälfte ein Placebo.
In der Placebo-Gruppe wurden über 17 % der Patienten in ein Krankenhaus aufgenommen oder verstarben. In der Empagliflozin-Gruppe waren es lediglich 13,8 %. Damit verringerte das Medikament das kombinierte Hospitalisierungs- und Sterberisiko für HFpEF-Betroffene um 21 %. Darüber hinaus berichteten die Studienteilnehmer über weniger Symptome.
Unter der Empagliflozin-Behandlung traten häufiger Nebenwirkungen wie niedriger Blutdruck, Harnwegsinfektionen und Infektionen im Genitalbereich auf. „Diese Nebenwirkungen sind milder Art und lassen sich medizinisch gut behandeln“, sagt Anker. Er fasst zusammen: „In meinen Augen bedeutet dieses Ergebnis einen großen Fortschritt in der Kardiologie. Wir können Menschen, die an Herzschwäche mit erhaltener Pumpfraktion leiden, erstmals ein Medikament anbieten, das ihre Prognose und auch ihr Wohlergehen verbessert – und das bei einem sehr guten Sicherheitsprofil“. Empagliflozin wurde in diesem Jahr in der EU für die Indikation von HFpEF zugelassen.
Die Studie wurde auch auf dem ESC-Kongress vorgestellt. Mehr dazu lest ihr hier:
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Charité Berlin. Die Originalpublikation findet ihr hier.
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