Für den Schutz gegen die Delta-Variante spielt die Zweitdosis die entscheidende Rolle. Das gilt für die Impfung mit Biontech – aber auch für Astra-Impflinge, wie neue Daten zeigen.
Täglich werden je Corona-Impfzentrum etwa 12.000 Impftermine angesetzt. Laut Gesundheitsministerium verfallen jedoch täglich etwa 400 Termine, die nicht abgesagt wurden. Einerseits ist dies auf spontane Impfungen beim Haus-oder Betriebsarzt zurückzuführen. Doch auch die Befürchtung, dass nun einige Impflinge auf ihre Zweitdosis verzichten, steht im Raum.
Vor dem Hintergrund der aufkommenden Delta-Variante spielt die zweite Dosis der Impfstoffe jedoch eine sehr wichtige Rolle im Kampf gegen die SARS-CoV-2-Pandemie. Dies zeigt eine kürzlich erschienene Publikation.
In der Studie wurde die Delta-Sensitivität gegenüber dem Impfstoff des Herstellers AstraZeneca und dessen induzierten neutralisierenden Antikörpern untersucht und mit früheren Daten des Biontech-Impfstoffs verglichen. An der Untersuchung nahmen insgesamt 106 Probanden teil, die zuvor mit dem Impfstoff des Herstellers AstraZeneca geimpft wurden. Dabei wurde zusätzlich zwischen den Teilnehmern unterschieden, die lediglich eine Dosis oder eine vollständige Immunisierung erhielten. Zur Untersuchung des neutralisierenden Antikörper Titers (NAbTs) wurden fünf SARS-CoV-2-Stränge eingesetzt, darunter Alpha, Beta und Delta.
Personen, die zwei Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs erhielten, zeigten im Vergleich zum Biontech-Impfstoff eine Reduktion des NAbTs gegen Alpha um das 2,1-fache und gegen Beta und Delta das 2,5-fache. Zudem zeigte sich bei den quantifizierbaren NAbTs eine signifikante Reduktion gegenüber den Varianten: So lag er unter den Probanden gegen Alpha noch bei 87 % und gegen Beta und Delta lediglich bei 60 % und 62 %. Dies stünde im Gegensatz zu den früheren erfassten Ergebnissen, bei der nach zwei Dosen des Biontech-Impfstoffs mehr als 95 % der Teilnehmer quantifizierbare NabTs gegen Beta und Delta aufwiesen, heißt es in dem Artikel.
Bei der Untersuchung der NAbTs nach einer Einzeldosis des AstraZeneca-Impfstoffs zeigte sich, dass COVID-19-Genesene einen signifikant höheren Titer aufwiesen als Personen, die lediglich die Erstdosis erhielten. Zudem wiesen Teilnehmer ohne vorangegangene Infektion zwar quantifizierbare NAbTs gegen den Wildtyp (91 %) auf, jedoch lagen unter diesen Personen signifikant mehr NAb-Antworten gegenüber den getesteten Varianten unterhalb der Nachweisgrenze: bei 65 % gegen Alpha, bei 88 % gegen Beta und bei 85 % gegen Delta.
Einerseits zeigen diese Daten, dass der Imfpschutz gegenüber den Varianten nach Erhalt beider Dosen bei Biontech-Empfängern höher ist als bei denjenigen, die den Impfstoff von AstraZeneca erhielten. Jedoch schließt dies nicht auf die tatsächliche Wirksamkeit des Impfstoffs gegen symptomatische Infektionen und inwieweit diese in Verbindung mit schwerem oder tödlichen COVID-19 stehen, betonen die Autoren. Zudem zeigen die Forschungsergebnisse auf, welche Bedeutung die zweite Dosis gegen die Varianten hat. Insbesondere mit den Lockerungen und den möglichen Reisen ist eine vollständige Immunisierung wichtig, um die Pandemie einzudämmen.
Die Forscher verweisen dabei auch auf die Delta-Variante. Denn diese führe zu einem starken Anstieg der COVID-19-Fälle in Großbritannien mit einer aktuellen Verdopplungszeit von 3,5-16 Tagen, sowie ein anhaltender Anstieg der Reproduktionszahl (R) auf 1,2-1,4 und das trotz erfolgreicher Impfkampagne.
Zudem steige in Schottland und in England auch die Zahl der täglichen Krankenhauseinweiusngen und die Zahl der Patienten, die eine mechanische Beatmung benötigen. In Israel zeigt sich bereits, dass eine Impfquote von 80 % unter den Erwachsenen die Delta-Variante nicht vor der Ausbreitung stoppt.
Delta gewinnt immer mehr die Führung im Rennen der Corona-Varianten.Auch in Deutschland steigt die Zahl der Betroffenen und die Alpha-Variante geht immer mehr zurück. So liegt der Anteil der Delta-Variante unter den Infizierten mittlerweile bei 25 %.
Neue Daten gibt es auch zu Biontech: Ein kürzlich bei uns erschienener Artikel verweist ebenfalls auf die Impfstoffwirksamkeit der Vakzinen gegenüber den Varianten. Darin wird nochmals betont, dass die Erstdosis beider Impfstoffe lediglich eine Wirksamkeit von 33 % gegen eine symptomatische Erkrankung durch Delta aufweist. Dies unterstreicht die Bedeutung einer Zweitdosis. Die Forscher empfehlen zusätzlich, über eine mögliche Drittimpfung nachzudenken, um eine weitere Pandemieausbreitung durch die Varianten einzudämmen.
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