Impfungen, Blutabnahmen oder Injektionstherapien: Schon der Anblick einer Nadel kann Kinder in Angst und Schrecken versetzen. Was können Ärzte und Eltern tun, um Kindern die so wichtigen Injektionen zu erleichtern? Hier finden Sie praktische Tipps.
Seit der aktuellen COVID-19-Pandemie bekommt die Injektion in Form der Impfung einen neuen Stellenwert. Auch wenn die Meinungen zu Impfungen sonst häufig auseinander gehen, sind sie in vielen Fällen äußerst relevant und die einzige Prävention – so auch im Kampf gegen Corona. Vor allem bei Kindern, die diese Relevanz noch nicht verstehen können, steht aber die Angst und der mögliche Schmerz im Vordergrund. Damit diese Ängste auch bei zukünftigen Injektionen nicht zu Phobien ausreifen, können verschiedene Tipps bei dem Injektionsverfahren helfen.
Stress beim Spritzen kann Phobien begünstigen
Beispiel Impfung: Diese sorgt immer wieder für Stress – nicht nur bei den Kindern selbst und deren Eltern, sondern auch bei den behandelnden Ärzten. Mögliche Folgen sind eine Vaccinophobie (Angst vor Impfungen) oder Trypanophobie (Spritzenangst). Diese haben häufig Angstsymptome, wie beispielsweise Zittern, innere Unruhe oder Herzrasen zur Folge, die sich körperlich, psychisch oder auch im Verhalten äußern.
Schätzungsweise bis zu 25 % aller Erwachsenen sind von einer Trypanophobie betroffen, die vor allem auf negativen Erfahrungen aus der Kindheit basiert. Etwa 10 % der Bevölkerung verweigern aufgrund dieser Ängste Impfungen.1
Umgekehrt bedeutet dies, dass Maßnahmen, die eine stress- und schmerzfreie Injektion begünstigen, der Prävention von Spritzenangst dienen. Dies wiederum kann die Impfraten bzw. die Adhärenz verbessern.1 Wichtig ist es, dass ein einmaliges Impferlebnis nicht mit negativen Assoziationen belegt wird, sodass potentielle andere Injektionen, die in bestimmten Fällen auch lebensnotwendig sein können, nicht zur Herausforderung werden.
Empfehlungen zur möglichst angst- und schmerzfreien Injektion für medizinisches Fachpersonal
Wie eine Studie zeigte, führt die Beruhigung des Kindes dazu, dass sich sein Leiden möglicherweise verstärkt.2 Auch Mitgefühl oder Beschwichtigung („Ist doch nicht so schlimm.“), aber auch Tadel („Stell Dich nicht so an!“) scheinen das Leid des Kindes zu erhöhen.2 Diese Verhaltensweisen sollten somit eher unterlassen werden. Welches die besten Maßnahmen zur stressfreien Injektion sind, ist in der folgenden Übersicht zusammengestellt:2-7 Vor der Injektion
Während der Injektion
Nach der Injektion
Einfache Maßnahmen und ein einfühlsames Vorgehen während der Behandlung können demnach entscheidend sein, um den jungen Patienten die Injektionsprozedur deutlich zu erleichtern. Dies ist besonders relevant, wenn in der Zukunft beispielsweise aufgrund von chronischen autoinflammatorischen Erkrankungen dauerhafte Injektionstherapien notwendig sind. So können bleibende Ängste verhindert werden. Ein Vorteil bei dauerhaften Injektionen: Die Injektion wird oft ein- oder mehrmalig vom behandelnden Arzt oder einer Schwester durchgeführt und kann später zuhause durch die Eltern erfolgen. Wird die Prozedur bei den ersten Injektionen in der Praxis gut vorgeführt, können sich die Eltern wichtige Schritte abschauen und die Injektion auch zuhause so angenehm wie möglich gestalten.
Empfehlungen zur möglichst angst- und schmerzfreien Injektion für Eltern
Was ist bei der Injektion in der Praxis zu achten?
Was können Sie zuhause tun?
Die Injektion kann in die Alltagsroutine eingebunden werden und das bekannte Umfeld weiterhin dazu beitragen, dass sich das Kind bei der Injektion noch besser entspannen kann. Das Kind sollte in die Prozedur eingebunden werden, wie z. B. alle Utensilien für die Injektion bereitlegen oder das Pflaster selber kleben dürfen. Tipps für die subkutane Dauerinjektion haben wir hier zusammengestellt.
Quellen:
1. Mittermaier N. Impfen im Kindesalter: Möglichst schmerzlos injizieren. Der Allgemeinarzt. 2012; 34 (13); Seite 12-15.
2. Schechter NL et al. Pain Reduction During Pediatric Immunizations: Evidence-Based Review and Recommendations. Pediatrics 2007; 119 (5): e1184-1198.
3. Taddio A et al. Reducing the pain of childhood vaccination: an evidence-based clinical prac-tice guideline. CMAJ. 2010; 182:1989-1995.
4. Reyes del Paso GA et al. Breath Holding During Exhalation as a Simple Manipulation to Reduce Pain Perception. Pain Medicine. 2015; 16 (9): 1835-1841.
5. Boerner H. Needle Know-How. Calming kids’ anxiety over needles and infusions. https://hemaware.org/life/needle-know-how; Zuletzt aufgerufen am 12.01.2021.
6. Akintürk H et al. Gesundheits- und Kinderkrankenpflage. 3. Auflage. Thieme. 2017.
7. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Merkblatt: So gelingt‘s: Stress- und schmerzarmes Impfen. https://www.bzga.de/infomaterialien/impfungen-und-persoenlicher-infektionsschutz/so-gelingts-stress-und-schmerzarmes-impfen-abreissblock-fuer-multiplikatoren/; Zuletzt aufgerufen am 12.01.2021.
8. Robert Koch Institut (RKI). Epidemiologisches Bulletin Nr. 34. 29. August 2016. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2016/Ausgaben/34_16.pdf;jsessionid=2B97320634F6F58788B7C659E62C7CC9.internet122?__blob=publicationFile. Zuletzt aufgerufen am 12.01.2021.
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