Täglich 96 Patienten impfen – so ist es in den aktuellen „Empfehlungen für die Organisation und Durchführung von Impfungen gegen SARS-CoV-2“ vorgesehen. Warum diese Rechnung nicht aufgeht.
Wenn ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 für die breite Bevölkerung verfügbar ist, soll ein Arzt bis zu 96 Patienten am Tag impfen können. Das geht aus den „Empfehlungen für die Organisation und Durchführung von Impfungen gegen SARS-CoV-2“ des Bundesgesundheitministeriums hervor.
Klar wird bei dieser Zahl jedoch nicht, ob sie für Ärzte in den Impfzentren veranschlagt ist, oder für Hausärzte, die dies neben der normalen Sprechstunde leisten müssten. Für die Berechnungen setzen die Experten in dem Papier mindestens 5 Minuten pro Patient und Impfung an. Wird diese Angabe auf 8 Stunden Arbeitszeit hochgerechnet, dann kommt man auf die geplante Zahl von 96 Patienten täglich. Pausen oder Unterbrechungen – wie sie zu einem realistischen Arbeitstag dazugehören, werden dem impfenden Arzt dabei wohl abgesprochen. Mit der Realität hat diese Rechnung wenig zu tun.
In dem 24-seitigen Papier wurde eine detaillierte Übersicht erarbeitet, wie die Impfungen gegen das Coronavirus bundesweit ablaufen sollen. So soll der Patient zum Beispiel von der Ankunft an der Impfstelle bis zur Verimpfung 15 Minuten einplanen.
Das ganze wird in drei Phasen unterteilt. In den ersten beiden Phasen (Phase I A und I B), wenn die Menge des Impfstoffs noch begrenzt ist und sich eventuell hohe Anforderungen an die Lagerung wie zum Beispiel eine Kühlung bei unter –60° Grad stellen, sollen Impfzentren die Arbeit übernehmen (DocCheck berichtete).
In Phase II wird die dezentrale Routine-Verimpfung dann von Arztpraxen durchgeführt. Bis dahin sollte der Impfstoff auch in Einzeldosen zur Verfügung stehen – in den ersten beiden Phasen wird er voraussichtlich in Mehrdosenbehältnissen geliefert werden. Auch die Lagerungsbedingungen sollen bis dahin so angepasst sein, dass sie in einer gängigen Praxis einzuhalten sind. Mittelfristig werden dem Papier zufolge insgesamt sieben Impfstoffe in der EU zur Verfügung stehen.
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