Der Umgang mit der Corona-Pandemie spaltet die Ärzteschaft in verschiedene Lager. Am Dienstag tagt nun erstmals ein ärztlicher Pandemierat aller Fachgesellschaften, um sich auszutauschen.
Die Bundesärztekammer hat erstmalig einen Ärztlichen Pandemierat ins Leben gerufen. Darin wollen sich verschiedene Fachgesellschaften über Erfahrungen mit SARS-CoV-2 austauschen. Ziel ist es, gemeinsam Ergebnisse für den Umgang mit der Corona-Pandemie abzuleiten. Das erste Treffen wird es am morgigen Dienstag (10.11.2020) geben.
Es sind etwa 30 Vertreter aus fast ausschließlich medizinischen Fachgesellschaften eingeladen. Von den Pneumologen und Palliativmedizinern bis zu den Anästhesisten, Intensivmedizinern und Hausärzten sind alle dabei, wie der Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt in einem Interview mit dem Westfalen-Blatt sagt. Nach Informationen der Ärzte Zeitung ist das virtuelle Treffen am Nachmittag auf zunächst drei Stunden angesetzt.
Die Ärzteschaft ist sich momentan nicht einig, welche Strategie die richtige ist, um das Infektionsgeschehen einzudämmen (wir berichteten). Vor allem das Ende Oktober veröffentlichte Positionspapier der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und zahlreicher Ärzteverbände gemeinsam mit den Virologen Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit wurde kontrovers diskutiert. Darin wurde der Teil-Lockdown als Maßnahme scharf kritisiert.
Viele Mediziner und Berufsverbände haben sich mittlerweile von der Stellungnahme distanziert. Andere befürworten die von Bund und Ländern verordneten Einschränkungen als alternativlos in der aktuellen Situation.
Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Pathologen (BDP) Prof. Karl-Friedrich Bürrig mahnt derweil zur Einigkeit. Das Austragen persönlicher Differenzen würde die Inhaltes des Papiers in der Öffentlichkeit zunehmend überlagern, schreibt er in einem Mitgliederbrief.
Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Katrin Göring-Eckardt begrüßt den Vorstoß der Ärztekammer zu einem bundesweiten Pandemierat: „Es ist gut, dass die Ärzteschaft vorangeht“. Aber der ärztliche Blick allein reiche ihr nicht aus. Sie fordert darüber hinaus von der Bundesregierung, selbst einen interdisziplinären Pandemierat zur Beratung von Regierung und Parlament einzurichten.
Ob es der Bundesärztekammer am Dienstag gelingen wird, einen gemeinsamen Kurs der verschiedenen Fachgesellschaften zu finden, bleibt abzuwarten.
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