In den vergangenen Jahren ist die Zahl der schweren C. difficile-Infektionen (CDI) stark angestiegen. Das macht eine evidente Prävention, z.B. durch spezielle Desinfektionsmaßnahmen für Textilien, unumgänglich. Wie eine aktuelle Studie jedoch zeigt, überleben die Sporen des Bakteriums auch die üblichen Wasch- und Desinfektionsverfahren für Krankenhauswäsche. Umso essenzieller sind wirksame Präventionsmaßnahmen – schon vor dem Auftreten einer CDI.
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C. difficile: Hartnäckige Sporen im Test
Clostridium difficile ist ein anaerobes, grampositives Stäbchenbakterium, das in der Lage ist, extrem umweltresistente Sporen auszubilden: C. difficile Sporen können im Krankenhausumfeld mehr als 5 Monate auf Oberflächen überdauern.1 Wie resistent diese Sporen tatsächlich sind, zeigt eine aktuelle Studie von Forschern der De Montfort Universität in Großbritannien.2 Tarrant et al. testeten das Überleben von C. difficile Sporen nach den, auch in Deutschland vom RKI empfohlenen, chemothermischen Desinfektionswaschverfahren3 auf gängiger Krankenhaus-Bettwäsche:
Die Forscher beimpften markierte neue Bettwäsche mit Sporen von zwei C. difficile-Stämmen (NCTC 11209 und der nosokomiale Ribotyp 001/072). Die Laken wurden mit nicht-kontaminierter Bettwäsche in einem simulierten industriellen Waschverfahren mit und ohne den üblichen sporiziden Desinfektions- und Waschmitteln (auf Basis von Hypochlorit/Peressigsäure) gewaschen. Parallel wurde natürlich kontaminierte Bettwäsche von CDI-Patienten im Rahmen der gängigen gewerblichen Krankenhaus-Wäscherei gewaschen und die Kontamination vorher und nachher untersucht.Zahlreiche Sporen überleben beide Verfahren
Das Ergebnis: Sowohl das simulierte als auch das kommerzielle Waschen der Textilien erfüllte nicht die mikrobiologischen Standards. Der gesamte Prozess reduzierte die Sporenanzahl von C. difficile auf den „natürlich kontaminierten“ Bettlaken um lediglich 40 %, wobei vor und nach dem Waschen Sporen des klinisch relevanten Ribotyps 001/072 nachgewiesen wurden. Genauso ernüchternd fiel das Ergebnis des „simulierten“ Waschverfahrens aus: Sporen beider C. difficile-Stämme überlebten.2
Die Autoren schlussfolgerten, dass das Überleben der Sporen auf der Bettwäsche eine mögliche Quelle für unerklärte spontane Ausbrüche von C. difficile-Infektionen in Krankenhäusern darstellen kann.2 Es wäre möglich, dass C. difficile so zwischen unterschiedlichen Krankenhauseinrichtungen unbemerkt verbreitet wird. Zusammenfassend zeigt die Studie, wie wichtig umfassende Hygienemaßnahmen bei auftretender CDI im klinischen Bereich sind – aber auch, dass diese nicht unbedingt ausreichen und es somit Bedarf an weiteren, effektiven Primärpräventionsmaßnahmen gibt.Primärprävention durch evidenzbasierte Maßnahmen
Daher stellt sich die Frage: Gibt es abseits der empfohlenen Hygienemaßnahmen einen Ansatz, um C. difficile-Ausbrüchen vorzubeugen?
Zu den größten Risikofaktoren für C. difficile-Infektionen zählt die Therapie mit Antibiotika.3 Ein rationaler und restriktiver Umgang mit Antibiotika ist generell anzuraten – aber in der Praxis lässt der Einsatz sich oft nicht vermeiden.4 Eine bislang wenig ausgeschöpfte Präventionsmöglichkeit stellen mikrobiologische Präparate dar, die der bei einer Antibiose entstehenden Dysbalance des Mikrobioms entgegenwirken und somit einer C. difficile-Infektion vorbeugen können. „Es ist extrem wichtig, frühzeitig mit der Probiotika-Therapie zu beginnen, das heißt: an Tag 1 der Antibiotika-Gabe.“, erläutert Professor Dr. Joachim Labenz, medizinischer Leiter des Direktor Diakonie Klinikums in Siegen. „Je später Sie damit anfangen, desto geringer wird der prophylaktische Effekt.“5
Im Journal „Clinical Infectious Diseases“, einer der am häufigsten zitierten Zeitschriften in den Bereichen Infektionskrankheiten und Mikrobiologie, bewertete ein Expertengremium rund um den Infektiologen Ellie Goldstein Maßnahmen zur Prävention von nosokomialen C. difficile-Infektionen. Auf dieser Basis wurde eine Empfehlungsrichtlinie entwickelt. Neben den Standardmaßnahmen für Antibiotika-Restriktion (ABS) und Hygiene-Leitlinien stimmten alle Gremiumsmitglieder für den regulären Antibiose-begleitenden Einsatz spezifischer mikrobiologischer Präparate zur Verhinderung einer C. difficile-Überwucherung (Evidenzlevel B-I). Sie stellten fest, dass die Einnahme von Lactobacillus acidophilus CL1285 und L. casei LBC80R zusammen mit L. rhamnosus CLR2 die C. difficile-Inzidenz zusätzlich verringern kann.6
Referenzen:
1 Weber DJ et al. Role of hospital surfaces in the transmission of emerging health care-associated pathogens: norovirus, Clostridium difficile, and Acinetobacter species. Am J Infect Control. 2010 Jun;38(5 Suppl 1):S25-33.
2 Tarrant J et al. From ward to washer: The survival of Clostridium difficile spores on hospital bed sheets through a commercial UK NHS healthcare laundry process. Infect Control Hosp Epidemiol. 2018 Dec;39(12):1406-1411.
3 Robert Koch Institut: Ratgeber Clostridium difficile. Stand: 05/2016.
4 Traub M et al. Risikofaktoren, klinische Präsentation und Verlauf von Patienten mit Clostridium difficile assoziierter Diarrhö an einem Krankenhaus der Schwerpunktversorgung: eine retrospektive Studie. Z Gastroenterol 2010; 48 – P2_11
5 Labenz J. Clostridium difficile: Prävention statt Infektion. Vortrag auf dem Microbiotica Lunch Symposium „Update Mikrobiom Modulation“, 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), Wiesbaden.
6 Goldstein EJ et al. Pathway to Prevention of Nosocomial Clostridium difficile Infection. Clin Infect Dis. 2015 May 15;60 Suppl 2:S148-58.
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