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Die Metformin und Darmmikrobiota stehen in Wechselwirkung
Aktuell fand ein Forschungsteam aus London und Kiel heraus, dass ernährungsbedingte Veränderungen des Mikrobioms die Wirksamkeit des Typ-2-Diabetes-Medikaments Metformin beeinflussen. Tatsächlich entscheiden wohl bakterielle Signalwege über die Wirkung des Medikaments.3
Auf der anderen Seite sind Magen-Darm-Beschwerden, die sich in Bauchschmerzen, Blähungen, Gasen, Durchfall oder Verstopfung äußern können, eine der häufigsten Nebenwirkungen von Metformin. 15 bis 20 % der Patienten sind von Metformin-assoziierten gastrointestinalen Beschwerden betroffen.4,5 Der Mechanismus, der zu den Beschwerden führt, wird noch nicht lange untersucht. Die Anzahl der Studien zu diesem Thema nimmt jedoch weiter zu und es gibt immer mehr Daten darüber, dass die Behandlung mit Metformin mit Veränderungen der Darmbakterienzusammensetzung verbunden ist, welche zu diesen Beschwerden führen können.
Die fatalen Folgen der PPIs für das Mikrobiom
Viele Protonenpumpeninhibitoren (PPI)-Präparate sind inzwischen rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 3,475 Milliarden Tagesdosen (DDD) verschrieben.8 Zu den bekannten Nebenwirkungen gehören Durchfall, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Flatulenz, Vitamin B12-Mangel und Hypomagnesiämie. Es werden bei Langzeiteinnahme auch ein erhöhtes Risiko für eine Infektion der oberen Atemwege, Osteoporose, Demenz und interstitielle Nephritis diskutiert.9
PPIs sind Mittel der Wahl zur Hemmung der Magensäuresekretion und werden u. a. gerne im Zusammenhang einer Refluxkrankheit verschrieben. Die Hemmung lässt die intragastralen pH-Werte auf über pH 3 oder 4 ansteigen. Davon abgesehen, dass die Magensäure für eine reibungslose Verdauung essentiell ist, kann sich die Veränderung des pH-Milieus im Magen langfristig auch auf den pH-Gradienten im gastrointestinalen Bereich ausdehnen und zu einer bakterielle Fehlbesiedelung führen.
Es ist bekannt, dass die bakterielle Diversität des Darmmikrobioms auch durch die PPI-Einnahme verändert wird.2 Eindeutig ist inzwischen, dass eine Kausalität zwischen der PPI-Einnahme und dem erhöhten Risiko für Darminfektionen, beispielsweise durch Clostridium difficile, besteht.10 In mehreren klinischen Studien als auch im Tiermodell wurde unter PPI-Gabe eine sinkende bakterielle Diversität festgestellt:
Wie kann man Nebenwirkungen vermeiden?
Ein großes Problem bei der Einnahme der nicht-verschreibungspflichtigen PPIs ist, dass Patienten diese oft leichtfertig und bei den falschen Indikationen einsetzen. So trägt zum Beispiel die Säureblockade bei Patienten mit einem sogenannten Reizmagen-Syndrom nicht zur Heilung bei, sondern verursacht eben säurebedingte Refluxsymptome wie Sodbrennen oder saures Aufstoßen, wodurch beim Patienten eine künstliche PPI-Abhängigkeit erzeugt wird.8 Die DGVS empfiehlt deshalb, dass eine Dauermedikation nur unter ärztlicher Betreuung und bei klar abgesicherter Diagnose erfolgen sollte.14
Inzwischen ist bekannt, dass jedes 4. Medikament mit Veränderungen der Darmbakterienzusammensetzung assoziiert ist, welche zu gastrointestinalen Beschwerden führen können.4,5 Daher ist der Einsatz von Probiotika zum Dysbiose-Ausgleich nicht nur bei Antibiotikaeinnahme sinnvoll, sondern kann auch bei einer PPI-Behandlung das Risiko für Clostridium difficile-Infektionen reduzieren.10 Zusätzlich sollte auf die Ernährung geachtet werden, welche die Wirkung von Metformin positiv beeinflussen kann.
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