Manche behaupten, der Mund-Nasen-Schutz schränke ihre Atmung ein. Eine Studie mit COPD-Patienten zeigt nun, dass das nicht stimmt.
Angehörige medizinischer Berufe kennen es nur allzu gut: Das zunächst etwas beklemmende Gefühl beim Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Ich kann mich noch erinnern, wie ich in meiner Studienzeit einige Male aus einer morgendlichen OP gehen musste, weil mir schwarz vor Augen wurde. Ich denke aber, das lag nicht nur an der Maske, sondern auch an der meist frühen Uhrzeit (mein Blutdruck ist morgens unterirdisch), dem langen Stehen in Schutzkleidung unter dem gleißenden OP-Licht und, ja, eben der feucht-warmen Rückatmung über lange Zeit (so bildete ich es mir ein). Meist half ein bisschen frische Luft, kurz hinsetzen, die Füße hochlegen und einen ordentlichen Schluck Wasser trinken, vielleicht ein Energie-Riegel.
Mit der Zeit gewöhnte ich mich an das Tragen der Maske. Und doch muss ich sagen: Auch aktuell könnte ich mir natürlich Schöneres vorstellen, als nach einer zügigen Fahrt mit dem Rad schwitzend und leicht außer Atem mit meinem MNS auch noch eine Treppe bis in den dritten Stock hochzusteigen. Da verfluche ich die Maske manchmal schon. Aber ich möchte mich und andere schützen. Möchte meine Ausatemluft nicht überall verteilen. Und fühle mich auch beruhigt, dass andere das auch nicht tun.
Ich habe mal ein Praktikum in einer Tierklinik in Indonesien gemacht. Dort war es ganz normal, dass Kollegen manchmal mit Maske bei der Arbeit erschienen und diese auch ganz selbstverständlich den ganzen Tag trugen. Ich fragte einmal einen Kollegen nach dem Grund. „Ich fühlte mich heute Morgen nicht so fit, als ob ich mich erkältet hätte“, erklärte er. „Ich fühle mich gut genug zum Arbeiten, möchte euch aber alle nicht anstecken. Das macht man hier so.“ Ich war beeindruckt.
Hierzulande tun sich viele aber sehr schwer, eine Maske – und sei es nur für ein paar Minuten – zum Schutz anderer zu tragen. Ich erlebe es im Alltag selber und auch #DerApotheker hat bei uns von seinem alltäglichen Kampf berichtet. Die Gründe, die von Nicht-Trägern genannt werden, sind vielfältig. Beliebte Statements: „Ich kann nicht richtig atmen, mir wird schlecht/schwindelig“, „Das kann ja nicht gesund sein“, „Das macht uns kränker als ohne Maske“. Zwei Studien haben das Ganze nun untersucht.
Bereits im Juli wurde die erste deutsche Studie zum Thema „Mund-Nasen-Schutz und seine körperlichen Auswirkungen“ vom Universitätsklinikum Leipzig (UKL) veröffentlicht. Das Ergebnis: Die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit wurde durch das Tragen sowohl chirurgischer als auch FFP2-Masken bei körperlich starker Belastung signifikant reduziert. Die Atmung war deutlich beeinflusst – vor allem das Volumen und die höchstmögliche Geschwindigkeit der Luft beim Ausatmen. Die Kraft auf dem Fahrrad-Ergometer war dadurch reduziert, eine schnellere Ansäuerung des Blutes durch Laktat konnte bei Anstrengung gemessen werden.
Mit einer Teilnehmerzahl von 15 Probanden kann aus den Ergebnissen natürlich nicht auf die breite Bevölkerung geschlossen werden. Die Autoren der Studie betonen auch, dass sie keinesfalls die Maskenpflicht infrage stellen möchten. Man solle die Ergebnisse jedoch berücksichtigen, wenn es um das Tragen der Masken bei Berufen mit größerer körperlicher Anstrengung gehe. Betroffene sollten zum Beispiel öfter Pausen einlegen können. An dem subjektiven Eindruck beim Treppensteigen nach einer Fahrradfahrt ist also etwas dran.
In einer aktuellen US-amerikanischen Studie von Lungenfachärzten der University of Miami wurden ausschließlich OP-Masken an 30 Probanden getestet. Das Ganze fand jedoch dieses Mal ohne starke körperliche Belastung statt. Das Besondere: Die Hälfte der Teilnehmer waren COPD-Patienten. Gemessen wurden die Sauerstoffsättigung im Blut sowie der Kohlendioxidgehalt der ausgeatmeten Luft bei einem sechsminütigen Gang über das Klinikgelände. Das Ergebnis: Bei leichter Belastung war der Effekt der Maske minimal – selbst bei COPD-Patienten. Die Studienautoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass OP-Masken unter Alltagsbedingungen keinen relevanten Effekt auf den Gasaustausch haben.
Was bleibt, ist, dass das Tragen einer Maske nicht unbedingt angenehm ist. Für niemanden. Und doch sollten wir uns einig sein, dass es momentan trotzdem nötig ist. Ich denke: Es wird auch nicht besser, wenn wir ununterbrochen darüber meckern. Bei körperlicher Anstrengung sollte man es mit Maske aber ruhiger angehen lassen, und öfter auch mal Pausen einlegen. Dann kriegen wir das schon hin.
Bildquelle: United Nations COVID-19 Response, unsplash