Bei COVID-19-Patienten wird ein gehäuftes Auftreten von Beinvenenthrombosen und tödlichen Lungenembolien festgestellt. Bei der Therapie muss die Thromboseprophylaxe in den Fokus rücken, sagen Intensiv- und Notfallmediziner.
Die Studie von Hamburger Forschern hat gezeigt, dass viele verstorbene COVID-19-Patienten Thrombosen und tödliche Lungenembolien aufweisen. Das haben Obduktionen von 150 an COVID-19 verstorbenen Menschen gezeigt. Zwölf Verstorbene im Alter zwischen 52 und 87 Jahren wurden näher untersucht. Mehr als die Hälfte dieser zwölf Patienten wiesen beidseitige Beinvenenthrombosen auf, bei rund einem Drittel kam es zu Lungenembolien, die schließlich zum Tod führten (wir berichteten).
„Es gab bereits andere Studien, die Hinweise auf den Zusammenhang zwischen COVID-19 und einer Gerinnungsaktivierung liefern, allerdings ist dies eine der ersten größeren Obduktionsstudien dazu“, so Dominic Wichmann, Erstautor der Studie und Personaloberarzt an der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
„Wir haben in unserem klinischen Alltag bereits festgestellt, dass es bei vielen COVID-19-Erkrankten zu Thrombosen und Lungenembolien kommt. Die Ergebnisse der Obduktionsstudie bestätigen nun diese Einschätzung und zeigen, dass die Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten bei Corona-Patienten notwendig ist“, so Professor Stefan Kluge, Vorstandsmitglied der DGIIN und Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
„Für uns als internistische Intensivmediziner verdeutlichen diese Ergebnisse, dass betroffene Patienten eine – abhängig vom Risikoprofil – normale oder intensivierte Thromboseprophylaxe erhalten sollten“, ordnet Kluge die Ergebnisse ein. Diese Prophylaxe sollte nach Ansicht des Experten die Gabe von subkutanem niedermolekularem Heparin – ein die Blutgerinnung hemmender Wirkstoff – umfassen. „Es ist wichtig, dass wir die Ergebnisse der Studie in die medizinische Behandlung von COVID-19-Patienten mitaufnehmen“, so Professor Dr. med. Stefan John, Präsident der DGIIN und Leiter der Internistischen Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg Süd.
Bei stationären Patienten, bei denen zusätzliche Risikofakten, beispielsweise ein Aufenthalt auf der Intensivstation, ein Body-Mass-Index (BMI) über 30kg/m² oder eine aktive Krebserkrankung, vorliegen und/oder bei denen ein Anstieg der D-Dimere – Proteine, die bei der körpereigenen Auflösung von Blutgerinnseln entstehen – nachgewiesen werden konnte, sollte eine aktive gerinnungshemmende Therapie erwogen werden, sind sich die Experten einig.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften.
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