Deutschland holt heute sechs schwer kranke italienische COVID-19-Patienten mit einem Spezial-Airbus ab, um sie hier behandeln zu können. Unterdessen veröffentlicht der Deutsche Ethikrat Empfehlungen zur Triage.
In Italien gab es alleine gestern fast tausend Todesfälle durch COVID-19, ein trauriger Rekord im bisherigen Pandemieverlauf. Aufgrund der kritischen Situation in italienischen Krankenhäusern hat die deutsche Regierung nun beschlossen, sechs schwer erkrankte Italiener mit der deutschen Luftwaffe auszufliegen.
Die COVID-19-Patienten werden heute Mittag (Samstag, 28.03.2020) mit einem Airbus A310 MedEvac, einer fliegenden Intensivstation, nach Deutschland geholt. Sie sollen dann hier weiter behandelt werden. „In Zeiten größter Not ist es selbstverständlich, dass wir unseren Freunden zur Seite stehen“, wird Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Süddeutschen Zeitung zitiert. „Das ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität. Europa muss zusammenhalten.“
Italien verzeichnet über 30.000 SARS-CoV-2-Infektionen mehr als Deutschland. Mit über 9.000 Todesfällen hat das Land derzeit auch die höchste Todesrate. Liegt es da nicht nahe, dass wir unserem europäischen Nachbarn helfen – zumal wenn die Situation in unseren Krankenhäusern noch unter Kontrolle ist?
Eine sehr schwierige Frage, da auch in Deutschland die Angst vor einer derart außer Kontrolle geratenen Lage, wie man sie in Italien sieht, groß ist. Denn eine solche Situation ist für alle Beteiligten ein Albtraum: Ärzte müssen entscheiden, welchen Patienten sie durch eine Beatmung noch retten können, und welchem sie diese lebenswichtige Maßnahme vorenthalten müssen.
Mit dieser Entscheidung sind sie ganz alleine. Der Deutsche Ethikrat hat jetzt immerhin eine Ad-hoc-Empfehlung veröffentlicht, an der sieben medizinische Fachgesellschaften beteiligt waren. Hier handelt es sich um Handlungsempfehlungen, die Ärzten Entscheidungshilfen an die Hand geben sollen.
Auch die Akademie für Ethik in der Medizin hat dazu eine ständig aktualisierte Sammlung an Empfehlungen und Info-Materialien veröffentlicht. Hier finden sich unter anderem auch Vorschläge zum Umgang mit knappen Ressourcen. Damit deutsche Ärzte sich auf eine solche Situation vorbeiten können – so gut das eben geht.
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