Am Donnerstag fanden Zöllner in Wien tausende Einmal-Mundschutzmasken in einem türkischen Reisebus. Was geschieht jetzt mit der Ware?
Neben 25 kg Fleisch oder auch 1.200 Zigaretten befanden sich der österreichischen Presseagentur APA zufolge auch 21.000 Einmal-Mundschutzmasken unter der Schmuggelware. „Diese Schmuggelware schadet der Gesundheit und dem Wirtschaftsstandort Österreich. Wir lassen nicht zu, dass Betrüger aus den Sorgen angesichts der derzeitigen Situation Profit schlagen“, wird der österreichische Finanzminister Blümel in der Meldung zitiert.
„Die Fleischwaren wurden vernichtet, die Zigaretten sowie die Masken sichergestellt“, heißt es weiter. Und dann? Was passiert nun mit den Schutzmasken, die angesichts der vorherrschenden Situation eigentlich so dringend gebraucht werden?
Laut APA wiesen die Masken keine CE-Zertifizierung auf und auch sonst konnte keinerlei Hinweis darauf gefunden werden, dass es sich um geprüfte Medizinprodukte handle. Die Erklärung lautet wie folgt: „Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES hält fest, dass Einmal-Mundschutzmasken kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien sind, die in der Luft übertragen werden. Sie können jedoch dazu beitragen, das Risiko der Weiterverbreitung durch ‚Spritzer‘ von Niesen oder Husten zu verringern. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei den aufgegriffenen, nicht zertifizierten Masken auch dieser Effekt nicht gewährleistet werden kann. Zudem kann nicht geklärt werden, wo diese Masken unter welchen Umständen produziert wurden.“
Ob die beschlagnahmten Masken tatsächlich unbrauchbar sind oder nicht, weiß keiner. Obwohl eine Prüfung des Materials von Experten durchaus sinnvoll wäre, ist eine solche Maßnahme anscheinend nicht vorgesehen.
Derzeit gibt es viele Überlegungen, bestehende Regelungen aufgrund der besonderen Situation aufzulockern. So fordert etwa die Charité Berlin eine Auflockerung der Quarantäne-Bestimmungen, auch Personaluntergrenzen in Kliniken müssen laut Bundesgesundheitsministerium derzeit nicht eingehalten werden. Was ist aber mit Importen, Exporten und dem Zoll?
„Man hört in unserer Branche so einiges, zum Beispiel, dass in Hamburg 500.000 Masken beschlagnahmt worden sein sollen. Selbst, wenn das nur ein Gerücht ist, verunsichert es die Branche enorm. Hier wären klare Aussagen der Regierung wünschenswert, um Vertrauen herzustellen“, erzählt uns ein Insider, der in der Medizinprodukt-Branche tätig ist.
„Unsere Lieferanten bekommen derzeit die Importe vom Zoll nicht freigegeben, mit dem Ergebnis, dass Krankenhäuser und Krisenstäbe nicht beliefert werden können.“ Die hierzulande dringend benötigten Materialien würden letztendlich anderswo landen, erklärt er: „Noch schlimmer ist das Signal, dass durch solche Aktionen gesendet wird. Denn sie führen zu Unsicherheit. Die Hersteller/Importeure wissen nicht, ob die Ware, die sie nach Deutschland verschicken, überhaupt ankommt. Bei den derzeitigen Beschaffungspreisen geht keiner das Risiko ein“, so der Händler. Die Konsequenzen: „Diese Unsicherheit führt zum Ergebnis, dass die Ware in andere Länder geht und nicht nach Deutschland.“
Dass es beim Zoll im Moment drunter und drüber geht, zeigt auch ein Bericht der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) am Sonntag: Derzeit werde ein Lastwagen eines Schweizer Unternehmens von deutschen Zollbehörden blockiert. Die deutsche Bundesregierung erließ bekanntlich aufgrund der bundesweiten Ausbreitung von SARS-CoV-2 kürzlich ein Ausfuhrverbot für Schutzmaterialien. Der LKW befinde sich an der Landesgrenze und dürfe nicht in das Land fahren. Das Beförderungsgut: 240.000 Schutzmasken. Es handle sich um keinen Einzelfall, wie die Firma gegenüber der Zeitung betont: „Wir haben Informationen darüber, dass weitere Transporte blockiert sind“, so ein Sprecher.
Da in der Schweiz selbst kaum medizinisches Verbrauchsmaterial produziert wird, sieht sich das Land in einer prekären Lage. Auch hier stellt sich die Frage: Was passiert nun mit dem Material? In einem Lastwagen, der zwischen zwei Ländern festhängt, bringen die Produkte niemandem etwas. Das gilt wohl für etliche Importe oder Exporte in Europa, die gerade nicht abgeschlossen werden können. „Die 500.000 Masken gingen angeblich an eine KV. Aber auch das ist lediglich ein unbestätigtes Gerücht. Im Grunde weiß keiner, was mit solchen Waren passiert“, so der Insider.
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