„Die NRW-Fälle haben in den Menschen etwas ausgelöst“, erzählt uns eine Kölner Apothekerin. Gestern wollte bei ihr jeder zweite Kunde einen Mundschutz kaufen.
SARS-CoV-2 ist jetzt auch in Deutschland angekommen. Und das spürt man – vor allem dann, wenn man einen medizinischen Beruf ausübt. Dass die Menschen proaktiv versuchen, sich vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu schützen, merkt man allein daran, dass in vielen Drogeriemärkten die Regale, wo sonst die Desinfektionsmittel stehen, leergeräumt sind. Wir haben in Apotheken nachgefragt, wie die Mitarbeiter die letzten Wochen und vor allem den gestrigen Tag erlebt haben.
Dass es nun seit kurzem bestätigte Corona-Fälle in Nordrhein-Westfalen gibt, blieb in Apotheken natürlich nicht unbemerkt. Die Nachricht habe in den Menschen etwas ausgelöst, wie uns eine Apothekerin in Ehrenfeld erzählt, die gerne anonym bleiben möchte. „Gestern war der Horror“, beschreibt sie die Situation. Denn jeder zweite Kunde wollte einen Mundschutz kaufen und bekam dann die Antwort, dass erstens Mundschutze vergriffen seien und zweitens, es viel wichtiger sei, sich gründlich und häufig die Hände zu waschen. „Panisch sind die Kunden nicht, beunruhigt aber schon“, erklärt sie. „Es ist gar nicht so leicht, den Kunden das Problem von Lieferengpässen zu erklären.“
Dass die Hälfte aller gestrigen Kunden die Apotheke wegen eines Mundschutzes aufgesucht haben, bestätigt uns auch eine weitere Apothekerin, die ebenfalls anonym bleiben möchte. Nicht alle Kunden reagieren mit Verständnis, manche seien richtig genervt über den nicht lieferbaren Mundschutz, sagt sie.
„Bei den Hände-Desinfektionsmitteln ist die Nachfrage extrem hoch“, erzählt uns Frau Bechtel, PTA in einer Apotheke in Köln Ehrenfeld. Das gelte natürlich auch für den Mundschutz, der seit langem vergriffen sei, fügt sie hinzu.
„Wir haben schon vor Wochen unseren letzten Mundschutz verkauft. Viele Asiaten haben enorme Mengen gekauft, um sie in die Heimat zu schicken“, vermutet sie. Auch sie schildert die Kundengespräche ähnlich wie ihre Kolleginnen: Hauptsächlich sei sie damit beschäftigt, den Kunden zu erklären, dass richtiges und regelmäßiges Händewaschen oberste Prioriät habe. „Manche interessiert das, andere wollen einfach nur ihren Mundschutz“, so ihr Eindruck.
Dabei habe die PTA im Moment noch ganz andere Probleme als das Coronavirus an sich: „Seit SARS-CoV-2 ein Thema ist, haben wir noch mehr Probleme mit Lieferengpässen als ohnehin schon. Es ist gruselig.“
Produktionsstopps von Arzneimittelherstellern in China erschweren die Arzneimittelversorgung in Deutschland massiv. „Medikamente, wo ich gestern noch gesagt hab ‚Haben wir auf jeden Fall vorrätig‘, fehlen am nächsten Tag. Ich sage unseren Kunden im 10-Minuten-Takt, dass ein Medikament nicht mehr lieferbar ist. Und das finde ich ehrlich gesagt viel beklemmender als das Coronavirus selbst“, so Bechtel.
Auch Allgemeinarztpraxen bereiten sich offensichtlich vor. Vor einer Praxis in Köln wurden beispielsweise neben der Eingangstür Informationsblätter zum Coronavirus aufgehängt.
Aushang vor einer Allgemeinarztpraxis in Köln, Ehrenfeld
Als ich eine weitere Praxis aufsuche, kommt mir im Treppenhaus schon eine Person mit Mundschutz entgegen. Mit einem Arzt kann ich aufgrund des Andrangs nicht sprechen, aber die Medizinische Fachangestellte erzählt mir, wie man sich in der Praxis auf das Virus vorbereite. „Unsere Patienten bekommen einen Mundschutz. Außerdem haben wir beim Eingang Desinfektionsmittel stehen.“
Wie erleben andere Apotheker und PTA, Ärzte und Pflegekräfte in Deutschland die derzeitige Situation? Welche Fragen müsst ihr am häufigsten beantworten? Welche Maßnahmen habt ihr bereits ergriffen? Erzählt es uns in den Kommentaren.
Bildquelle: Arif Soydaş, unsplash