30. Januar 2020: Der Notfallausschuss der WHO tagt erneut. Fluggesellschaften setzen Chinareisen aus. Die Bundesregierung will deutsche Bürger aus Wuhan ausfliegen. Die Zahl der Todesfälle steigt.
Schon gestern verkündete erst British Airways und kurz darauf auch die Lufthansa, alle Flüge nach China vorerst einzustellen. Auch Dienstreisen deutscher Firmenmitarbeiter wurden abgesagt.
Das bringt erste wirtschaftliche Probleme und Sorgen um die Lieferkette mit sich. Unter anderem davon betroffen sind aktuell Bosch und Webasto; beide haben Firmensitze in Wuhan. Die Millionenstadt ist nach wie vor abgeriegelt.
Das hat auch Auswirkungen auf den Sport. So ist die Hallen-Weltmeisterschaft in Leichtathletik auf Grund des „besorgniserregenden Niveaus“ von Krankheitsfällen abgesagt worden. Sie hätte im März 2020 in Nanjing stattgefunden. Der Ski-Weltcup bei Peking wird ebenfalls ausfallen. Zuvor war schon das Olympia-Qualifikationsturnier der Fußballerinnen nach Australien verlegt worden.
Die Zahl der Todesfälle ist auf 170 gestiegen. Inzwischen soll es mehr als 7.700 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus geben. Außerdem seien momentan über 81.000 Verdachtsfälle unter Beobachtung, melden chinesische Behörden. Der Notfallausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) tagt angesichts der rasanten Ausbreitung des Virus heute erneut, um die Ausrufung eines Gesundheitsnotstandes (PHEIC) zu diskutieren. Zur Erinnerung: Den aktuellen Stand könnt ihr hier abrufen.
Die geplante Rückholaktion der etwa 90 Deutschen, die sich noch in der Region um Wuhan und der Stadt selbst aufhalten, musste unterdessen verschoben werden. Ursprünglich sollte ein A310 der Luftwaffe schon am Mittwoch Richtung China starten, das Auswärtige Amt erhielt aber keine Landegenehmigung der chinesischen Behörden. Aktuell sieht es so aus, dass der Bundeswehr-Airbus erst am Freitag gegen Mittag von Köln aus abheben wird. Allerdings sei auch noch im Gespräch, kurzfristig einen Lufthansa-Jet zu chartern. Denn die chinesischen Behörden hatten zuvor bereits betont, ein Ausfliegen nur mit Zivilmaschinen zu gestatten. Wann der Flieger mit Rückreisewilligen wieder in Deutschland landen wird, sei ebenfalls unklar. Vorraussichtlich wird er am Samstagabend in Frankfurt landen. Die Passagiere sollen dann isoliert und für zwei Wochen in Quarantäne beobachtet werden.
Es gibt aber auch einige Deutsche, die in China bleiben wollen. Einer von ihnen ist Timo Balz, Professor für Fernerkundung an der Wuhan Universität. Er lebt seit 10 Jahren mit Familie in China und fühlt sich gut über die Situation informiert. Die Berichterstattung im chinesischen Fersehen sei zwar martialisch – von einem Krieg gegen das Virus sei dort die Rede – aber die Lage wirke unter Kontrolle. „Die Leute halten sich an die Vorkehrungen, die Situation ist sehr ruhig, die Versorgung läuft, wir sind sehr zuversichtlich“, sagte Balz im Skype-Interview mit der Tagesschau. Er räumte aber ein, sein Wohnviertel seit fünf Tagen nicht verlassen zu haben. Wie es im Rest der Stadt aussieht, wisse er also nicht.
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