Die Kinder von heute machen alles falsch. Sie starren nur noch auf ihr Smartphone. Sie spielen nicht mehr draußen mit anderen, sondern alleine im Internet. Und sie essen zu viel. Wer ist schuld?
Zwei Jungen, etwa um die 12 Jahre, packen ihre Einkäufe auf das Förderband im Supermarkt: Tiefkühlpizzen, Chips, Cookies, Fruchtgummi, Eistee. Es scheint, als würde dieser Einkauf ein gewöhnliches Abendessen widerspiegeln, denn die beiden sind stark übergewichtig. Und das ist nicht niedlich, in den meisten Fällen „wächst“ sich das auch nicht mehr „zusammen“ – schon als Kind übergewichtig zu sein, ist problematisch. Auch wenn Eltern das vielleicht nicht gerne hören.
Es gibt viele Verhaltensweisen, die dazu führen, dass aus normalgewichtigen Kindern dicke Kinder werden. So berichteten wir zum Beispiel über den Bewegungsmangel an Schulen und natürlich griffen auch wir wie andere Medien schon mehrmals das Thema der extrem zuckerhaltigen Softdrinks auf, die bei Kindern und Jugendlichen ganz besonders beliebt sind. Unser Blogger Kinderdoc beschrieb in seinem Beitrag Sabberbröckelbrezel das Phänomen des Daueressens. Häufig beobachtet man auch das Gefüttertwerden wider Willen, wenn Eltern ihr Baby mit einem ganzen Breiglas zwangsbeglücken, obwohl das Kind schon ab der Hälfte immer den Kopf energisch wegdreht, wenn der Löffel kommt. Auch dienen kleine Snacks oft dazu, weinende Kinder zu trösten.
Das alles trägt dazu bei, dass Kinder zunehmen. Wenn es in privaten Runden um dicke Kinder geht, werden die Ursachen aber häufig woanders verortet: Da heißt es nicht selten, wir hätten ein Generationenproblem. Die Fertiggerichte seien schuld. Auch der Computer, die Playstation, das Handy oder sonst irgendwelche Geräte, die Kinder und Jugendliche in eine permanente Sitz- oder Liegestarre versetzen. Fakt ist aber: Die Kinder haben dieses Verhalten von uns Erwachsenen übernommen. Auch wir sitzen jeden Tag stundenlang vorm PC, liegen mit dem Smartphone auf der Couch und essen gerne Fast Food. Viele Eltern von dicken Kindern haben selbst mit starkem Übergewicht zu kämpfen.
In Deutschland sind laut RKI zwei Drittel der Männer (67 %) und die Hälfte der Frauen (53 %) übergewichtig. Ein Viertel der Erwachsenen (23 % der Männer und 24 % der Frauen) ist stark übergewichtig (adipös). Ein großer Teil sitzt die Minuten beim Hausarzt ab, in denen von Lifestyle-Veränderungen erzählt wird. Obwohl starkes Übergewicht die Ursache vieler schwerer Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleber oder Krebs ist, wird es von den Betroffenen meist erst dann als gefährlich eingestuft, wenn die gesundheitlichen Probleme, die dadurch entstehen, zu belastend sind, um so weiterzumachen wie bisher.
Es herrscht ein zwiespältiges Verhältnis zum Dicksein und das verwundert kaum. In einer Gesellschaft, in der mindestens jeder Vierte dick ist, ist es auch gar nicht so leicht, darüber zu sprechen, dass Übergewicht die Gesundheit gefährdet. Dass die Menschen auf lange Sicht zunehmen, betrachten viele als natürliche Entwicklung. Ab einem gewissen Lebensalter wird man von seinen Mitmenschen regelrecht gelobt, wenn man nicht dick ist.
Kinder, die mit einem gesunden Lebensstil vertraut sind, haben in der Regel keine Probleme mit Übergewicht. Dazu gehört, sich ausreichend zu bewegen und das fängt unter anderem schon damit an, dass man nicht ab Wegen von 300 Metern im Auto sitzt, sondern zu Fuß geht. Genau so wichtig sind ein gesundes Essverhalten und eine ausgewogene Ernährung. Diese Dinge sollte man als Kind nicht erst in der Schule kennenlernen, sondern schon zuhause. Dafür müssen es die Erwachsenen, allen voran die Eltern, aber richtig vormachen.
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Bildquelle: Tumisu, pixabay