Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) bzw. die Deutsche Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) konnten keinen Ärztetags-Beschluss zum geforderten Facharzt für Notfall-, Akut- und Intensivmedizin durchsetzen .
Zugleich sollten unerfüllbare Qualifikations-Anforderungen an ambulant tätige, niedergelasse Vertragsärzte gehen, die immerhin gemeinsam mit den Klinikkollegen hinter dem Tresen der Klinik-Portalpraxen stehen. Vgl. "Triage in der Notaufnahme - Moderne, evidenzbasierte Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit" von Michael Christ, Dtsch Arztebl Int 2010; 107(50): 892-8; https://www.aerzteblatt.de/archiv/79711/Triage-in-der-Notaufnahme
Es besteht jedoch eine Fehleinschätzung bei den notfallmedizinischen Fachgesellschaften über die Beratungsanlässe im vertragsärztlich-kassenärztlichen Notfalldienst. Da ist so gut wie nie ein klinisch kritischer Zustand dabei.
Und selbst wenn ich diesen feststelle, wird 112 angerufen und das geeignete Transportmittel mit der Leitstelle abgesprochen.
Vgl. dazu einen authentischen Praxis-Bericht in meiner Praxis-Zeitung: https://www.doccheck.com/de/detail/articles/13121-was-machen-sie-eigentlich-an-ihrem-freien-mittwochnachmittag-herr-doktor
Unsere haus- und familienärztlichen Patientengruppen werden mit telefonischer und anamnestischer Ersteinschätzung bzw. präklinischem Zustandsprotokoll (Triage) vorab (Manchester-Scale) erfasst und den adäquaten Versorgungsebenen zugeführt.
"Meine KVWL informiert: Notfalldienst / Ärztlicher Bereitschaftsdienst" https://www.kvwl.de/patient/notdienste/ "Wenn Sie einen Arzt brauchen und nicht bis zur nächsten Sprechstunde warten können, werden Sie in einer Notfalldienstpraxis in Ihrer Nähe versorgt. Die Notfalldienstpraxen sind in den meisten Fällen direkt an ein Krankenhaus angebunden. Können Sie aus medizinischen Gründen nicht selbst in die Notfalldienstpraxis kommen, kommt ein Arzt zu Ihnen nach Hause.
Arztrufzentrale (116 117)
Befinden Sie sich in einer lebensbedrohlichen Notfallsituation, wenden Sie sich bitte an die Rettungsleitstelle unter der Tel.-Nr.: 112
Benötigen Sie Informationen über die nächstgelegenen Notfalldienstpraxen oder die Möglichkeiten eines Hausbesuches hilft Ihnen kostenfrei die Arztrufzentrale des ärztlichen Bereitschaftsdienstes / Notfalldienstes unter der Tel.- Nr.: 116117.
Mo, Di, Do ab 18 Uhr
Mi, Fr ab 13 Uhr
Sa, So, Feiertag von 8 Uhr bis 8 Uhr am Folgetag".
Damit sollte auch den DIVI/DGINA-Kolleginnen und -Kollegen klar sein, dass die Niedergelassenen (FAfAM, haus- und fachärztliche Internisten, andere Fachrichtungen) keinesfalls Notfall- und Intensivmedizin bei Patienten im präklinisch kritischem Zustand betreiben können. Dafür sind die Rettungsleitstellen und ausschließlich die klinischen Fachrichtungen bzw. Interventionisten zuständig.
Die häufigsten Beratungsanlässe im Zentralen Ärztlichen Notdienst (ZND) sind saisonale Infekte, kardiopulmonale Beschwerden, überwiegend orthopädische Schmerzen, Lungen- und Abdominal-Befunde vs. Befindlichkeitsstörungen, funktionelle Befunde, Medikations- und Nebenwirkungs-Fragen bzw. Non-Compliance-bedingte Versorgungsengpässe, Unsicherheiten, verlorene Medikationspläne, Zweitmeinungen und insbesondere bei Jüngeren existenzielle Fragen um tatsächlich vorhandene, vermutete, befürchtete, imaginierte oder auch konkret recherchierte Krankheitsentitäten und -Syndrome aus dem Internet (Dr. Google).
Zum Abschluss ein heutiges Sonntags-Beispiel. Ein 16-jähriger mit Mumps kommt zum Camping Urlaub zu einem 3-malig MMR geimpften 14-jährigen dazu. Besonderheit: Der 14-jährige leidet an einer primären Antikörpermangelerkrankung, bezogen auf Totimpfstoffe (DTPoPe) - S3-Leitlinie
„Therapie primärer Antikörpermangelerkrankungen“ AWMF-Register-Nr. 027/052 01. September 2012
Koordination: J. Krudewig; Prof. Dr. T. Niehues, Krefeld, wo er auch untersucht und behandelt wurde.
Wie hätten da DIVI und DGINA entschieden?
Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z.Zt. Lysekil/Göteborg/S)