Neun von zehn Patienten mit allergischer Rhinokonjunktivitis werden von Ärzten und Apothekern nicht adäquat beraten. Darüber informierte die Deutsche Allergieliga in einer Pressemitteilung. Wo liegt das Problem?
Fließschnupfen, Tränenfluss, Juckreiz. Die Heuschnupfensaison hat wieder begonnen. In der Apotheke sind die Patienten gut aufgehoben und werden leitliniengerecht beraten – oder etwa nicht? Die Deutsche Allergieliga veröffentlichte im Dezember 2018 dazu eine Pressemitteilung. Darin wird in einer Studie festgestellt, dass nur etwa zehn Prozent der allergischen Patienten eine adäquate Therapie erhalten. Diese Zahlen sind so alarmierend, dass das pharmazeutische Personal gut daran tut, die aktuellen Leitlinien zu kennen und umzusetzen. Doch die Herausgeber machen auch Mängel beim Medizinstudium für diese Bilanz verantwortlich. Denn: Obwohl es immer mehr Allergiker gibt, ist die Allergologie kein Pflicht- oder Prüfungsfach. Dementsprechend gibt es keine Lehrstühle und Fortschritte in der Forschung kommen so nicht bei allen deutschen Patienten an.
Nach OTC-Switch: Gut wirksame Alternativen
In den letzten Jahren hat sich viel bei der Selbstmedikation getan. Vor allem der OTC-Switch von beclometason-, fluticason-, und mometasonhaltigen Nasensprays vor wenigen Jahren brachte den Pharmazeuten gut wirksame Alternativen zu den H1-Histaminika der ersten und zweiten Generation. Welches Nasenspray und welche oralen Antiallergika können nun aktuell empfohlen werden? Der Markt ist groß und jeder Hersteller proklamiert natürlich für sich die besten Ergebnisse im Kampf gegen die Pollenallergie.
In Deutschland gibt es zur allergischen Rhinokonjunktivitis derzeit eine Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) aus dem Jahr 2003. Eine neue SK2-Leitlinie zur allergischen Rhinitis ist für September 2019 geplant. Um aktuellere Leitlinien zu finden, sollte man sich also auch international informieren. Hier und hier finden sich zum Beispiel viele lesenswerte Studien für interessierte Apotheker.
Aktuelle Leitlinie aus den USA
Die Mitglieder der US-amerikanischen Joint Task Force on Practice Parameters (JTFPP) konzentrierten sich 2017 auf den Einsatz von intranasalen Kortikosteroiden (INCS) als Erstlinientherapie. INCS sind bei wenigen Nebenwirkungen rein lokal wirksam. Wichtig vor dem Einsatz der entsprechenden Nasensprays ist die Diagnose der allergischen Rhinitis durch einen Arzt sowie die Volljährigkeit des Patienten. Die INCS sollten nur in der frisch gesäuberten Nase angewendet und vorher kräftig geschüttelt werden. Wirkstoffe können sich sonst am Boden absetzen. Wichtig ist auch das Sprühen über Kreuz. Das bedeutet, dass die rechte Hand das Spray in das linke Nasenloch sprüht und umgekehrt.
Bevorzugt sollten Mometason und Fluticason aufgrund ihrer längeren Verweildauer im Gewebe eingesetzt werden. INCS können in den ersten Tagen der Anwendung mit abschwellenden Nasensprays kombiniert werden. Nach circa drei Tagen setzt deren volle Wirkung ein. Ein längerer Einsatz von Alpha-Sympathomimetika, wie Xylometazolin oder Pseudoephedrin wird nicht empfohlen. Nasal könnte sonst bei einer Dauertherapie eine medikamentöse Rhinitis ausgelöst werden. Systemisch ist der Einsatz nicht für Kinder unter zwölf Jahren und nicht für Erwachsene über sechzig empfohlen.
Kombinationstherapien möglich
Ebenfalls möglich ist eine Kombination von INCS mit H1-Antihistaminika wie Cetirizin oder Azelastin. Das kann hilfreich sein, wenn nicht nur eine Rhinitis sondern auch eine allergische Erscheinung an den Augen oder der Haut vorliegt. Nach Bedarf können hier verschiedene Arzneiformen wie Augentropfen, Nasenspray oder Tabletten gewählt werden. Sollten INCS vom Patienten nicht vertragen oder nicht gewünscht werden, ist auch der Einsatz von Cromoglicinsäure zur nasalen Anwendung als zweite Wahl möglich. Der Nachteil besteht in der Häufigkeit der Anwendung und dem verzögerten Wirkungseintritt. Die Vorteile bestehen in der größeren Patientengruppe, denn Cromoglicin kann auch bei Kindern und Schwangeren eingesetzt werden.
Zusätzliche Maßnahmen können helfen
Als Zusatzempfehlung eignet sich eine Nasendusche mit einer salzhaltigen Spüllösung. Damit werden am besten abends die allergieauslösenden Pollen aus der Nase herausgespült. Für den Einsatz gibt es Tipps zur richtigen Anwendung, denn hier lauern viele Fehler. Zusätzlich gibt es allgemeine Hinweise: abendliches Duschen, Lüften nur am frühen Morgen oder nach einem Regenschauer, Allergenkarenz und der Einbau eines Pollenfilters im Auto. Auch sei noch erwähnt, dass Pollenallergene die Haut penetrieren können. Daher sollte zusätzlich zur medikamentösen Versorgung auch eine passende Hautpflege empfohlen werden.
Artikel von Eva Bahn
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