Meningitis durch Milchpumpe, Amöbeninfektion durch Nasendusche – im Dezember hörte man gleich von zwei Fällen, bei denen die Patienten durch unsachgemäße Benutzung von Medizinprodukten infiziert worden waren. Ärzte und Apotheken müssen hier richtig aufklären.
Der bei Spiegel Online veröffentlichter Artikel zum Thema „Hygiene bei der Benutzung von Milchpumpen“ ließ viele aufhorchen, die in diesem Bereich Menschen beraten. In den USA war ein Baby an Meningitis erkrankt, weil die Milchpumpe durch die Eltern nicht entsprechend der Vorgaben gereinigt wurde. Der Keim Cronobacter sakazakii konnte sich in der abgepumpten Muttermilch vermehren und das Kind infizieren.
Ähnliche Berichte finden sich bei unsachgemäßem Gebrauch anderer Medizinprodukte, die in den Apotheken ausgeliehen werden können. Etwa zeitgleich mit dem Bericht über das infizierte Baby wurde der Tod einer Anwenderin von Nasenduschen bekannt. Sie hatte entgegen der Empfehlungen des Herstellers ihre Nase nicht mit zuvor abgekochtem oder sterilisiertem Wasser gespült, sondern Wasser genutzt, das sie durch einen Filter hatte laufen lassen. So infizierte sie sich mit einer Amöbenart, die über die Fila olfactoria des Riechnervs bis ins Gehirn vordringen konnte.
Nasenduschen und Vernebler
Die Gefahr, sich durch Leitungswasser in Nasenduschen zu infizieren, ist schon länger bekannt. Auch das RKI weist darauf hin, dass Akanthamöben in Biofilmen, zum Beispiel an Innenwänden von Wasserversorgungssystemen, vorkommen.
Patienten, die auf den Gebrauch eines Verneblers angewiesen sind, laufen ebenfalls Gefahr sich mit Staphylokokkus aureus oder Pseudomonas zu infizieren, wenn sie ihren Inhalator unsachgemäß reinigen. Dazu gehört nicht nur das richtige Desinfizieren vor dem Zusammenbau und die Verwendung geeigneter Trägerflüssigkeiten. Ungewaschene Hände, das Abtrocknen mit Tüchern, die schon länger feucht liegen oder die Kontamination durch Wasser, das länger im Spülbecken steht, sind Hygienefallen, die umgangen werden müssen.
Aufklärung ist unsere Pflicht
Umso wichtiger ist es, dass die Patienten, die ein solches Medizinprodukt benötigen im Vorfeld von Arzt oder Apotheker nicht nur umfassend über deren Benutzung, sondern auch über alle damit zusammenhängenden Hygienemaßnahmen aufgeklärt werden.
Milch ist ein Gemisch aus Fett, Eiweiß, Kohlenhydraten, Spurenelementen, Vitaminen, Mineralstoffen und Wasser. Es genügt daher nicht, die benutzten Gefäße, Schläuche und Verbindungsstücke nur mit heißem Wasser auszuspülen, denn Bakterien und Pilze würden sich auf den hängengebliebenen Resten schnell vermehren. Alle Teile, die mit Muttermilch in Kontakt gekommen sind, müssen zunächst mit kaltem, dann mit warmen Wasser ausgespült und anschließend mit Spülmittel ausgewaschen und zum Abschluss noch einmal mit klarem Wasser gespült werden.
Hygienefalle Verbindungsschlauch
Der Verbindungsschlauch zwischen Pumpe und Auffangbehälter zieht gerne Kondenswasser an. Zur Säuberung sollten die Eltern wie bereits beschrieben verfahren und ihn an die angeschaltete Pumpe hängen die den Schlauch wie ein Fön trocken bläst. Zudem sollten alle Teile, die mit Muttermilch in Kontakt gekommen sind, einmal am Tag desinfiziert werden.
Nasenduschen sollten von den Patienten ausschließlich im Akutfall angewandt werden. Sie sind nicht für die tägliche Routinereinigung gedacht, denn zu lange angewandt spülen sie die Schutzschicht weg, die die Schleimhäute gesund und feucht erhält. Das Wasser das zur Herstellung der Salzlösung verwendet wird, darf nicht über längere Zeit stehen und sollte auch vor der Benutzung keinesfalls durch einen Wasserfilter gegeben werden. Am besten man nutzt Leitungswasser, das zuvor drei bis fünf Minuten abgekocht wurde und löst weder zu viel, noch zu wenig Salze darin. Sowohl eine hypo- als auch eine hypertone Spülflüssigkeit wird als unangenehm empfunden und reizt die Schleimhäute.
Vermeidbare Todesfälle
Bei einem Inhalator kann man bei der Reinigung ähnlich vorgehen wie bei einer Milchpumpe. Alle benutzten Teile müssen nach der Benutzung auseinandergebaut, gereinigt und auf einem fusselfreien trockenen Tuch abgelegt werden. Der Schlauch wird am angeschalteten Gerät getrocknet. Auch hier ist das tägliche desinfizieren obligatorisch.
Zum Glück kommen Todesfälle infolge falscher Benutzung nicht häufig vor. Aber im Grunde ist jede Erkrankung eine zu viel, die aufgrund fehlender Aufklärung des Patienten über Hygienemaßnahmen im Zusammenhang mit seinem Medizinprodukt auftritt.
Das Baby, das über die Milchpumpe infiziert worden war, hatte jedenfalls Glück. Es konnte erfolgreich behandelt werden und nach einem Monat im Krankenhaus wieder in seine Familie zurückkehren.
Beitrag von Eva Bahn
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