Erkrankungen wie Diabetes mellitus können zu chronischem Nierenversagen und in Folge zur Entfernung der Nebenschilddrüsen führen. Regelmäßige Ultraschalluntersuchungen ermöglichen es, den optimalen Zeitpunkt für die Operation zu ermitteln.
In Deutschland sind Diabetiker die größte Gruppe von Patienten, die aufgrund eines chronischen Nierenversagens an die Dialyse müssen oder sogar eine neue Niere benötigen. Gegenwärtig sind etwa 20.000 Diabetiker davon betroffen. Versagen die Nieren dauerhaft ihren Dienst, geht dem Körper über den Urin viel Kalzium verloren. Der Körper versucht einen Mangel auszugleichen, indem die vier kleinen Drüsen neben der Schilddrüse vermehrt das sogenannte „Parat-Hormon“ produzieren. Es setzt Kalzium aus den Knochen frei. Dieser „sekundäre Hyperparathyreoidismus“ schadet dem Körper jedoch häufig mehr als er nutzt: „Die Patienten leiden nicht nur unter Knochenschmerzen”, berichtet Dr. med. Andreas Schuler, Vorsitzender der Sektion Innere Medizin der DEGUM und Chefarzt der Medizinischen Klinik, Helfenstein Klinik Geislingen, an den Kliniken des Landkreises Göppingen: „Das aus den Knochen entzogene Kalzium fördert auch die Bildung von Nieren- und Gallensteinen sowie Arterienverkalkung.”
Da die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten begrenzt sind, empfehlen Endokrinologen eine operative Entfernung der Nebenschilddrüsen. Dr. Schuler: „Betroffen sind etwa ein Viertel aller Menschen mit chronischen Nierenversagen, bei denen keine Aussicht auf eine Nierentransplantation besteht.”
Die Entscheidung zur Operation wird aufgrund der Laborwerte und bildgebenden Verfahren wie zum Beispiel einer Szintigrafie gestellt. Diese markiert die Nebenschilddrüsen mit einer radioaktiven Substanz und ist wegen des Strahlenrisikos nicht beliebig wiederholbar. Anders ist dies bei einer Ultraschalluntersuchung. „Sie belastet den Patienten nicht, ist ungefährlich und kann beliebig häufig durchgeführt werden”, erläutert der Internist die Vorteile dieser Methode.
Farbdopplerultraschall kommt zum Einsatz
Im Normalzustand sind die Nebenschilddrüsen im Ultraschall schwer zu erkennen. „Wenn sie die kritische Größe von etwa 500 mm3 erreicht haben, können wir die Drüsen orten und vermessen”, erläutert der DEGUM-Sprecher. Eine aktuelle Studie der Universität Pisa an vierzig dialysepflichtigen Patienten mit Nebenschilddrüsenüberfunktion ergab, dass die diagnostische Treffsicherheit des Ultraschalls sogar höher ist als bei der Szintigrafie. Hinzu kommt, dass die Ärzte mittels Farbdopplerultraschall auch die Durchblutung messen können, die bei einer Hormonüberproduktion deutlich gesteigert ist.
„Die Sonografie ist daher eine wertvolle Untersuchung, um bei diesen Patienten den richtigen Zeitpunkt für die Entfernung der Nebenschilddrüsen zu bestimmen”, sagt Dr. Schuler. Unabdingbar für den Erfolg ist ein hoher Ausbildungsstand der Ärzte. Die DEGUM hat deshalb eine Qualitätsoffensive gestartet. Ein Zertifizierungsverfahren stellt Mindestanforderungen an Untersucher- und Gerätequalität, die regelmäßig überprüft werden.
Originalpublikation: Prächirurgische Diagnostik des sekundären Hyperparathyreoidismus mit hochauflösender Sonografie und Farbdoppler M. Meola et al.; Ultraschall in der Medizin, 32(S01): 74-82; 2011