Der matschige Pfad durch den Wald schlängelt sich durch das Dickicht. Hier und da brechen ein paar Sonnenstrahlen durch das dichte Laub und dann liegt er vor mir: Ein perfekter Spiegel bis zum Horizont, ein paar Mücken tanzen über die Oberfläche, ich bin ganz alleine.
Raus aus den Kleidern und schon empfängt mich das lauwarme Wasser wie eine schützende Hand. Ich schwimme los.
Ein kristallklarer Bergsee. Wunderschön - aber auch ungefährlich?
Was gibt es Besseres als ein Bad im See an einem heissen Sommertag? Aber Moment: ist das eigentlich gefährlich? Ja, manchmal schon. Es gibt ein paar Dinge, die man beachten sollte:
1. Krankheitserreger
Ein häufigstes Mitbringsel aus einem erfrischenden Bad im See ist die Zerkariendermatitis oder "Schwimmerjucken". Hierbei handelt es sich um eine parasitäre Infektion durch Larven von Saugwürmern. Klinisch imponiert ein juckendes Exanthem. Da der Mensch ein Fehlwirt ist, ist die Infektion zwar unangenehm, aber selbstlimitierend. Die Therapie erfolgt symptomatisch durch Antihistaminika.
In tropischen Ländern weit verbreitet (insbesondere in ganz Afrika, jedoch auch in Südamerika und Asien sowie einigen Gewässern Europas) ist die Schistosomiasis oder Bilharziose. Die Larven dieser Saugwürmer können sich auch durch intakte Haut bohren und stellen ein ernstzunehmendes Problem dar. Einmal im Körper angekommen beginnt ein komplizierter Entwicklungszyklus, an dessen Ende sich die Erreger entweder im Gastrointestinal- oder Urogenitaltrakt einnisten. Die Primärinfektion kann sich mit Fieber und Urtikaria als sogenanntes Katayama-Syndrom zeigen, verläuft aber auch asymptomatisch. Unbehandelt drohen Spätfolgen wie Blasenkarzinom oder Leberzirrhose. Das Wichtigste ist daran zu denken. Bei jeglichen Süßwasserkontakt sollte man Reiserückkehrer vorallem aus Afrika auch asymptomatisch immer großzügig mittels Serologie screenen und im Verlauf Stuhl und Urin untersuchen. Die Therapie erfolgt mit Praziquantel.
In manche Seen kann über den Urin von Nutztieren ein gefährlicher Erreger gelangen: Leptospiren. Nach Eintritt in den Körper durch Hautverletzungen oder durch die Schleimhäute kann sich neben einem meist milden grippeähnlichen Krankheitsbild in wenigen Fällen auch eine schwere Leptospirose - auch Morbus Weil genannt - entwickeln. Die Symptomtrias sind hier Hämorrhagien, Ikterus und Nierenversagen. Hier ist der Schlüssel daran überhaupt zu denken, eine gezielte Diagnostik ist komplex und erfolgt serologisch und per PCR, die Kultur ist schwierig.Therapiert wird gezielt nach Antibiogramm oder empirisch mit Doxycyclin oder Penicillinen.
2. Gift- und Schadstoffe
Seen können durch industrielle oder private Einleitung von Schadstoffen verunreinigt sein. Auch biologische Giftstoffe können Probleme verursachen: In warmen nährstoffreichen Gewässern kommen Blaualgen (Cyanonakterien) vor, die Toxine produzieren. Je nach Spezies sind diese hepato- oder neurotoxisch und verursachen Symptome wie Übelkeit und Erbrechen bzw. Kopfschmerzen, Schwindel und Krampfanfälle.
Bei sichtbaren Algenblüten und grünlich trübem Wasser: Finger weg!
3. Sonne und Insekten
Die ganz banale Gefahr eines schweren Sonnenbrandes wird bei Baden in Seen oft unterschätzt. Durch das Wasser kommt es zur Reflexion und Verstärkung der UV-Strahlung auf die Haut. Die brennende Sonne nimmt man durch das kühle Wasser nicht wahr. Seen sind zudem ein Eldorado für Insekten. Im Wasser ist man ein leichtes Ziel für Stechmücken.
Wie schützt man sich? Vor der Sonne mit wasserdichter Sonnencreme, die in ausreichender Menge und ausreichender Abstand vor dem Bad aufgetragen werden sollte. Gegen die Mücken hilft Mückenspray auf Icaridin- oder DEET-Basis. Dabei gilt die die Grundregel: Erst die Sonnencreme auf die Haut, darüber den Mückenschutz quasi als Tarnkappe gegen die lästigen Quälgeister.
4. Verletzungen
In vielen Seen hat der Mensch leider seine Spuren hinterlassen. Das können Müll, Fahrräder oder andere Dinge sein, in manchen künstlichen Baggerseen die früher Kiesgruben waren liegen alte Maschinen, Kabel und Seile auf dem Grund. Beim Schwimmen und insbesondere beim Kopfsprung ins kühle Nass kann es zu unangenehmen Begegnungen damit und schwersten Verletzungen kommen.
5. Ertrinken
Gute Schwimmer ertrinken in Seen? Gibt's doch gar nicht.
Doch, gibt es. Und es sind nach einer Statistik der DLRG zu 80% Männer (https://www.dlrg.de/informieren/die-dlrg/presse/statistik-ertrinken/) Das kann aus ganz unterschiedlichen Gründen passieren:
Ab ins Wasser?
Mit etwas Vorbereitung, Vorsicht und gesundem Menschenverstand steht dann einer kühlen Erfrischung nichts im Wege!