Die Kindersterblichkeit bei uns ist heute gering. Inzwischen überleben Kinder, die vor zehn Jahren kaum eine Chance gehabt hätten: Frühgeburten, die mit weniger als einem Kilogramm Gewicht zur Welt kommen.
In den letzten Jahren hat sich in der Behandlung dieser kleinen Patienten viel verändert, so wie in der Frauenklinik des Inselspitals Bern. Die Eltern werden viel mehr einbezogen.
Dazu gehört die Känguru-Methode. Das Baby wird der Mutter für jeweils etwa eine Stunde auf die Brust gelegt. Zuerst wurde das in einem Spital in Kolumbien, wo die Brutkästen fehlten, aus Not praktiziert, mit so großem Erfolg, dass die Methode nun auch hierzulande angewendet wird. Laut Regina Friedli, Stationsleiterin Pflege am Inselspital in Bern ist Känguru ist eine sehr wichtige Form, um die Eltern-Kind-Beziehung fördern zu können. Das Kind dem Vater oder auch der Mutter auf die nackte Haut und dadurch fließen sehr viel Wärme und Energie. Wir haben oft beobachtet, dass die Kinder weniger Probleme haben, wenn sie bei den Eltern sein können, und auch die Eltern kann das extrem stärken, den Kontakt zu ihrem Kind aufzunehmen, wenn sie nicht mehr diese Grenze haben zum Inkubator.
Bei der Pflege oder Untersuchung wird auf die psychischen Bedürfnisse der Kinder Rücksicht genommen. Das Pflegepersonal gibt den Kleinen möglichst viel Zuwendung, oft auch als Elternersatz, denn manche Eltern können nicht so häufig anwesend sein.
Die Frühgeborenen sind Persönlichkeiten wie größere Kinder und haben ein Anrecht auf Ruhe, auch wenn sie rund um die Uhr überwacht werden. Dazu gehört Schutz vor Lärm oder grellem Licht und Abdunkelung während der Nacht. High-Tech-Medizin ist notwendig, sie darf beim Kind aber den Stress nicht noch verstärken, weil sich das wiederum negativ auf die Entwicklung auswirkt. Die Eltern können kommen, wann sie wollen. Sie können das Kind wickeln und pflegen oder einfach nur da sein und mit ihm reden. Es hilft ihnen, eine Beziehung zum Kind aufzubauen.