Mit dem Begriff Delir (auch: Delirium) beschreibt man in der Medizin einen Zustand akuter Verwirrtheit, der vor allem bei älteren Menschen ab 65 Jahren auftritt – diese Personengruppe leidet häufig bereits an Vorerkrankungen, die ein Delir begünstigen. Allgemein kann es in allen Altersgruppen zum Delir kommen, bspw. durch akute Alkoholintoxikation, Entzug oder Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus.
Hier soll es jetzt aber einmal um das sog. postoperative Delir gehen. Denn 5–15 % aller unter Narkose Operierten erleidet im Anschluss ein solches Delir. Je älter die Patienten sind, desto häufiger ereignet sich dieses Phänomen. Bei den Patienten über 60 sind es etwa 30–40 %. Man kann die schwere Funktionsstörung des Gehirns mit einem langen und intensiven Albtraum vergleichen, denn es sind sowohl das Bewusstsein und das Denken als auch das Gedächtnis und der Schlaf-Wach-Rhythmus beeinträchtigt. Und hier liegt auch das Dilemma, vor dem Anästhesisten häufig stehen: Je älter ein Patient, desto wahrscheinlicher wirken sich Eingriffe negativ auf das Gehirn aus und überfordern es. Allerdings ist es gerade wegen dieser Gefahren eigentlich ratsam, den oft vorerkrankten Patienten im Anschluss an die OP weiterhin intensivmedizinisch überwachen zu lassen. Das wiederum erhöht aber erneut das Risiko für ein Delir. An dieser Stelle muss der Anästhesist also sorgsam abwägen.
Man kann bis heute nicht genau festlegen, wie ein solches Delir entsteht, aber es handelt sich definitiv um ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, und zwar:
Diese Kombination kann die Kommunikation der Nervenzellen untereinander verändern und Nervenzellen im ZNS nachhaltig schädigen.
Die Behandlung eines Delirs erfolgt, wenn möglich, ursachen-orientiert. So kann das Absetzen von Benzodiazepinen womöglich das Delirium auflösen. V. a. bei älteren Patienten helfen präventive Maßnahmen. Dazu gehört z. B., dass der Patient regelmäßig beobachtet wird, er regelmäßig und ausreichend isst und trinkt sowie häufig Besuch von der Familie bekommt. Besonders wichtig: Der Schlafrhythmus sollte nicht gestört werden – Behandlungen sollten im besten Fall nicht in der Nacht erfolgen und auch Lärmquellen sind zu reduzieren. Denn gerade ein gestörter Schlafrhythmus begünstigt einen Verwirrtheitszustand. Letztlich kann sich die Behandlung eines Delirs auch durch antipsychotisch wirkende Medikamente wie Haloperidol unterstützen lassen.
Das war jetzt einmal ein kleiner Ausflug in die Anästhesiologie. Ausführlicher gehe Ich darauf in meinem Video und meinem entsprechenden Artikel zum Thema ein.