In meinem Artikel „Medikamente gegen Covid-19 – keine Heilung, aber Hilfe beim Coronavirus?“ habe ich mich bereits mit Wirkstoffen befasst, die zur Behandlung von Covid-19 zum Einsatz kommen können – darunter befand sich auch das antivirale Mittel Remdesivir, zu dem jetzt neue Studienergebnisse vorliegen.
Laut der Veröffentlichung im New England Journal of Medicine kam es bei etwa zwei Dritteln der in einem klinischen Test mit Remdesivir behandelten Covid-19-Patienten unter der Therapie zu einer Besserung. Zuvor hatten Experten ihre Einschätzung zu verschiedenen Wirkstoffen abgegeben und Remdesivir als vielversprechendsten Ansatz ausgemacht – dieser Wirkstoff soll die Vermehrung von u. a. Coronaviren eindämmen.
Seit dem 25. Januar wird der Wirkstoff vom Hersteller für Heilversuche zur Verfügung gestellt, und zwar im Rahmen von „Compassionate Use“. Damit bezeichnet man den Einsatz von Arzneimittel, die eigentlich noch nicht zugelassen sind, in Härtefällen. Die in Betracht kommenden Patienten mussten zwei Kriterien erfüllen, um für eine Behandlung geeignet zu sein: Die Infektion mit SARS-CoV-2 ist bestätigt und die Sauerstoffsättigung ist ≤ 94 % oder Patienten werden mit Sauerstoff behandelt. Im Durchschnitt hatten die Patienten vor der Behandlung 12 Tage lang Symptome. Für die Behandlung erhielten die Betroffenen eine Initialdosis von 200 mg intravenös und ab dann täglich 100 mg per Infusion.
Die Ergebnisse in Kurzform: Der Zustand hat sich bei 68 % der Patienten (36 Personen) 18 Tage nach der ersten Gabe Remdesivir gebessert. Allerdings war in 15 % (8 Personen) der Fälle auch eine Verschlechterung zu beobachten, 7 Personen aus dieser Gruppe starben letztlich. Wichtige Erkenntnisse sind: Patienten, die vor der Behandlung mit Remdesivir nicht beatmet worden sind, oder unter 50 Jahre alt waren, erlebten häufiger eine Verbesserung. 6 der 7 Verstorbenen wurden vor der Behandlung mit dem Wirkstoff invasiv beatmet. Außerdem konnte ein erhöhtes Sterberisiko bei Personen festgestellt werden, die älter als 70 Jahre alt waren und eine eingeschränkte Nierenfunktion hatten. Die wichtigste Nebenwirkung bestand in einem Anstieg der Leberenzymwerte ALT und/oder AST.
Derzeit laufen noch weitere Studien, deren Ergebnisse mehr Klarheit schaffen sollen. Das Problem an der jetzigen Studie besteht v. a. darin, dass ohne eine Vergleichsgruppe gearbeitet wurde. Die Aussagekraft der Untersuchung gilt damit als begrenzt.
Quelle:
Jonathan Grein u. a. (2020): Compassionate Use of Remdesivir for Patients with Severe Covid-19. In: New England Journal of Medicine.