Vorab: Mehr über das ARDS finden Sie auf meiner Website im entsprechenden Artikel sowie in einem Video auf meinem YouTube-Kanal.
Vor allem in Zeiten des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 sollte das Acute Respiratory Distress Syndrome, zu Deutsch akutes Lungenversagen, mehr Beachtung erhalten. Denn dieses könnte u. a. dafür sorgen, dass es auf unseren Intensivstationen immer voller wird und mehr Beatmungsgeräte notwendig werden.
Noch heute gilt das ARDS als intensivmedizinische Herausforderung. Je nach Schweregrad steigt die Sterblichkeit durch das akute Lungenversagen auf bis zu 59 %. Ursächlich kommen viele Umstände in Frage. Dazu gehören zum einen pulmonale Auslöser wie eine Lungenentzündung, Fremdkörper in den Atemwegen oder Inhalationstraumata und zum anderen systemische Auslöser wie eine Sepsis, Medikamente, Gifte oder andere Infektionen.
Die Symptome des ARDS ergeben sich in drei Stadien. In Stadium 1 (12–24 Stunden nach dem Auslöser) fängt die Luftnot an und Betroffene atmen schnell, ihre Herzfrequenz ist erhöht, sie sind unruhig. Überdies kann es zu den Symptomen eines erniedrigten Blutdrucks kommen, inkl. Schwindel, Kopfschmerzen, Zittern, blasser Haut und schneller Ermüdbarkeit.
Stadium 2 ereignet sich innerhalb der ersten 7 Tage und geht mit so stark erhöhter Atemarbeit einher, dass Betroffene zusehends erschöpfen. Möglich sind dann auch eine Zyanose sowie Rasselgeräusche beim Atmen.
In Stadium 3 (etwa 7 Tage nach dem Auslöser) sind dann nur noch etwa 20–30 % der Lunge normal ventiliert und perfundiert. Ein erniedrigter Blutdruck ist möglich, die maschinelle Beatmung oft erforderlich – auch wenn sich dadurch Schäden an der Lunge ergeben können!
Womit wir auch bei der wichtigsten Therapiemethode wären – die Beatmung. Denn diese ist bei ARDS in den meisten Fällen obligatorisch. So wird dem bei ARDS erniedrigten Sauerstoffgehalt entgegengewirkt und man kann womöglich sogar die Spontanatmung des Patienten erhalten. Aber welche Beatmung ist wann indiziert?
Das hängt natürlich mit dem Schweregrad des ARDS zusammen. Während man bei mildem ARDS die Atmung des Patienten lediglich maschinell unterstützt (mit Atemmaske), erfordern moderate oder auch schwere Formen des ARDS invasive Beatmungsmethoden.
Wichtig: Beatmungen erfordern oft, dass der Patient in die Bauchlage gebracht wird. Dadurch erleichtert man die Beatmung. Durch die Bauchlage vergrößert sich die Gasaustauschfläche und das Risiko für mit der Beatmung zusammenhängende Lungenschäden nimmt ab.
Sehr schwere ARDS-Verlaufsformen können u. U. eine ECMO notwendig machen. Mithilfe der extrakorporalen Membran-Oxygenierung wird venöses Blut außerhalb des Körpers über eine Maschine mit Sauerstoff angereichert und zurück in das arterielle Gefäßsystem befördert. Für die Lunge selbst gilt die ECMO als schonendes Verfahren – schließlich wird hier nicht mit Überdruck Sauerstoff in die Lunge gepresst. Aber: Eine ECMO geht potenziell mit schweren Komplikationen einher, denn sie begünstigt Blutungen an den Punktionsstellen und gastorintestinale Blutungen. Hinzukommen potenziell Durchblutungsstörungen in v. a. den Beinen.