Der Stand der deutschen Kinderwunschmedizin und die Forschung zu hormonellen Erkrankungen lässt zu wünschen übrig. Lest hier, warum sich das ändern muss.
Universitätskliniken spielen in der Forschung und Lehre sowie der Ausbildung von Ärzten eine wesentliche Rolle. Deshalb ist es eine dramatische Entwicklung, dass es in Deutschland nur noch drei Universitäten gibt, die einen Lehrstuhl, Lehre und ärztlichen Ausbildung für die Kinderwunschmedizin und alle hormonellen Besonderheiten in der Frauenheilkunde haben.
Die Forschung in Deutschland auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin einschließlich der Forschung u. a. zu Verhütung, Endometriose und der weit verbreiteten Krankheit PCOS ist in den letzten 15 Jahren im internationalen Vergleich von einer Spitzenposition auf einen der mittleren Plätze abgerutscht.
Schon jetzt ist abzusehen, dass es in Deutschland bald nicht mehr genug Ausbildungsplätze für qualifizierte Ärzte geben wird, die Paare mit Kinderwunsch und Frauen mit hormonellen Erkrankungen auf einem hohen medizinischen Niveau betreuen können. Das ist aber notwendig, damit Behandlungen einer hormonellen Störung ebenso wie künstliche Befruchtungen eine möglichst hohe Erfolgschance haben. Wenn dieser hohe Standard verloren geht, trägt jedes Paar mit einem Kinderwunsch, bei dem die oft belastenden Maßnahmen der künstlichen Befruchtung keinen Erfolg haben, künftig die Konsequenzen.
Deshalb fordert die Arbeitsgemeinschaft Universitärer Reproduktionsmedizinischer Zentren (AG URZ) in ihrem soeben veröffentlichten Marburger Manifest die Wissenschaftsministerien der Bundesländer auf, die finanziellen Ressourcen für die Schaffung neuer Lehrstühle und entsprechender universitärer Strukturen bereitzustellen. Ohne eine solche Unterstützung sei eine Kinderwunschmedizin auf einem hohen Niveau und eine umfassende Betreuung von hormonell bedingten Veränderungen und Erkrankungen in der Frauenheilkunde bald nicht mehr möglich; es drohen erhebliche Versorgungslücken, Kompetenzverlust und weiterer Forschungsrückstand.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Dachverbands Reproduktionsbiologie und -medizin. Die Originalpublikation findet ihr oben und hier.