Wer regelmäßig Frucht- und Gemüsesäfte konsumiert, senkt sein Alzheimerrisiko um 76 Prozent. Die in der Septemberausgabe der Fachzeitschrift "American Journal of Medicine" publizierte klinische Studie gilt als Sensation.
Die Shooting Stars der Alzheimerprävention sind Säfte. Ob Äpfel,Trauben oder Orangen, Karotten, Tomaten oder Sellerie - Obst und Gemüseverfügen in flüssiger Form über erstaunliche Kräfte im Kampf gegen dasVergessen. In einer groß angelegten klinischen Studie untersuchtenamerikanische Forscher am Vanderbilt University Medical Center eineGruppe von 1836 demenz- und alzheimerfreien Amerikanern japanischerHerkunft. Um die kognitiven Leistungen der aus Seattle stammendenStudienteilnehmer als Basislinie festzulegen, unterzogen sich dieProbanden am Anfang der Untersuchung dem psychometrische CASI-Test(Cognitive Abilities Screening Instrument). CASI ist fürAlzheimerforscher ein wichtiges Instrument, um die kognitiveLeistungsfähigkeit der Probanden zu erfassen.
Über einen 10-jährigen Beobachtungszeitraum folgten in regelmäßigenAbständen weitere Tests. Auf diese Weise waren die Forscher in derLage, die Alzheimerentwicklung innerhalb der ursprünglich gesundenGruppe zu beobachten. Gleichzeitig mussten die StudienteilnehmerAngaben über ihre Ernährung machen. Anhand standardisierter,bebilderter Fragebögen ließ sich auf diese Weise am Ende der Studie rekonstruieren, welche Patienten nach 10 Jahren immer noch keineAnzeichen von Alzheimer zeigten.
Der Abgleich mit den Ernährungsdaten zeigt erstaunliches
76 Prozent aller Studienteilnehmer, die mindestens drei Malpro Woche Obst- oder Gemüsesäfte konsumiert hatten, waren alzheimerfrei- obwohl 1047 davon das Risikoallel ApoE-ε4 besaßen. Das ε4 Allel kommtbei rund 65 Prozent aller pathologisch bestätigten Alzheimer Patientenvor und gilt daher als wichtiger Risikofaktor. Vermutlich ist dasApoE-ε4 Genprodukt an der Bildung und Ablagerung von senilen Plaquesaus β-Amyloid beteiligt.
Dass ausgerechnet diese Hochrisikogruppe durch regelmäßigen Obst-und Gemüsesaftkonsum gesund bleibt, stellte die Mediziner zunächst vorein Rätsel. Denn die ursprüngliche Annahme, antioxidative Vitamineallein würden die Plaques-Bildung verhindern, ließ sich nichtbestätigen: Probanden, die Vitamine zu sich genommen hatten, ohne dieSäfte zu trinken, waren weitaus häufiger an Alzheimer erkrankt als dieSaft-Konsumenten.
"Wir dachten, dass die entscheidende Substanz etwas anderes seinmusste", erinnert sich Studienleiter Qi Dai. Nach Auswertung der Datenscheinen in der Biochemie der Alzheimerprävention Polyphenole dieentscheidende Rolle zu spielen. Vor allem der in Äpfeln und Traubenvorkommende gelbe Naturstoff Quercetin vermag die Blut-Hirn Schrankedes Menschen zu überwinden. Dort greift die zur Untergruppe derFlavonoide gehörende Substanz direkt in den Entstehungsprozess vonAlzheimer ein - und blockiert die Bildung der gefürchteten Plaques,indem es die gesunden Neuronen vor Peroxidationen durchWassserstoffperoxid schützt, das innerhalb der Alzheimer-Pathogenesevon beta-Amyloid-Peptid freigesetzt wird. Die jetzt im Fachblatt"American Journal of Medicine" publizierten Ergebnisse lassen zudemvermuten, dass Polyphenole einen weitaus stärkeren oxidativen Schutzbieten als beispielsweise Vitamin C. Die "magische Kraft" der Säfteberuht jedoch nicht auf antioxidativen Polyphenolen allein. Auch Folatescheinen im direkten Zusammenhang mit einem geringeren Alzheimer-Risikozu stehen.
Warum Säfte die Entstehung der Erkrankung besser aufhalten alsdie Früchte selbst, ist ebenfalls geklärt: Die potenten Polyphenolesind als Naturfarbstoffe in den Schalen enthalten - und die gelangen,anders als etwa bei einem geschälten Apfel, in konzentrierter Form inden menschlichen Organismus. Wer sich demnach gegen den geistigenVerfall schützen möchte, sollte eine simple Regel befolgen: jeden Tageinen anderen Fruchtsaft konsumieren.