Mittlerweile muss der Arzt Befunde nicht mehr kopieren oder einscannen. Stattdessen kann der Patient eine App nutzen, in der seine Unterlagen abliegen. Digitale Patientenakten bieten Ärzten auch die Möglichkeit, Patienten per Tablet nach dem Krankheitsverlauf zu fragen.
Am Thema E-Health sind etliche Gesundheitsminister verzweifelt. Auch Hermann Gröhes Maßnahmenpaket blieb hinter allen Erwartungen zurück. „Während andere Branchen wie die Musik-, Film- oder Reiseindustrie bereits vollständig umgewälzt wurden, ist der Grad der Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung in Deutschland noch eher gering“, resümiert der Bundesverband Medizintechnologie in einer Stellungnahme. Ärzte und Patienten müssen trotzdem nicht auf Innovationen verzichten. Ein Überblick.
Vitabook zeigt, wie innovative Firmen an der elektronischen Gesundheitskarte längst vorbeigezogen sind. Das geht so: Vitabook bietet Patienten an, Gesundheitsdaten über Clouds zu hosten. Ein zugehöriges Rechenzentrum befindet sich in Deutschland. Patienten erstellen online ihr Konto. Die Authentifizierung erfolgt über ihre Versichertenkarte und über einen Sicherheitscode. Damit können auch Ärzte und Labore Daten an ein Konto senden. Patienten haben die Möglichkeit, Folgerezepte zu bestellen, Interaktionen prüfen zu lassen oder weitere Termine zu vereinbaren. „Die Daten gehören dem Patienten. Er kann sie dennoch mit Ärzten, Apotheken und Kliniken teilen, wenn er will“, so Geschäftsführer Markus Bönig. Er ist überzeugt, dass es eine Infrastruktur geben muss, die das Gesundheitswesen so einfach und sicher wie Online-Banking macht. Der Unternehmensgründer zur Erklärung: „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir alle notwendigen Elemente zusammenbringen, um auf eine moderne und automatisierte Weise Patient Reported Outcomes zu erheben.“ Wichtig sei, nicht nur die Systeme selbst, sondern auch die Inhalte bis ins Detail im klinischen Alltag zu testen. „Daher bieten wir das System auch bisher nur in ausgewählten Fachbereichen an und arbeiten uns schrittweise vor.“ Ein weiterer Pluspunkt: „Unser System wird überhaupt nur von Ärzten akzeptiert, da wir Schnittstellen zu den gängigen Arzt-Informationssystemen anbieten. Somit müssen keine Daten doppelt eingegeben werden.“
Heartbeat One, Vitabook oder LifeTime sind Lösungen für spezielle Aspekte aus dem Bereich Health IT. Warum fehlt der Blick auf das große Ganze? An Ärzten liegt es nicht: Schon im Jahr 2015 stellte die Gesellschaft für Gesundheitsmarktanalyse (GGMA) fest, Mediziner hätten ihre früheren Bedenken und Berührungsängste mehrheitlich abgelegt. Bernd Laudahn, Geschäftsführer bei der Philips GmbH, schreibt in einem Blogbeitrag, die Datenschutzdiskussion bremse unser Gesundheitssystem aus. „Die Politik muss beim Thema Datenschutz auch die übergreifenden rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen schaffen – die wir dann alle gemeinsam mit Leben füllen werden. Nur so haben wir langfristig eine Chance, über die Nutzung digitaler Lösungen gesundheitsförderndes Verhalten zu erwirken – und Unterstützung in der Krankheitsbewältigung und gleichzeitig Eindämmung der Kostenexplosion zu leisten.“ Von leistungsfäigen Health-IT-Infrastrukturen ist Deutschland meilenweit entfernt.