Die medizinische Lehre wurde ihrem besonderen Status unter den Studienfächern nicht immer durch innovative Lehr- und Lernkonzepte gerecht. Zunehmend wird der Staub alter Jahre jedoch aufgewirbelt, neue Medien und neue Ideen verändern die medizinische Lernwelt.
Spätestens mit der neunten Novelle der ärztlichen Appobationsordnung ist ein Umdenken in der medizinischen Lehre nicht nur bei engagierten Dozenten ein Thema. Es gilt, die begrifflich geforderte Verzahnung der Fachgebiete und größeren Praxisbezug mit soliden Inhalten zu füllen.
PoL und Blockpraktikum sind erst der Anfang An fast allen medizinischen Fakultäten gibt es mittlerweile ein gehaltvolles Angebot an PoL-Seminaren. PoL steht dabei für "problemorientiertes Lernen" mit geradezu erwünschtem interdisziplinären Vorgehen. Das heisst, dass Wissen durch die schrittweise Lösung eines Problems nach einem bestimmten Verfahren erarbeitet wird. Dadurch wird die notwendige Theorie beispielsweise im Rahmen eines Fallbeispiels abgehandelt. Das klingt nicht nur sinnvoll, sondern ist beispielsweise als Trockenübung hilfreich, um zum Blockpraktikum überzuleiten. Das Blockpraktikum, eine geförderte und noch stark zu fördernde Lehrveranstaltung, soll dem Studenten praktische Vorgehensweisen der klinischen Medizin näher bringen, zum Beispiel durch Bedside-Teaching. In naher Zukunft werden die bisher umgesetzten neuen Lehrkonzepte durch weitere Komponenten ergänzt.
Einzelne Fakultäten als Vorreiter Diese Bemühungen ballen sich vor allem an Fakultäten, die Reformstudiengänge einführen und einen offenen Umgang mit neuen Medien pflegen. Heidelberg ist da ein gutes Beispiel. Im Rahmen des Heidelberger Curriculum Medicinale wurden Schritt für Schritt neue Lehrmethoden und Prüfungsformen in den Studienalltag integriert. Bei MEDI-KIT wird beispielsweise die Kommunikation und Interaktion mit den Patienten trainiert, im Skills Lab können zum Beispiel das Legen eines Blasenkatheters oder die Auskultation der Lunge trainiert werden. Die Simulationskunst hat gar soweit in die Lehre Einzug gehalten, dass in der Anästhesie mit komplexen Simulatoren ganze Narkosen faszinierend realitätsnah eingeübt werden können. Bei derart vielfältigen neuen Lernangeboten müssen die Prüfungsformen ebenfalls mithalten. Mit OSCE (Objective Structured Clinical Examination) wird, nach Vorbild des amerikanischen Staatsexamen USMLE, eine Prüfungsform mit simulierten Patienten möglich. Prüfungsfragen sollen zunehmend Key Features des studentischen Wissens abfragen und computergestützte Lerntrainer sollen dem Studenten Feedback auf dem Weg zum Examen geben, indem am Gegenstandskatalog orientiertes Wissen individuell angeboten und abgefragt wird.
Mainz goes E Ein weiteres Positivbeispiel in der Bemühung um neue Lehrmethoden ist die Medizinische Fakultät in Mainz. Dort steht E-Teaching ganz oben auf der Tagesordnung. Mit E-Lectures, die im Grunde durch Videos verfeinerte Präsentationen darstellen, sollen Inhalte unabhängig von Zeit und Ort verfügbar werden. Gut funktionierende Beispiele bestehen bereits. Krönend tritt hinzu, dass zunehmend auch die Klausuren als E-Klausuren gestaltet werden sollen. Dabei kommen computergestützte Fragebögen zum Einsatz, die eine optimale Darstellung und Objektivität des Fragens fördern.
Keine Eintagsfliegen Zum dauerhaften Erfolg und Bestehen angestoßener Veränderungen des Medizinstudiums wird hoffentlich auch beitragen, dass medizinische Lehre mittlerweile auch als akademische Zusatzqualifikation gilt. Um neue didaktische Konzepte umzusetzen, müssen vermehrt pädagogisch-didaktische Profimediziner herangezogen werden. Dies geschieht beispielsweise in Form der Ausbildung zum Master of Medical Education, die vermehrt an deutschen Hochschulen angeboten wird. Erste Schritte und Erfolge sind getan und deutschlandweit verbreiten sich die neuen Lehrformen bis in den letzten Winkel. Gut so!