Was für die Frauen der Gynäkologe ist, stellt für die männlichen Patienten der Facharzt für Urologie dar. Obwohl die Urologie ein sehr junges Fachgebiet innerhalb der Medizin darstellt, reicht ihre Geschichte weit zurück. Wir klären kurz über die Geschichte der Urologie und die Facharztrichtung an sich auf.
Bereits im alten Ägypten (ca. 1.000 v.Chr.) kannte man Blasenkatheter und die operative Entfernung von Blasensteinen, und auch im antiken Griechenland beschäftigte man sich mit urologischen Erkrankungen. Der Facharzt für Urologie wird 1924 in Deutschland etabliert. Erst im Jahr 1970 wird jedoch in einem Übereinkommen mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie die universitäre Eigenständigkeit der Urologie festgeschrieben.
Das Gebiet Urologie umfasst die Vorbeugung, Erkennung, Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Erkrankungen, Funktionsstörungen, Fehlbildungen und Verletzungen des männlichen Urogenitalsystems und der weiblichen Harnorgane. Sie beschäftigt sich im einzelnen mit den harnbildenden und harnableitenden Organen, also von Niere, Harnblase, Harnleiter und Harnröhre, sowie den Geschlechtsorganen des Mannes, also Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen, Penis, sowie der Prostata. Es gibt Überschneidungen zur Nephrologie, Gynäkologie, Neurologie, Onkologie und Chirurgie. Am 1. Januar 2001 waren in Deutschland 5.154 Urologen registriert, von denen 2.625 niedergelassen waren.
Interview Das Interview haben wir mit Herrn Dr. med. Arnold Schütz geführt, der sich derzeit in Mainz in der Aus-/Weiterbildung zum Facharzt für Urologie befindet. (Dr. Schütz = Dr. Arnold Schütz / MS = medizinstudent.de)
MS: Herr Dr. Schütz...was hat Sie dazu bewogen, den Facharztbereich Urologie auszuwählen? Dr. Schütz: Ich habe mich bereits während des Studiums sehr stark für die Disziplinen der Physiologie, Anatomie, der Chirurgie, sowie der Nephrologie interessiert. Der Facharztbereich der Urologie ist eine perfekte Kombination aus diesen Interessensbereichen und bietet eine Fülle von Untersuchungs-, Behandlungs- und Rehabilitationsmöglichkeiten, was den Beruf wirklich sehr interessant macht.
MS: Wie empfinden Sie denn Ihre derzeitige Ausbildung? Dr. Schütz: Ich habe großes Glück, in einem wirklich sehr guten Team einen Platz gefunden zu haben. Durch die Ausbildung an einer Universitätsklinik erhalte ich auch große Einblicke in sämtliche Teildisziplinen des Fachbereiches. Meine Ausbildung beschränkt sich also nicht nur auf die altbekannten Untersuchungsmethoden und Eingriffsmöglichkeiten, sondern schließt auch die Forschung und wissenschaftliche Erhebungen mit ein. Da ich schon immer gerne neben dem rein "praktischen" Arztberuf in der Forschung tätig sein wollte, habe ich hier eine tolle Chance erhalten, dies zu verwirklichen.
MS: Sieht denn Ihre tagtägliche Arbeit auch wirklich so aus, wie Sie sich das während des Studiums gedacht haben? Dr. Schütz: Ach...das ist eine schwierige Frage, da ich mir während des Studiums noch keine so großen Gedanken über meine spätere Tätigkeit gemacht habe. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, die Examen gut zu bestehen und alles (Lernen, Familie, Freundeskreis, Hobbys etc.) unter einen Hut zu bekommen. Ich bin auch erst sehr spät zu meinem derzeitigen Fachbereich gekommen, da ich mich, wie vorhin schon angedeutet, einfach für zu viele Fächer interessiert habe. Was mich jedoch wirklich sehr erschreckt, ist die enorme Bürokratie und der Verwaltungs- und Papierapparat, der verwaltet und gepflegt sein will. Hier hinkt Deutschland in Sachen Effizienz und fortschrittlichem Arbeiten wirklich vielen europäischen Nachbarn hinterher.
MS: Sie sagen, dass Sie Sich für sehr viele Fachbereiche interessiert haben und auch weiterhin interessieren. Was wäre denn Ihrer Meinung nach ein vergleichbar spannender Facharzt, wenn Sie nicht das Gebiet Urologie zur Auswahl gehabt hätten? Dr. Schütz: Gute Frage! (längeres Schweigen) Ich könnte mir vorstellen, durchaus auch in den Fachbereichen Anatomie, Gynäkologie oder Chirurgie tätig zu werden. Da diese Gebiete jedoch mehr oder weniger sowieso schon stark mit dem Bereich Urologie verknüpft sind, stellt sich mir diese Frage so eigentlich nicht. Es gibt jedenfalls sehr viele sehr spannende Facharzt-Bereiche!
MS: Letzte Frage: Wie steht es denn mit den Weiterbildungsmöglichkeiten im Fachbereich "Urologie" aus? Dr. Schütz: Mitte der 90er Jahre hat die Laparoskopie Einzug in die Urologie gehalten, was einen großen Einsatzbereich mit sich brachte. Auch die Strahlentherapie ist eine große Herausforderung innerhalb meines Fachbereiches, wo es unzählige Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung gibt.
MS: Herr Dr. Schütz - wir danken Ihnen recht herzlich für das nette Gespräch!
Allgemeine Informationen
Ausrichtungen / Schwerpunkte der Ausbildung
Erwerb von Kenntnissen und Fähigkeiten unter anderem in:
Darüber hinaus muss die Durchführung einer bestimmten Anzahl vonOperationen, der so genannte "OP-Katalog" als auch die selbständigdurchgeführte Anwendung diagnostischer Verfahren und Befundungennachgewiesen werden.
Aufbau der Ausbildung
60 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte davon können bis zu 12 Monate in der stationären Patientenversorgung im Gebiet Chirurgie angerechnet werden und bis zu 12 Monate im ambulanten Bereich abgeleistet werden.
Dauer der Ausbildung
5 Jahre
Arbeitsplätze / Arbeitgeber