Nach vielen Jahrzehnten, in denen Kinder immer dicker wurden, zeichnen aktuelle Daten aus Schweden ein ganz anderes Bild. 8-jährige Jungen sind dort erstmals weniger beleibt als zu Beginn der 1990er Jahre. Sind das erste Anzeichen einer Trendwende?
Die Studiendaten basieren auf der BMI Epidemiology Study (BEST) aus Göteborg. Seit 1946 werden dafür bis heute die Größe sowie das Gewicht von Jungen erfasst und ausgewertet. Insgesamt untersuchten die Forscher um Maria Bygdell dreizehn Altersgruppen aus den Jahren 1946 bis 2006. Zwischen den jeweiligen Gruppen lagen immer fünf Jahre Altersabstand. Jede Gruppe bestand aus 425 Jungen. Im Alter von acht Jahren wurde der jeweilige BMI-Wert als Vergleichsgröße erfasst.
Anfangs kletterte der mittlere BMI-Wert bei den zwischen 1946 und 2006 geborenen Jungen um circa 0,18 kg/m2 (95 % Konfidenzintervall: 0,16 – 0,20) pro Dekade. Dieser schleichende Zuwachs im Körpergewicht war erstmals 1971 signifikant messbar. 1991 erreichte die Zahl adipöser 8-jähriger Jungen vorerst einen Höhepunkt; 22,6 % galten damals als übergewichtig oder sogar fettleibig. Nach 1991 pegelte sich dieser Zustand scheinbar langsam ein. Für 2006 lag die Zahl derer mit Übergewicht/Adipositas nur noch bei 19,4 %. Besonders interessant waren daraus folgernd die Jahre nach 1991 bis heute. Nahm das Gewicht der 8-Jährigen weiterhin zu oder möglicherweise ab? Oder blieb die Zahl am Ende auf einem hohen Niveau konstant? Um diese Frage zu beantworten, fassten Bygdell und Kollegen die Geburtsintervalle etwas breiter; 1991, 2001 sowie 2006. Damit erreichten sie vor allem einen größeren Stichprobenumfang von bis zu 6.500 Kindern. Das Ergebnis war eindeutig, wenn es auch allen bisherigen Annahmen widersprach: Sowohl der BMI-Wert (p < 0,01) als auch die Prävalenzen von Übergewicht (p < 0,01) und Adipositas (p < 0,05) nahmen bei den Kindern seit 1991 wieder leicht ab.
Jungen, die zwischen 1991 und 2006 in Schweden geboren wurden und deren Eltern ebenfalls beide in Schweden zur Welt gekommen waren, hatten eine um 28,6 % geringere Prävalenz für Übergewicht sowie eine um 44,3 % geringere für Adipositas. Vor dem Hintergrund, dass kindliches Übergewicht ebenso das Risiko für Übergewicht im Erwachsenenalter fördert, sollte sich in den nächsten Dekaden dann ein genauso deutlicher Rückgang der Adipositas-Raten bei erwachsenen Männern zeigen, so die Hoffnung der Studienautoren. Spannend ist darüber hinaus, inwieweit sich ähnliche Veränderungen bei Mädchen finden lassen. Eine entsprechende Studie wäre daher nicht nur aus Sicht der Autoren wünschenswert. Quelle:
The rise and the recent decline of childhood obesity in Swedish boys: the BEST cohort
M Bygdell et al.; Int J Obes, doi: 10.1038/ijo.2017.23; 2017