Das Designerbaby rückt dank der Präimplantationsdiagnostik (PID) und ihren Folgetechniken in greifbare Nähe. Schon gibt es erste Firmen, die das "wahre Wunschkind" als attraktives Geschäftsfeld sehen. Ab Juli diesen Jahres soll sich auch der Deutsche Ethikrat mit dem Thema befassen. Den Trend der Erbgut-Optimierung dürfte er kaum aufhalten.
Die Firma aus den USA verspricht das Produkt nach Maß. Augenfarbe, Intelligenz und Teint des ungeborenen Babys lassen sich vorab bestellen, möglich macht es die die genetische Zusammensetzung der via Internet ausgesuchten Spender-Spermien. Was wie eine ferne Vision dusterer Science-Fiction Filme aussieht, gehört mittlerweile zum Alltag der Reproduktionsmedizin. Die Branche bietet den ultimativen Kindersegen und verspricht nicht selten das Baby nach Maß.
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Beispiel Samenspender. Die Liste der "Erzeuger" ist bei online-Samenbanken für alle Kunden via World Wide Web abrufbar, die Qualität der angepriesenen Ware stets einwandfrei. Keine Verunreinigungen, keine Fehler, kein Verschleiß. Als ob diese Kriterien allein noch nicht genügten, garantieren die meisten Unternehmen die Bewertung ihrer Lieferanten. Nur acht Prozent der Spender-Willigen nimmt beispielsweise Cryos USA in seinen Donorstamm auf - und liefert bereits online erste Infos über die Eigenschaften der ejakulierenden Väter. So erfahren Interessentinnen, dass Emil ein "really nice guy", Ivan stets optimistisch oder Kris eher der ruhigere Typ ist. Was über den gelieferten Samen womöglich auch Rückschlüsse über den zu erwartenden Nachwuchs erlauben kann.
Rund 200 Dollar pro Charge Sperma berappen die Käuferinnen und Käufer vorab, zehn und mehr Sperma-gefüllte Röhrchen sind oft nötig, um endlich zum Wunschkind zu gelangen. Wie groß der globale Bedarf an net-erkauftem Samen wirklich ist, weiß niemand. Doch allein für Deutschland beziffert PRO FAMILIA die Zahl ungewollt Kinderloser auf rund zwei Millionen Paare. Da es sich um Menschen im Web-fähigen Alter handelt und das Netz ohnehin zunehmend alles Gesellschaftsschichten erreicht, liegt die Expansion des online-Handels mit menschlichem Samen auf der Hand.
Der Zugriff auf das Ejakulat der Samenspender ist nur ein Teil im großen Karussell der Reproduktionsmedizin. Denn das Geschäft mit dem Kinderwunsch bietet gleich mehrere Verfahren an, mit deren Hilfe aus kinderlosen Partnern doch noch Eltern werden können. So setzen die Ärzte in vielen Fällen auf die so genannte In-Vitro-Fertilisation (IVF), andere Institute favorisieren die Intracytoplasmatische Spermieninjection (ICSI).
Risikocheck zu Beginn
Welche Methode zum Einsatz kommt, bleibt letzten Endes eine Frage der individuellen Therapie. Fest jedoch steht: Der Boom mit dem Kinderwunsch hält an. So stellten die Teilnehmer des Fachkongresses der Europäischen Gesellschaft für Fortpflanzung und Embryologie des Menschen (ESHRE) in Prag Daten vor, die belegten, "dass seit dem ersten IVF-Baby 1978 bis heute weltweit mehr als drei Millionen Babies nach einer IVF-Behandlung geboren wurden". Die Zahlen verdeutlichen auch, dass jedes Jahr weltweit mindestens etwa 1 Millionen IVF-Zyklen durchgeführt werden - mehr als 200.000 Babies erblicken auf diese Weise das Licht der Welt.
Brisant werden hierzulande künstliche Befruchtungen immer dann, wenn die Eltern in spe gleichzeitig auf die Segen der Präimplantationsdiagnostik (PID) setzen wollen. Denn im Falle einer künstlichen Befruchtung können die Embryonen mit Hilfe dieser Technik auf Erbkrankheiten untersucht werden, bevor sie der Frau eingepflanzt werden - eine Methode, die in Deutschland bislang verboten ist. Tatsächlich ebnete das Verfahren, erst einmal uneingeschränkt zugelassen, womöglich den Weg zum Designerbaby, wie viele Kritiker befürchten. Vieles bleibt daher ungeklärt. Wer soll, wer darf entscheiden, wann die künstliche Befruchtung zustande kommen kann? Und wann wäre der Punkt erreicht, an dem für die Patientin trotz PID ein Recht auf Nichtwissen besteht?
Ein Thema für den Ethikrat
Es sind Fragen wie diese, die auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan dazu veranlassten, den Deutschen Ethikrat als unverzichtbares Instrument der Gesellschaft ins Leben zu rufen. "Die Politik muss den Fortschritt in den Lebenswissenschaften für neue Heilmethoden ermöglichen und die Würde des Lebens wahren", sagt die Ministerin, vor allem gehe es dabei um zentrale Fragen wie den Umgang mit der Präimplantationsdiagnostik und deren Folgen. Am 1. Juli 2007 wird der Deutsche Ethikrat die Aufgaben des bisherigen Nationalen Ethikrates übernehmen.
Für Paare, die auf die Reproduktionsmedizin angewiesen sind, wird das im Alltag kaum etwas ändern, wie Erfahrungen einzelner Ärzte belegen. Der in Leipzig tätige Arzt Fayez Hmeidán etwa offenbarte dem Sender MDR unlängst das Dilemma, in dem Frauen und Reproduktionsmediziner gleichermaßen stecken: "Da ist eine Patientin, die bei uns eine künstliche Befruchtung dreimal durchgeführt hat, dreimal schwanger geworden, bei drei Untersuchungen wurde festgestellt, dass alle drei Kinder jedes Mal ein Down-Syndrom haben oder Trisomie 21 - und die Frau hat dann abgetrieben" Eine PID hätte der Patientin diese Belastungen erspart, nur: hierzulande durfte ihr der Arzt diese Diagnostik nicht anbieten.
Weil in Deutschland Selbstzahler rund 1300 Euro für die ärztlichen Leistungen bei einer IVF-Therapie, im Falle der ICSI-Methode sogar bis zu 2500 Euro berappen müssen, der Gesetzgeber jedoch eine PID verbietet, wählen viele Paare einen anderen Weg - jenen ins Ausland. Dort bieten Reproduktionsmediziner all das, was hierzulande aus ethischen oder ökonomischen Gründen unerschwinglich bleibt. Und das zum deutlich günstigeren Preis.
PIR in den Startlöchern
So ging nach der Gesundheitsreform 2004 die Zahl der Kassenpatienten bei Reproduktionsmedizinern hierzulande um 42 Prozent zurück - seitdem boomen auf Kinderwunsch spezialisierte Institute in Russland, Rumänien, Polen oder Bulgarien, weil sie nahezu jede Methode zu Dumpingpreisen anbieten. Weitaus mehr Kopfzerbrechen als dieser Aspekt dürfte den Mitgliedern des Deutschen Ethikrats hingegen eine andere Vorstellung bereiten: Selbst wenn es auch hierzulande eine einvernehmliche Regelung zur PID gäbe, folgte womöglich die nächste Stufe auf dem Weg zum vorab designtem Nachwuchs.
Schon jetzt nämlich machen sich Genomforscher über die sogenannte Prä-Implantations-Reparatur (PIR) Gedanken. Hierbei sollen die "krankmachenden" Gene bereits in der Eizelle durch gesunde Pendants ersetzt oder ausgeschaltet werden. Von hier bis zur Präimplantations-Optimierung (PIO), bei der über die Gensteuerung beispielsweise das soziale Verhalten des Nachwuchses festgelegt werden könnte, wäre es dann nicht mehr weit .
Dass Techniken wie die PIO alles andere als eine ferne Vision freakiger Gentechniker sind, demonstrierten Mediziner vor fünf Jahren, wenn auch in einem ganz anderen Zusammenhang. Damals gelang die in vitro Konditionierung von Hepatozyten innerhalb einer biologisch abbaubaren Polymer-Matrix vor der Implantation, und verbesserte das Überleben der Leberzellen nach der Transplantation deutlich. Die PIO outete sich als spektakuläres Novum - und als Verfahren, das sich eines Tages in ähnlicher Form womöglich auch auf die Reproduktionsmedizin übertragen ließe. Spätestens dann würde das Designerbaby Realität.