Donnern im Kopf, Blitze vor den Augen - bei über acht Millionen Deutschen zieht regelmäßig eine Migräne herauf. Was die Attacken auslöst, servieren sich die Betroffenen oft selbst. Denn neben Stress, Licht- und Lärmreizen sind es vor allem Nahrungsmittel, die die das unangenehme Gewitter im Kopf in Gang setzen.
Bei der Fahndung nach den Ursachen fokussiert sich die Forschung immer mehr auf die Ernährung. Der enge Zusammenhang zwischen Essen und Migräne ist heute vielfach belegt. Unter anderem durch das bekannte "Chinese Restaurant Syndrome", oder vielleicht weniger populär, durch den "Eiscreme-Kopfschmerz".
Migräne durch Eis?
Als Auslöser - so genannte Trigger - der Schmerzattacken wurden inzwischen eine ganze Reihe von Lebensmitteln entlarvt. Zu den üblichen Verdächtigen gehören reifer Käse, Schokolade und Rotwein sowie die Aminosäure Tyramin. Auch Eier, Orangen, Tomaten und Koffein können die Anfälle auslösen. Ebenso wie Konservierungsmittel: Gefahr ist besonders bei Nitraten und Nitriten in Verzug. Was Fleisch- und Wurstwaren haltbar macht, kann pulsierende, pochende Schmerzen in der Stirnregion provozieren. Besonders riskant erweist sich jedoch der Geschmacksverstärker Natriumglutamat. Auf ihn reagiert ein Drittel der Bevölkerung mit heftigen Abwehrreaktionen - meist nach Genüssen aus Fernost. Vor allem in der chinesischen Küche kommt reichlich Natriumglutamat in die Töpfe. Weshalb die Kopfschmerzen, der Schläfendruck, das Kribbeln im Hals, Herzrasen und Engegefühl im Brustkorb auch als "Chinese Restaurant Syndrome" bekannt sind. Anderen wird nicht der Besuch beim Chinesen zum Verhängnis, sondern der Gang in die Eisdiele. Dabei kann nach Angaben der Deutschen Gefäßliga vierzig Prozent der Bevölkerung der "Eiscreme-Kopfschmerz" ereilen. Was die stechenden Schmerzen in der Stirn auslöst, ist der Kältereiz im Mund. "Sobald Eis den Gaumen berührt, schlagen bei empfindlichen Menschen die Kälterezeptoren Alarm," erklärt der Berliner Kopfschmerz-Experte Dr. Jan-Peter Jansen. Daraufhin verengen sich binnen Sekunden die Blutgefäße im Gehirn. Durch die Konstriktion wird der zerebrale Blutfluss gedrosselt und die Kopfschmerzen stellen sich ein. Als Ursache des "Eiscreme-Kopfschmerz" wird aber auch eine Aktivierung thermosensitiver Rezeptoren des Drillingsnerv (Nervus trigeminus) diskutiert.
Diät zur Prophylaxe?
Ungeachtet all dieser Erkenntnisse: Eine spezielle Ernährung oder gar Diät, die Migräne und Kopfschmerzen verhindern kann, gibt es nicht. Der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zu Folge entbehren "diätetische Maßnahmen als primärer Behandlungsansatz für Kopfschmerzattacken jeder Grundlage." Gesicherte Daten darüber, welchen Stellenwert Nahrungsmittel tatsächlich als Auslöser von Migräne haben, gibt es bislang kaum. Also dann alles, was potenziell riskant ist, vom Speiseplan streichen? Das strikte Meiden, die "Auslassdiät", macht allerdings erst Sinn, wenn der Übeltäter eindeutig überführt wurde: "Die Betroffenen müssen ihre individuellen kritischen Faktoren herausfinden" raten die Schmerzforscher. Genau darin liegt aber das Problem. Schließlich speisen sich die Schmerzattacken aus verschiedenen Quellen: Neben Nahrungsmitteln können auch Stress und Müdigkeit, die Wetterlage oder starke Emotionen zum Trigger werden. Um konkrete Hinweise zu bekommen, bedarf es deshalb geradezu detektivischer Fähigkeiten. Eine gute Hilfe bei der Spurensuche ist das Führen eines Schmerztagebuchs. Was mit dem Auftreten der Attacken in Verbindung stehen könnte, lässt sich so einfacher identifizieren. Vorbeugend empfehlen die Schmerzforscher Magnesium. Bekannt als "Anti-Stress-Mineral" spielt es auch bei Kopfschmerzen und Migräne eine Schlüsselrolle und schützt vor den Attacken: Mit 600 Milligramm Magnesium täglich ist die Anzahl deutlich rückläufig. Allein über die Nahrung lässt sich das angeratene Quantum jedoch kaum decken. Um das Tagessoll zu erfüllen, bedarf es geeigneter Magnesiumpräparate.