In Seoul hat ein Biologe ein Pflaster entwickelt, das man wie eine Armbanduhr am Handgelenk trägt. Es misst über Schweißtropfen den Glukosespiegel und gibt auch gleich die richtige Menge Metformin ab. Patienten müssten sich also seltener stechen.
Die Zahl an Menschen mit Typ 2-Diabetes wächst, und Hersteller neuer Technologien wittern einen veritablen Markt. Während Google an Kontaktlinsen arbeitet, die Glukose in der Tränenflüssigkeit messen, setzt Dae-Hyeong Kim, Seoul, auf intelligente Pflaster.
Bis zum ersten Prototypen musste Kims Gruppe einen weiten Weg zurücklegen. Im Schweiß ist nur wenig Glukose zu finden. Doch Not macht erfinderisch: Ein Luftfeuchtigkeitssensor unter dem Pflaster zeigt an, ob sich genug Flüssigkeit gebildet hat. Das klappte im Experiment gut mit einem Ergometer, dürfte in der Praxis aber schwierig werden. Erst dann beginnt die eigentliche Messung, und Schweiß wird über Kapillarkräfte angesaugt. Gleichzeitig sorgen pH-Sensoren dafür, dass der Säuregrad erfasst wird. Enzyme, die beim eigentlichen Glukosesensor verwendet werden, haben ein stark pH-abhängiges Redoxpotenzial. © IBS Zur Auswertung setzt Kim derzeit auf Kabel und auf ein Smartphone. Drahtlose Varianten sollten in der Zukunft aber auch möglich sein. Die App entscheidet schließlich, welche Metformin-Dosis über ein Nadelkissen an die Haut abgegeben wird. Wohlweislich experimentierten die Entwickler in diesem Teilbereich mit diabetischen Mäusen. Wie zu erwarten war, sank der Blutzucker. Eine Frage bleibt jedoch unbeantwortet: Korrelieren die Glukose-Konzentrationen im Blut und im Schweiß tatsächlich miteinander? Insofern weiß Kim derzeit nicht, wann das Pflaster im Markt eingeführt werden könnte.
Mit ähnlichen Problemen hat ein innovatives Klebe-Tattoo zu kämpfen. Der Sensor wird direkt auf der Haut befestigt. Anschließend gelangt Glukose zusammen mit Ionen passiv per Iontophorese auf den Sensor. Über enzymatische Redoxreaktionen entsteht auch hier ein elektrochemisches Potenzial, das sich messen lässt. © UC San Diego Vom Labor ist der Weg oft recht weit in die Praxis. Das liegt nicht nur an medizinisch-pharmazeutischen Argumenten. Dazu ein kurzer Rückblick: Bei Patienten kam die GlucoWatch nie richtig an. Diabetiker störten sich an Hautirritationen und ärgerten sich über häufige Fehlalarme. Neue Systeme sollten sich für die Daueranwendung gut eignen. Dazu gehören auch leicht bedienbare, seniorengerechte Apps.