Viele der angeblich rein pflanzlichen Nahrungsergänzungsmittel enthalten gefährliche Inhaltsstoffe, die nicht explizit auf den Verpackungen deklariert werden. Einige dieser Stoffe bergen sogar erhebliche Gesundheitsrisiken. Zu diesem Fazit kommen britische Chemiker.
Ganz vorne mit dabei sind den Wissenschaftlern zufolge pflanzliche Präparate, die gegen Adipositas oder erektile Dysfunktion helfen sollen. Diese enthielten allzuoft pharmazeutische Inhaltsstoffe, welche alles andere als harmlose Pflanzenextrake sind und ebensowenig auf den Packungen gelistet werden. Prof. em. Duncan Burns von der Queen’s Universität in Belfast merkte dazu an: „Die Menschen kaufen vermeintlich rein pflanzliche Ergänzungsmittel, von denen sie dann positive Effekte für ihre Gesundheit erhoffen. Die Realität sieht aber ganz anders aus. Die Getäuschten nehmen statt der erwarteten Pflanzenheilmittel versteckte Drogen zu sich.“ Die Risiken sind nicht abzuschätzen Dadurch dass solche Supplemente frei verkäuflich sind, unterliegen sie keiner ärztlichen oder pharmazeutischen Kontrolle wie etwa Medikamente. Das sollten sie aber, denn viele dieser freien Präparate enthalten Substanzen, die zum einen Nebenwirkungen haben können, zum anderen aber auch zu nicht abschätzbaren Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. So fällt beispielsweise auf, dass einige Pflanzenmittel zum Abnehmen verstecktes Sibutramin enthalten. Bis 2010 war diese Arznei unter dem Handelsnamen Reductil bekannt. Nach einer größeren Anzahl Herzinfarkten und Schlaganfällen jedoch wurde das Medikament in der EU und in den USA vom Markt genommen. Darüber hinaus enthalten pflanzliche Potenzmittel häufig Tadalafil, welches nicht auf der Verpackung ausgewiesen ist. Tadalafil wird als PDE-5-Hemmer standardmäßig zur Behandlung von Erektionsstörungen eingesetzt. Jedoch reagiert der Arzneistoff mit anderen Medikamenten, beispielsweise mit solchen zur Gefäßerweiterung. Dadurch kann der Blutdruck zusätzlich stark abfallen und zu Herzproblemen führen. Verbraucherschutz muss Priorität haben Für gesunde Erwachsene sind solche versteckten Inhaltsstoffe vielleicht nicht immer gleich ein Problem. Anders sieht es aber bei komorbiden Patienten aus, z. B. bei Diabetikern oder Menschen mit Hypertonie und Hyperlipidämie. Deren Medikation enthält in der Regel Medikamente, die mit den oben genannten Verbindungen wechselwirken können. Durch die nicht ordnungsgemäß deklarierten Inhaltsstoffe in Pflanzenpräparaten geht auch das Bewusstsein beim Patienten verloren, er/sie würde Medikamente einnehmen, von denen der behandelnde Arzt unbedingt Kenntnis haben sollte. Folglich verschweigen die Patienten die Einnahme dieser Präparate. Es ist ja schließlich alles rein pflanzlich. Der Arzt wiederum kann die Ursache so mancher auftretender Nebenwirkung dann nicht mehr eindeutig (er-)klären, was für die Weiterbehandlung sehr gefährlich ist. Aus diesem Grund schlagen die Autoren aus Großbritannien vor, dass für Nahrungsergänzungsmittel neue Analyseverfahren und Strategien der Testung erarbeitet und angewendet werden müssen. Der Schutz der Öffentlichkeit vor versteckten und gefährlichen Substanzen in solchen Präparaten muss dabei die oberste Priorität sein. Quelle: A Review of Methods for the Simultaneous Detection of Illegal Ingredients in Food Supplements. Walker et al., Journal of the Association of Public Analysts; 44: 051-066; 2016