Die Rechtsmedizin (auch: Gerichtsmedizin, Gerichtliche Medizin, Forensische Medizin) umfasst die Entwicklung, Anwendung und Beurteilung medizinischer und naturwissenschaftlicher Kenntnisse für die Rechtspflege sowie die Vermittlung arztrechtlicher und ethischer Kenntnisse für die Ärzteschaft.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Rechtsmedizinern und Pathologen (siehe auch Facharztbericht zum Thema "Pathologie" ). Auch wenn es in Krimis oft "Pathologen" sind, die gerichtliche Leichenöffnungen durchführen, so ist dies doch die falsche Bezeichnung. Pathologen führen zwar auch Obduktionen durch, aber zur Abklärung der Todesursache von im Krankenhaus verstorbenen Patienten - und wenn eine nicht natürliche Todesursache vorher ausgeschlossen wurde. Rechtsmediziner hingegen werden im Auftrag der Staatsanwaltschaft tätig. Der geläufige Irrtum erklärt sich aus einer Fehlübersetzung: Im amerikanischen Sprachgebrauch entspricht der Rechtsmediziner nämlich dem "forensic pathologist".
Das Interview haben wir mit Herrn Dr. med. Arne Scheck geführt, der sich derzeit in der Schweiz in der Aus-/Weiterbildung zum Rechtsmediziner befindet. (Dr. Arne Scheck / MS = medizinstudent.de)
MS: Herr Dr. Scheck, Sie - als deutscher Arzt - befinden sich in der Weiterbildung zum Rechtsmediziner in der Schweiz. Was hat Sie zu diesem "Ortswechsel" bewogen? Dr. Scheck: Nun, prinzipiell einmal die schlechte Behandlung und Bezahlung der Assistenzärzte in Deutschland. Ich hoffe, dass ich so etwas in unserem Gespräch überhaupt sagen darf?
MS: Sie dürfen! Dr. Scheck: Prima! Also: Der Wechsel in die Schweiz ist mein "Beitrag" zu den unmöglichen Zuständen in Deutschland. Hier, im Nachbarland, werde ich als Assistenzarzt wie ein König behandelt. Mit Würde und Respekt. Zudem ist die Bezahlung deutlich höher, als in meiner Heimat. Und das sind alles Fakten, die mich keine Sekunde zweifeln lassen, das Richtige getan zu haben. Auch wenn mir die Patienten in Deutschland natürlich leid tun, auf deren Rücken dieser Kampf letztendlich ausgetragen wird.
MS: Wie kamen Sie zu der recht ungewöhnlichen Wahl, Rechtsmedizin zu Ihrem Facharztgebiet zu machen?Dr. Scheck: Ich habe vor meinem Medizinstudium bereits ein Jurastudium abgeschlossen. Die Bereiche "Recht" und "Medizin" waren bei mir also schon immer sehr verknüpft. So habe ich auch ganz gezielt mit dem Wunsch, Rechtsmediziner zu werden, das Medizinstudium in Angriff genommen.
MS: Das ist recht ungewöhnlich, dass Studenten bereits zu Beginn des Medizinstudiums wissen, was sie später einmal für eine Fachrichtung einschlagen wollen.Dr. Scheck: Nun gut...ich war ja bereits Ende Zwanzig, als ich mit dem Zweitstudium begonnen habe. Da war der weitere Weg schon recht klar vor meinem geistigen Auge gezeichnet.
MS: Was muss denn ein Rechtsmediziner an Interessen und Neigungen in Ihren Augen mitbringen?Dr. Scheck: Neben den Fähigkeiten, mit Geduld und Sorgfalt ans Werk zu gehen, muss man natürlich auch ein großes Interesse für juristische Belange mitbringen. Nicht zuletzt sollte man sich auch im Klaren sein, dass der Bereich Pathologie einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Ausbildung einnimmt. Die Klientel, mit welcher ich als Arzt konfrontiert werde, zählt also nur ganz selten zu den Lebendigen! (lacht!)
MS: Wie haben Sie Ihre Studienzeit erlebt?Dr. Scheck: Da ich, wie schon gesagt, ziemlich früh wusste, was aus mir später einmal werden soll, habe ich mich konzentriert an die relevanten Fächer gesetzt. In der Vorklinik hatte ich besonders großes Interesse an den Fächern Anatomie, Biochemie und Histologie. Ohne fundierte Kenntnisse in diesen Bereichen ist es fast unmöglich, ein gewissenhafter Rechtsmediziner zu werden. In der Klinik waren dann solche Fächer wie Pathologie und Klinische Chemie sehr interessant für mich. Aber ich war da bestimmt einer der ganz wenigen, die sich dafür erwärmen konnten...! (lacht!)
MS: Wie empfinden Sie Ihre Weiterbildung in der Schweiz?Dr. Scheck: Durch die relative Nähe zu meiner Familie (ich komme ursprünglich aus der Nähe von Freiburg im Breisgau) und die Tatsache, dass ich bisher noch nicht in fester Beziehung lebe, erleichtern mir natürlich die Situation, in einem anderen Land zu arbeiten. Ich habe ein tolles Team, in welchem ich arbeiten und lernen kann. Zudem wohne ich in Zürich - einer der schönsten Städte Europas. Wie ich anfangs schon angedeutet habe, erhalte ich für meine Arbeit zudem eine hervorragende Bezahlung, und meine Arbeitszeiten sind auch human. Ich bin also rundum glücklich!
MS: Herr Dr. Scheck - wir danken Ihnen recht herzlich für das nette Gespräch und wünschen weiterhin viel Spaß und Erfolg in Ihrer Weiterbildung und Arbeit!