Thaicurry statt Weihnachtsgans? Wer dem nassgrauen Wetter oder dem Weihnachtsstress in Richtung Mittelmeer oder Tropen entfliehen will, packt in diesen Tagen seine Koffer. Grund genug, jetzt ein besonderes Augenmerk auf die reisemedizinische Patientenberatung zu legen und so z.B. das Risiko der Reisediarrhö seiner Patienten zu mindern.
Die akute Diarrhö ist eine der häufigsten Ursachen für das Aufsuchen von hausärztlichen Praxen. Ein besonderes Risiko besteht bei Auslandsreisen. Als die mit Abstand häufigste Reiseerkrankung ersucht die Diarrhö je nach Reiseziel und Reiseart bis zu 70% aller Reisenden pro Monat. Nicht nur Trekkingreisen, der Aufenthalt in einfachen Unterkünften oder das Reiseziel in tropischen oder subtropischen Regionen steigern das Erkrankungsrisiko. Selbst ein Urlaub im komfortablen Sternehotel kann vor Montezumas Rache, wie die Diarrhö genannt wird, nicht zwingend schützen.
Meist sind Bakterien wie Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter und E. coli-Spezies (v.a. enterotoxische E. coli = ETEC) für die Erkrankung ursächlich. Aber auch Viren (z.B. Rota, Norwalk, Adeno) und Parasiten (z.B. Amöben, Giardia lamblia, Cryptosporidien) kommen als Erreger in Frage. Der häufigste Erreger der Reisediarrhö ist ETEC. Das von ETEC produzierte Toxin hat eine hohe Ähnlichkeit zum Cholera-Toxin und führt zu einer sekretorischen Diarrhö und damit zu massiven wässrigen Durchfällen. Auch bei anderen wichtigen bakteriellen Erregern der akuten Diarrhö, wie Campylobacter-Spezies, Shigellen, Clostridien und Enteritis-Salmonellen ist gesichert, dass Enterotoxine in der Pathogenese eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig können diese Erreger aber auch in die Schleimhaut eindringen und damit eine direkte Darmwandschädigung hervorrufen, die zum Pathomechanismus beiträgt.1
Im Regelfall verlaufen Durchfallerkrankungen zwar benigne als selbstlimitierende Erkrankung, so dass eine symptomatische Therapie ausreichend ist. Eine umfangreiche Präparateauswahl ermöglicht den Patienten die Selbstmedikation. Insbesondere bei Risikogruppen gibt es jedoch auch schwerwiegende Verläufe. War der Patient im Ausland, sollte neben der mikroskopischen und bakteriellen Untersuchung zusätzlich eine parasitologische Stuhluntersuchung auf Protozoen und Wurmeier durchgeführt werden.1
Prophylaxe
Besonders bei Auslandsreisen können vorbeugende Maßnahmen sowie eine umfassende Patientenberatung der beste Schutz sein. Im Hinblick auf Prophylaxemöglichkeiten betont Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, dass Probiotika als Reisedurchfallprophylaxe in den meisten Studien nicht zu einer signifikanten Reduktion der Inzidenz von Reisediarrhö führten. Auch der Einsatz von Antibiotika wird nur in begründeten Einzelfällen empfohlen. "Das Kombinationspräparat Tanninalbuminat/Ethacridinlactat zeigte in Studien eine signifikante Reduktion von Durchfallepisoden. Der neue, orale Choleraimpfstoff bietet einen gewissen Schutz gegen den Reisedurchfall.
Als häufigster Verursacher bildet ETEC ein Toxin, das in seiner Struktur dem Cholera-Toxin ähnlich ist. Auf Grund dieser strukturellen Ähnlichkeit weist das Toxin eine immunologische Kreuzreaktivität auf, so dass die Cholera-Impfung auch einen bestimmten protektiven Schutz vor ETEC-Infektionen bietet," so Jelinek. Insbesondere bei definierten Risikogruppen (häufige Durchfallerkrankung, fehlende Magensäurebarriere, Immunsuppression, chronisch entzündliche Darmerkrankungen etc.) kann dies eine Impfindikation sein.1 Die wichtigste Vorsorgemaßnahme, die dem Patienten mit auf den Weg gegeben werden sollte, ist eine konsequente Nahrungs- und Trinkwasserhygiene. Informieren Sie sich daher im Rahmen Ihrer Patientenberatung über die aktuellen Risiken und Hygieneempfehlungen des Zielortes und klären Sie Ihren Patienten über die notwendigen Maßnahmen oder Impfempfehlungen auf.
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1 Quelle: Privatdozent Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf