Die neue Approbationsordnung hat sich spürbar auf das PJ ausgewirkt. Der lange Zeit befürchtete Wissensmangel und die unumgängliche Prüfungsangst der Studierenden in ihrem letzten Jahr als "biologische Klammerhalter" hat sich leider zu einem wahren Tauziehen zwischen Theorie und Praxis entwickelt.
Erstmalig fand der zweite Abschnitt der Ärztlichen Prüfung nach der neuen Ärztlichen Approbationsordnung im Oktober 2006 statt. Studierende aus ganz Deutschland hatten dieser Prüfung den wenig schmeichelhaften Namen "Hammerexamen" verliehen. Sie fasst seit knapp zwei Jahren das frühere erste, zweite und dritte Staatsexamen zu einer großen schriftlich-mündlichen Prüfung am Ende des PJ zusammen. Aus dem früheren "Physikum" wurde parallel dazu das erste Staatsexamen.
Die Befürchtungen waren schnell benannt Nun begannen Studierende ihr PJ, deren letzte "große" Prüfung das ehemalige "Physikum" war. Dieses lag aber immerhin rund drei Jahre zurück. Wie konnte gewährleistet werden, dass die jungen angehenden Mediziner schon fit für die verantwortungsvolle Aufgabe des Praktischen Jahres waren? Die Prüfungen aus vergangenen Jahren auf dem Weg zum PJ fehlten ja auf einmal.
Das Tauziehen beginnt Ein ganz anderes Problem liegt jedoch viel offensichtlicher auf der Hand: Es ist durchaus denkbar, dass Lerndruck, Stress und Prüfungsangst die Belastbarkeit der PJ'ler beeinträchtigt. Im Gegensatz zum ehemals dritten - abschließenden - Staatsexamen, welches mit einer Durchfallquote von rund einem Prozent kaum für schlaflose Nächte sorgen konnte, sieht es jetzt mit dem umfangreichen "Hammerexamen" ganz anders aus. Der Abstand zwischen dem letzten Arbeitstag im PJ und der Prüfung beträgt immerhin durchschnittlich nur knapp drei Monate. Bei allem Optimismus erscheint diese Zeit als zu knapp bemessen, um sämtlichen Stoff aus dem klinischen Abschnitt des Studiums adäquat vorzubereiten und zu repetieren. Das führt in vielen Fällen dazu, dass Studierende ein Lernsemester anhängen oder aber die meiste Zeit des Praktischen Jahres zum Lernen nutzen. Anstatt also endlich in die medizinische Praxis eines Arztalltages einzutauchen, steht wieder die ganze graue Theorie im Vordergrund. Anstatt die praktische Zeit im Klinikalltag sinnvoll auszufüllen, sind viele Studierende mit dem Kopf bereits wieder über ihren Büchern im heimischen Kämmerlein. Kann dies zum Wohle und Nutzen der Patienten sein?
Welche Möglichkeit haben die Kliniken und Universitäten, um diese Probleme zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren? Als Ausgangssituation muss akzeptiert werden, dass PJ'ler künftig einfach unter einem größeren Prüfungsstress stehen und vielleicht theoretisch nicht mehr ganz so "up to date" sind, wie dies noch in der Vergangenheit der Fall war. Auch im Klinikalltag sollte gezielt die Simulation von Prüfungssituationen praktiziert werden. Die eigenständige Patientenbetreuung sowie -vorstellung in der Visite mit Nachfragen zu Befunden oder Therapie gehören hierbei ebenso dazu wie ein fester Zeitpunkt für mögliche "Testprüfungen" zu einem vorher verabredeten Themenkomplex durch die betreuenden Ärzte und Professoren an den Kliniken. Die Studierenden sollten überdies darüber aufgeklärt werden, sich nicht allein auf eine sehr gute Note der Multiple-Choice-Prüfung zu konzentrieren. Wer nämlich seine volle Energie in dieses Ziel steckt, könnte unter Umständen enttäuscht werden.
Eure Meinung ist gefragt Wie empfanden und empfinden "Betroffene" diese Situation? Was hat sich in der Einstellung zum Praktischen Jahr und dem "Hammerexamen" wirklich verändert? Verfolgt hierzu auch bitte unsere Diskussion im Forum - aktives Mitdiskutieren natürlich erbeten!