Beliebt bei den Studenten, erfolgreich in der Forschung und bald eine der modernsten Kliniken Europas. Das Uniklinikum Greifswald befindet sich auf Erfolgskurs. Auch die Bewerber um Studienplätze der Humanmedizin haben diese Veränderung zur Kenntnis genommen.
Nach ZVS-Angaben rangierte die Hansestadt im Wintersemester 07/08 nach Berlin an zweiter Stelle der beliebtesten Studienorte für Humanmedizin. Woher kommt es, dass Greifswald anderen renommierten Studienorten nach und nach den Rang abläuft?
Der Neubau des Universitätsklinikums dürfte nicht der letzte Grund für diesen Erfolgssturm sein. Bis 2010 entsteht in Greifswald für rund 260 Mio. Euro eine der fortschrittlichsten Kliniken Europas. Die bisher in der Stadt verteilten Einrichtungen werden dann zusammengefasst. Und welcher Medizinstudent beschwert sich schon über kurze Wege von einem Institut zum Nächsten?
In einer Rede im Uniklinikum hob jüngst Ministerpräsident Ringstorff die gute praxisnahe und patientenorientierte Ausbildung als weiteren Grund für die Beliebtheit hervor. Die Greifswalder Medizinstudenten freuen sich über innovative Lernangebote. Dazu zählen neben dem Patientenbesuchsprogramm, das Vorklinikern einen frühzeitigen Patientenkontakt ermöglicht, auch das problemorientierte Lernen in kleingruppierten Tutorien.
Ermöglicht werden derartige Angebote durch die Integration eines Forschungsschwerpunktes des Klinikums in den Stundenplan der Studenten: Der Community Medicine. Dieser Bereich der Medizin beschäftigt sich mit Volkskrankheiten, wie Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Greifswalder erforschen den Gesundheitszustand der Bevölkerung und sind damit in der Lage, einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität und Sicherung der medizinischen Versorgung in der Bevölkerung zu leisten. Mit der vor kurzem veröffentlichten "Study of Health in Pomerania" (SHIP) zu den Gesundheitsverhältnissen in Pommern sorgte das Klinikum für Aufsehen. Diese aufwendige Studie wurde in Kooperation mit Siemens erstellt. Ziel der weiteren Zusammenarbeit ist, fortschrittliche Präventionsstrategien zu entwickeln, die Krankheiten bereits vor der Entstehung verhindern können. Im Bereich der Community Medicine ist Greifswald bundesweit führend. Ein Aspekt, den Landesvater Ringstorff besonders würdigt und als "wichtigen Schritt in die Medizin der Zukunft" bezeichnet.
Doch auch in anderen Bereichen profiliert sich die Uniklinik: Das telemedizinische Netzwerk der Hansestadt erntet bundesweit Anerkennung. Hauptanliegen des 2002 gestarteten Projekts ist, die Versorgung von Tumorpatienten im dünn besiedelten Vorpommern zu verbessern. Das im Rahmen der Greifswalder Telemedizin entwickelte Modell der Telegesundheitsschwester AGnEs (Arzt entlastende, Gemeinde-nahe, E-Health gestützte, systemische Intervention) bezeichnete der Ministerpräsident als innovativen "Exportschlager". Eine Telegesundheitsschwester fungiert als verlängerter Arm von Hausärzten. Durch Hausbesuche entlastet sie den Arzt und sorgt für ein effizientes Erreichen der Patienten.
Mit all diesen Schritten in die Zukunft steigert das Universitätsklinikum Greifswald seine Beliebtheit bei Studenten und Patienten. Als Konsequenz werden mehr Menschen behandelt - annähernd 120.000 Patienten jährlich - und der Umsatz steigt. Mit 137 Mio. Euro Gesamtumsatz im Jahre 2007 zählt das Klinikum zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsstandorte in Mecklenburg-Vorpommern. Bleibt nur zu hoffen, das die rosigen Zeiten in der Hansestadt nicht so schnell vorbei gehen.