Zwischen Seminaren und Klausuren, wickeln und Fläschen machen. Keine leichte Aufgabe für Medizinstudenten mit Nachwuchs. Doch, dass das Medizinstudium auch mit Kind machbar ist, zeigt unser Beispiel.
Melanie ist 27, studiert im 8. Semester Medizin und ist Mutter einer einjährigen Tochter. Das Studium sei für sie die beste Zeit um Kinder zu bekommen. "Später, wenn man 70 Stunden die Woche arbeitet, bleibt doch noch weniger Zeit für das Kind." Ihren Alltag meistert sie, wie sie sagt, ohne größerer Probleme. "Dank meinem Partner, der sich viel Zeit für die Kleine nimmt, hatte ich bisher immer genug Zeit zum Lernen. Und Oma und Opa helfen sehr viel. Aber zugegeben: Stressig wird es auch öfters." Doch mit ein wenig Organisationstalent gelingt Melanie der Spagat zwischen Kind und Studium recht gut. Gelernt wird nur noch in der Bibliothek; zuhause dreht sich alles um den Nachwuchs. Bereut hat sie ihren Weg nie. Medizinstudium und ein Kind - für sie kein Problem.
Doch es geht nicht allen studierenden Eltern so. Wie Melanie sehen es gerade einmal 60% der Studenten mit Kind, wie aus einer Befragung des Deutschen Studentenwerkes (DSW) hervorgeht. Die übrigen 40% halten ihr Studium mit dem Nachwuchs für mehr oder weniger unvereinbar. Neben zu wenigen campusnahen Kinderbetreuungsangeboten sieht DSW-Präsident Rolf Dobischat die schwierige Finanzierung als Hauptgrund für diese Zahl. Er fordert bessere Rahmenbedingungen durch Bund, Länder und Universitäten. Die hohe Zahl derer, die mit ihrem Studium mit Kind unzufrieden sind, überrascht Melanie: "Schließlich weiß ich doch, was da auf mich zukommt".
Wer ein Studium mit einem Kind plant sollte seinen Studienort sorgfältig aussuchen - wenn das auch aufgrund der ZVS schwierig ist. Denn die einzelnen Universitäten sind unterschiedlich familiengerecht. Eine Orientierungshilfe bietet "Beruf und Familie", eine Initiative der Hertie-Stiftung, mit ihrem Zertifikat "Familiengerechte Hochschule". Nach den Universitäten in München, Saarbrücken und Kiel reiht sich dieses Jahr die Uni Münster in die Riege der ausgezeichneten Hochschulen ein. Bei Geldnot ist die Bezuschussung ebenfalls länderabhängig. Neben der Bundesstiftung "Mutter und Kind", die Eltern in ganz Deutschland hilft, fördern Landesstiftungen in Bayern, Berlin, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen mit eigenen Mitteln Mütter und Familien in Not. Eine Liste der Fördermöglichkeiten findet ihr hier. Nicht zuletzt helfen die Studentenwerke an den entsprechenden Hochschulen mal mehr, mal weniger mit Vergünstigungen, wie Essensgutscheinen. Und auch das Bafög ist für Eltern höher. Auch Melanie profitiert von derartigen Förderungen. Angst vor leeren Portmonees müsse man als erziehender Student nicht haben: "Für ein Leben im Luxus langt es nicht, aber wenn man weiß, wo es Hilfen gibt, dann kommt man gut über die Runden."