Apothekenkunden bewerten nichtsteroidale Antirheumatika (NSA) als harmlose Präparate zur Therapie von Schmerzen oder entzündlichen Prozessen. Die Wirkstoffe erhöhen allerdings das Risiko eines Herzstillstands. Naproxen ist vergleichsweise sicher.
Jahr für Jahr gehen im OTC-Bereich 110 Millionen Packungseinheiten an Schmerzmitteln über den HV-Tisch. An der Spitze steht Ibuprofen (41 Prozent), gefolgt von Paracetamol (28 Prozent), Kombinationspräparaten mit ASS/Coffein/Paracetamol (11 Prozent) und ASS als Monopräparat (7 Prozent). Viele Präparate sind auch ohne ärztliches Rezept erhältlich, was falschen Einschätzungen Rechnung trägt. Wie Kathrine B. Sondergaard berichtet, kommt es unter der Pharmakotherapie häufiger zum plötzlichen Herzstillstand. Sie forscht am Department of Cardiology, University of Copenhagen.
Sondergaard arbeitete mit dem Dänischen Herzstillstand-Register. Im Zeitraum von 2001 bis 2010 fand sie Daten zu 28.947 Patienten mit Herzstillstand außerhalb der Klinik. Einen Monat vor dem Ereignis hatten 3.376 Personen unterschiedliche nichtsteroidale Antirheumatika (NSA) vom Arzt verordnet bekommen. An der Spitze standen Ibuprofen (51 Prozent) und Diclofenac (22 Prozent). In Dänemark gibt es Ibuprofen nur in Kleinstpackungen als OTC. Um statistische Verzerrungen durch Vorerkrankungen zu vermeiden, arbeiteten die Forscher mit 30-tägigen Vergleichszeiträumen bei den gleichen Studienteilnehmern. Diese Fall- und Kontrollperioden wurden miteinander verglichen („case-time-control design“). Tatsächlich war bei einer Einnahme von NSA das Risiko, dass es zum Herzstillstand kam, höher. Der Wert für Diclofenac (50 Prozent) lag etwas höher als für Ibuprofen (31 Prozent). Alle Unterschiede waren statistisch signifikant.
„Frühere Studien haben gezeigt, dass NSA mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko zusammenhängen“, sagt Coautor Professor Gunnar H. Gislason vom Kopenhagener Universitätsklinikum. Er verweist auf frühere Studien zu COX-2-Hemmern. Etliche Vertreter wie Rofecoxib, Lumiracoxib oder Valdecoxib wurden aus ähnlichen Gründen vom Markt genommen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass andere NSA auch nicht gerade harmlos sind“, gibt Gislason zu bedenken. Er warnt Gesundheitspolitiker, entsprechende Präparate aus der Rezeptpflicht beziehungsweise Apothekenpflicht zu entlassen.
Der Studie zufolge sollten Ärzte Patienten mit kardiovaslulären Vorerkrankungen Naproxen verordnen, aber Ibuprofen oder Diclofenac meiden. Zu ähnlichen Resultaten waren Forscher schon vor vier Jahren gekommen. Auch hier erwies sich Naproxen als das sicherste Pharmakon, bezogen auf Herz-Kreislauf-Ereignisse. Andere Pharmaka gingen mit höheren Risiken einher. Grund genug für die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA), Warnhinweise auszusprechen.