Die Zahl der Krebserkrankungen nimmt weltweit zu. Eine Erklärung dafür ist der demografische Wandel, aber wohl nicht nur. Eine Langzeitstudie aus den USA zeigte, dass die Fälle der Krebserkrankungen bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren um mehr als 25 Prozent angestiegen sind.
Die Zahl der Krebserkrankungen nimmt weltwei zu. Ein wesentlicher Grund dafür ist die höhere Lebenserwartung heutzutage. Eine Langzeitstudie aus den USA zeigte jetzt jedoch: Bei Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren stieg die Zahl der Krebserkrankungen um mehr als 25 Prozent. Die Ursachen sind unklar – vergleichbare Daten aus Deutschland fehlen. Bis 2030 werden weltweit 21,6 Millionen neue Krebsfälle im Jahr erwartet. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 14 Millionen. Dies erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Auch die Todesfälle durch Krebs werden demnach von 8,2 auf 13 Millionen jährlich ansteigen.
Eine Studie des Departments of Public Health und dem Lowell Center of Sustainable Production der University of Massachusetts (USA) zeigte nun eine Zunahme der Krebserkrankungen bei jungen Menschen. Die Wissenschaftler Jessica Burkhammer, David Kriebel und Richard Clapp veröffentlichten Ende Februar 2017 Daten zur Häufigkeit von Krebserkrankungen im Alter von 15 bis 19 Jahren in den USA, basierend auf dem SEER-Krebsregister. Sie beobachteten über den Zeitraum von 1975 bis 2012 einen Anstieg der diagnostizierten Erkrankungen von mehr als 25 % (jährliche Zunhame von 0,67 % für junge Männer und 0,62 % für junge Frauen). Für einzelne Diagnosen ist die Entwicklung unterschiedlich. Die größten jährlichen Häufigkeitsanstiege wurden bei Lymphknotenkrebs (Non-Hodgkin-Lymphom) mit 2,16 % für Männer und 1,38 % für junge Frauen beobachtet. Es folgte der Schilddrüsenkrebs (jährlich + 2,12 % bei jungen Frauen, + 1,59 % bei jungen Männern), die akute Knochenmarksleukämie bei jungen Frauen (jährlich + 1,73 %) und der Hodenkrebs (jährlich + 1,55 %). Die Hodgkin-Erkrankung war über den beobachteten Zeitraum bei beiden Geschlechtern rückläufig.
Die Ursache der Veränderungen ist unklar. Beim Schilddrüsenkrebs könnten bessere Diagnosemethoden eine Rolle spielen. Die Autoren halten jedoch wegen des gleichmäßigen Anstiegs über alle Jahre hinweg eine generelle Erklärung durch methodische Veränderungen in der Medizin für unwahrscheinlich und diskutieren unter anderem die Rolle von Umwelteinflüssen. Vergleichbare Untersuchungen aus Deutschland fehlen. „Wir haben hier ein bedauerliches Defizit. Die jetzt veröffentlichten Daten aus den USA sollten auch in Deutschland zu verstärkten Forschungsanstrengungen führen“, fordert Prof. Dr. med. Mathias Freund, Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs. Die Autoren der amerikanischen Studie betonen die große Bedeutung, die die Identifikation von Ursachen für den Anstieg der Krebserkrankungen der Jugendlichen für die Gesellschaft hätte. Originalpublikation: The increasing toll of adolescent cancer incidence in the US Jessica Burkhammer et al.; PLoS One, doi: 10.1371/journal.pone.0172986; 2017