Vermutlich stellt sich in keinem anderen Studiengang so sehr die Frage nach dem Sinn und Zweck, wie in der Medizin. Doch welche Beweggründe treiben Studienanfänger und Studierende eigentlich an?
Das Helfersyndrom
Die allermeisten Studenten antworten auf die Frage, warum sie denn gerade Arzt werden wollen, mit Worten wie: "Weil ich Menschen helfen will!". Diese Einstellung ist ohne Zweifel löblich, aber auch unbedingte Voraussetzung. Wer keinem Menschen helfen will, der hat auch in der Medizin nichts zu suchen. Im Laufe des Studiums oder spätestens im Berufsleben müssen die meisten jedoch einsehen, dass dieser idealistische und oft selbstlose Wunsch nicht der Realität entspricht. Denn schließlich gibt es einfachere Berufe, in denen man Menschen helfen kann - die Arbeit in der Bahnhofsmission etwa. Wer später also einmal 80 Stunden die Woche als Arzt mehr mit Papierkram als mit Menschen zu tun haben will, der sollte schon mehr Gründe aufweisen können.
Frauen, Geld, Macht und Frauen
Zu Ärzten blickt man auf. Kein anderer Berufsstand hat wohl derart viel Ansehen in der Bevölkerung. Aber welcher Student gesteht schon: "Ich studiere Medizin, weil ich ein Halb-Gott in Weiß werden möchte. Die Leute sollen auf mich aufschauen und mich bewundern!" Oder um es noch krasser mit den Worten von Dr. Cox aus der Spielfilmserie "Scrubs" zu sagen: "Ich bin aus den selben vier Gründen Arzt geworden, wie jeder andere auch: Frauen, Geld, Macht und Frauen." Wenn es auch kaum jemand zugeben will: Das Ansehen, das Ärzten entgegengebracht wird, dürfte so mancher im Hinterkopf gehabt haben, als er sein Studium begann. Wer von einem Leben als Halb-Gott in Weiß träumt, der nach seiner Arbeit im Porsche nach Hause in seine Villa fährt, wird allerdings bald enttäuscht. Spätestens, wenn man sich im PJ als Arbeitsklave für lau herum scheuchen lassen muss, merkt man, dass die Sache mit dem Geld kein allzu gutes Motiv darstellt. Und wer als Assistenzarzt dann die straffe Hierarchie in der Klinik an der eigenen Haut erfährt, sieht ein, dass sich auch die Macht im Arzt-Beruf in Grenzen hält. Und eine erfüllte Partnerschaft? Da möchte ich gerne einen mir bekannten Chirurgen zitieren: "Meine Frau hat das Schloss ausgetauscht, meine Kinder siezen mich und mein Hund knurrt, wenn ich nach Hause komme." Das spricht für sich.
Dr. House und Co
Wer kennt sie nicht? Fernsehserien wie Dr. House, Emercency Room, Grey's Anatomy, Scrubs oder die unzähligen Krimis, in denen Pathologen oder Rechtsmediziner jeden noch so kniffligen Fall lösen. Es scheint, als wäre die Medizin zurzeit sehr stark auf der heimischen Mattscheibe vertreten. Während der eine beim kleinsten Blutspritzer entsetzt die Hände vor das Gesicht schlägt, fiebert der andere mit seinen Helden Dr. House, J.D. oder Meredith Grey mit. Dass das Fernsehen da ein sehr unrealistisches Bild vom Arzt-Beruf zeichnet, übersieht der ein oder andere, will es seinen Stars nachmachen und auch Medizin studieren. Wenn das dann mal gut geht...
Abi mit 1,0 - und was nun?
Zugegeben ein solcher Ansporn dürfte nur die wenigsten antreiben. Aber es gibt sie: Schulabgänger mit einem hervorragenden Abitur, die keine bestimmten Berufswünsche haben und sich diesen alleine anhand der Abi-Note aussuchen. Da reicht ein Blick in die NC-Liste der ZVS, gepaart mich einem der anderen Gründe und schon ist man immatrikuliert. Dass sich der Erfolg dieser kleinen Gruppe in Grenzen hält, muss nicht erwähnt werden.
Mama und Papa sind auch Ärzte
Das Elternhaus prägt einen in vielerlei Hinsicht. Es liegt nahe den Beruf der Eltern ebenfalls zu erlernen. Und so finden sich in den medizinischen Fakultäten jede Menge Studenten, von denen mindestens ein Elternteil Arzt ist. Die Vorteile liegen auf der Hand: Wo das Praktikum machen? - Einfach bei Papa in der Praxis. Für die Physik-Klausur nicht gelernt? - "Kein Ding. Mama schreibt mich einfach krank." Außerdem können Ärzte-Kinder später die Praxis der Eltern übernehmen. In Zeiten, in denen es immer schwieriger wird sich niederzulassen, aber auch genauso einen Nachfolger für seine Praxis zu finden, ist dies eine gute Sache - vorausgesetzt der Nachwuchs entscheidet sich auch für das gleiche Fachgebiet.
Der Menschliche Körper als Faszination
Wer möchte nicht gerne alles über sich lernen? Wie sehe ich aus, wie funktioniere ich? Der Mensch als Wesen ist so faszinierend, dass das für viele eine Hauptmotivation darstellt. Und diese Studenten werden nur selten enttäuscht. Denn schon in den ersten Semestern wird der Wissensdurst in Anatomie oder Physiologie mehr als gesättigt. Die vielen Prüfungen und der immense Lernstoff trüben vielleicht das eine oder andere Mal die eigene Motivation, doch das Wissen über den menschlichen Körper stellt eine große Befriedigung dar, die einem durch so manche Durststrecke hilft.
Und deine Wahrheit?
Was war eure eigene Motivation das Studium anzupacken? Seid ihr eher der Helfertyp, der Interessierte oder der Einser-Kandidat? Oder vielleicht hattet ihr einen ganz anderen Antrieb? Dann schreibt uns eure Ansichten im DocCheck Blog, wir freuen uns darauf.