Pünktlich zur Blüte der Beifußambrosie im August hat das Bundesamt für Naturschutz eine Studie vorgelegt. Sie belegt, dass die unerwünschte weil hoch allergene Pflanze sich in Deutschland immer weiter ausbreitet. Auf Heuschnupfen-Patienten könnten harte Zeiten zukommen.
Es gibt manche Gäste, auf die kann man auch verzichten. Das Beifußblättrige Traubenkraut gehört in diese Kategorie. Die auch Ambrosia artemisiifolia oder kurz Ambrosia genannte Pflanze ist eines der Naturprodukte mit dem höchsten allergenen Potenzial überhaupt. Schon zehn Pollen pro Kubikmeter Luft gelten als hoch allergen. Die sonst üblichen Heuschnupfen-Verdächtigen liegen um den Faktor fünf bis zehn darüber.
Vorsicht vor Vogelfutter!
Ambrosia ist eigentlich eine Nordamerikanerin. Sie tauchte 1860 zum ersten Mal in Deutschland auf, in Hamburg, wurde bei den kühlen Hanseaten aber nicht wirklich heimisch. Dagegen breitet sie sich vor allem in Süd- und Osteuropa sehr erfolgreich aus. Norditalien, Südfrankreich und Ungarn gelten als durchseucht. Teile der Schweiz haben mittlerweile auch ein Ambrosienproblem, namentlich das Tessin und die Region Genf. Deutschland und andere Länder Zentral- und Nordeuropas waren lange Zeit weitgehend von ihr verschont geblieben. Doch damit scheint so langsam Schluss zu sein, wie eine neue Studie des Bundesamts für Naturschutz (BFN) belegt. Demnach sind mittlerweile auch in Deutschland bereits 267 Landkreise mit Ambrosia kontaminiert.
Nach Angaben des BFN entspricht das 63 Prozent aller Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland. Vor allem Süddeutschland ist betroffen, aber auch im Rheinland und in der Region Berlin-Brandenburg werden überdurchschnittlich viele Ambrosien gefunden. Das ebenfalls beim Bund angesiedelte Julius-Kühn-Institut (JKI) hat eine Karte ins Netz gestellt, die die Funde im Jahr 2007 illustriert. Einer der Faktoren, die die Ausbreitung begünstigen, ist wohl kontaminiertes Vogelfutter. Zumindest fand die Zeitung Ökotest im Jahr 2007 bei 15 von 18 kommerziell erhältlichen Vogelfutterprodukten Ambrosia-Samen.
Verdachtsdiagnose Ambrosia? Ab in den Müll damit!
Das JKI koordiniert seit 2006 das Nationale Aktionsprogramm Ambrosia mit dem Ziel, die Pflanze wieder loszuwerden. Warum das eine ziemlich gute Idee ist, zeigen Zahlen zur Allergiehäufigkeit in Regionen, in denen Ambrosia sich niedergelassen hat. Zum Teil ließ sich bei mehr als jedem zehnten Bürger eine Sensibilisierung gegenüber dem Allergen nachweisen. Dem entgegen stehen allerdings Untersuchungen aus Italien, in denen die Zunahme der Ambrosia-Pollen nicht mit einer Zunahme der Allergie-Inzidenz zusammen gebracht werden konnte. Trotzdem sind sich die meisten Experten einig, dass gegen Ambrosia vorgegangen werden sollte, weil die Pflanze nicht nur allergen, sondern wahrscheinlich auch "invasiv" ist. Soll heißen: Sie breitet sich auf Kosten anderer Pflanzen aus und gefährdet damit die Biodiversität.
Weil nicht wenige Ambrosien dank Vogelfutter in Privatgärten stehen, rufen JKI und BFN die Bevölkerung zur aktiven Mithilfe gegen den Schädling auf. Einzelpflanzen sollten ausgerissen und dann in den Hausmüll gesteckt - nicht kompostiert - werden. Größere Bestände gilt es zu melden: Sie werden dann mechanisch beseitigt, um nicht durch Herbizideinsatz andere Pflanzen in Mitleidenschaft zu ziehen. Dummerweise ist die Ambrosia nicht ganz leicht zu erkennen: Sie wird rund einen Meter hoch und sieht ähnlich aus wie der einheimische Beifuß. Typisch sind grüne, bis zu 15 Zentimeter lange Blütenstände mit gelb-grünen Blütenköpfen, die wie Trauben angeordnet sind.